Möbelhausunternehmer Kurt Krieger gab auf der Informationsveranstaltung zum „Pankower Tor in der gut besuchten Hoffnungskirche den Charmeur: Erst zählte er die vielen Hürden auf, die in den vergangenen zehn Jahren der Verwirklichung seines Vorhabens namens „Pankower Tor“ im Wege standen: Die jahrelange Weigerung der – damals SPD-geführten – Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, ein Einkaufszentrum zu gestatten, die aus unerfindlichen Gründen von der selben Verwaltung geplante „Planstraße Ost West (POW) entlang der Granitz- bis zur Mühlenstraße, um am Schluss der Aufzählung auszurufen: …„und dann kam Frau Lompscher“!
Dann endlich, sollte das heißen, kam Struktur in die Sache, so dass man nun fast am Ziel sei.
Vom Bezirksbürgermeister zur Chefsache erklärt
Tatsächlich verlor sich das Gezerre um die Gestaltung der Rangierbahnhofsbrache bis Mitte vergangenen Jahres immer mehr in einem unübersichtlichen Kleinklein.
Bei einem Besuch des Möbelhaus-Tycoons auf dem Sommerfest des Pankower Linken im vergangenen Jahr versuchten dann vor allem Bezirksbürgermeister Sören Benn und der mit der Sache seit mindestens acht Jahren besonders intensiv befasste Verkehrsexperte der Linksfraktion Wolfram Kempe, einen neuen Gesprächsansatz mit dem Grundstückseigentümer zu finden.Im Herbst 2017 erklärte Bürgermeister Benn das Pankower Tor zur Chefsache und koordinierte die Verhandlungen zwischen Senat, Bezirk und Kriegers Immobilienunternehmen.
Nun wurde erst einmal all das ausgeklammert, worüber man sich nicht einig war und versuchte, alles andere so zusammenzufassen, dass es von den vorhandenen Differenzen nicht blockiert wird.
Anstelle zweier Schulen jeweils an den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf war nun nur noch ein Gemeinschaftsschulkomplex im Zentrum des Geländes vorgesehen, da sich die ursprünglichen Standorte als ungeeignet erwiesen hatten.
Nach dem Abschluss der Rahmenvereinbarung hatten man die Vorhaben konkretisiert und die Verfahrensschritte erarbeitet, die nun der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Ein Fahrradparkhaus mit 1000 Plätzen sowie eine neue Grünfläche am S-Bahnhof Pankow sind ebenfalls geplant. Auch der „Panke-Trail“, eine Radschnellroute von Buch auf aufgegebener Bahntrasse und Nebenstraßen parallel zur Stettiner Bahn bis hinunter zum Mauerpark soll Teil der Planungen werden. Investitionsvolumen nun: 550 Millionen Euro.
Baurecht schon in zweieinhalb Jahren?
Nun wird unverzüglich ein städtebaulicher Planungswettbewerb ausgeschrieben, parallel dazu wurde eine Onlineplattform freigeschaltet, auf der Anwohner und alle anderen Interessierten ihre Wünsche und Vorstellungen darstellen können.
Für das Frühjahr 2019 ist eine Bürgerwerkstatt geplant, auf der die Zwischenergebnisse präsentiert werden sollen und weitere Vorschläge eingeholt werden sollen. Auch eine Informationstour mit einem „Dialogkiosk“ durch die benachbarten Stadtteile ist vorgesehen.
Im Sommer soll dann der Siegerentwurf vorgestellt und danach konkretisiert werden. Auch die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens ist für das kommende Jahr vorgesehen, das dann im Jahr 2021 mit der Erteilung des Baurechts gekrönt werden soll.
„Im Herbst 2021 werden hier Kräne tanzen“, jubilierte denn auch Kurt Krieger bei seiner Ansprache.
Doch ob das durchaus sportlich zu nennende Ziel tatsächlich erreicht wird, ist keineswegs sicher. Die Änderung des Flächennutzungsplans scheint da eher eine überwindbare Hürde zu sein.
Noch einige Hürden zu überwinden
Anders sieht das schon bei den zu erwartenden Verkehrsströmen zum Möbelhaus und dem Einkaufszentrum aus: Noch immer gibt es dazu kein verlässliches Verkehrsgutachten. Die Prenzlauer Promenade und die Berliner Straße sind heute schon überlastet, und noch mehr Autos, erklärte Bürgermeister Benn, vertrage die Stadt nicht. Das Areal müsse mit dem öffentlichen Personennahverkehr erschlossen werden.
Auch die Verträglichkeitsstudie bezüglich des Einkaufszentrums muss erst noch erstellt werden. Fällt nur eines von beiden Gutachten negativ aus, müsste wohl umgeplant werden.
Auch was nun mit dem Rund- und dem Ringlokschuppen geschehen soll, ist unklar. Zur Zeit streiten sich Bezirk und Krieger über die Erhaltung der denkmalgeschützten Gebäude. Krieger möchte zumindest den Ringlokschuppen und die aus den 1950er Jahren stammenden Funktionsgebäude abreißen und nannte den Denkmalschutz „fanatisch“.
Konfliktstoff und Unsicherheiten sind also noch reichlich vorhanden. Dennoch war erkennbar, dass beide Seiten nun endlich vorankommen wollen.
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