Im seinem Bericht an die Bezirksverordneten im BVV-Ausschuss für Stadtentwicklung und Grünanlagen bezeichnete Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/ Die Grünen) am Dienstag Abend einen Pressebericht, demzufolge bei dem geplanten Neubauprojekt an der Michelangelostraße der Wohnungsbau erst im Jahr 2035 beginnen sollte, als „Falschmeldung“.
Kuhn reagierte damit auf einen Artikel der Berliner Morgenpost vom Montag, in dem zu lesen war, dass sich die Kräne in dem künftigen Neubaugebiet erst im Jahr 2035 zu drehen begännen.
Tatsächlich aber, so Kuhn sei mit einem Beginn des Wohnungsbaus in acht oder neun Jahren zu rechnen.
Planfeststellungsverfahren für Straßenneubau kostet Zeit
Als Grund für den dennoch nicht kurzen Zeitraum bis zum Baubeginn, nannte er den Neubau der Straße. Diese werde nicht nur einfach verbreitert, sondern müsse völlig neu gebaut werden, da erstens der Untergrund der Fahrbahn hinfällig sei und darüber hinaus auch in der Mitte Platz für eine Straßenbahntrasse geschaffen wird. Außerdem sei entlang der Wohnbauten eine Art Boulevard geplant. Für diesen Totalumbau sei aber ein zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren unumgänglich.
Erst nach der Fertigstellung der Straße werde dann der bisherige Parkplatz mit Wohnhäusern bebaut. Während der Bauzeit wird dann die künftige Straßenbahntrasse als Parkplatz genutzt.
Mit dem Bau einer letzten Tranche von Wohnhäusern im Michelangeloviertel werde, so Kuhn, allerdings tatsächlich erst im Jahr 2035 begonnen Dies läge aber daran, dass sich die Genossenschaft, auf deren Grund und Boden die Häuser entstehen sollen, sich vorher nicht dazu in der Lage sieht.
Mittlerweile hat die Berliner Morgenpost ihre Darstellung in ihrer Online-Ausgabe zum Teil korrigiert.
Dialogverfahren mit Vorbildcharakter
Das Wohnungsbauprojekt Michelangelostraße ist das erste im Bezirk, dass mit einer umfangreichen Bürgerbeteiligung entwickelt wurde.
Auslöser war eine für die Anwohner überraschende Bekanntgabe von Bauplänen, von denen sich die Bewohner des Plattenviertels überrumpelt sahen.
Bei der ersten Behandlung des Vorhabens durch den BVV-Ausschuss für Stadtentwicklung, dessen ursprüngliche Ausformung auf einem vom Senat veranstalteten Wettbewerb beruhte, erschienen rund 300 Anwohner, von denen nur 30 im viel zu kleinen Sitzungsraum Platz fanden.
Bei einer später veranstalteten Bürgeranhörung drängelten sich rund 1.000 Mieter aus dem Michelangelokiez in der Gethsemanekirche, die deutlich machten: Wir möchten bei der Gestaltung unseres ureigensten Lebensumfeldes mitreden.
Es gründeten sich zwei Interessenvereine, die ihre Ansichten mit in den Planungsprozess mit einbringen wollten. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurde ein Dialogverfahren entwickelt, das nun für andere Projekte als Vorbild dienen soll.
Schule kommt zuerst
Eine Lehre aus der Auseinandersetzung: Die Betroffenen sollen nun stets von Anfang an in die Bauplanungen mit einbezogen werden, denn das fördert nicht nur die Akzeptanz, sondern sorgt letztlich auch für eine Beschleunigung der Realisierung, da zeitraubende Proteste und Widersprüche so vermieden werden können.
Von dem einstigen Wettbewerbsentwurf ist indes nicht mehr viel übrig geblieben. Statt der einst anvisierten 2.500 Wohneinheiten sind 1.200 übrig geblieben. Dies liegt zum einen an der – vom damaligen Wettbewerbsentwurf noch nicht berücksichtigten – Verbreiterung der Straße, zum anderen aber auch an der Reduzierung der Baukörper, die sich dazu beitragen soll, dass keine Betonwüste am Rande von Prenzlauer Berg entsteht.
Unabhängig vom Straßenbau, der dem Wohnungsbau vorangehen soll, wird jedoch schon zuvor eine neue Schule gebaut werden.
Ulf Teichert
Feb 07. 2019
Hi,
in der Morgenpost stand nicht, dass 2035 der Baubeginn erfolgen soll, sondern dass dann die Arbeiten am neuen Quartier abgeschlossen sein werden. Insofern war die Falschmeldung keine solche und die Kuhnsche Empörung überflüssig.
Gruß