Giovanna, Lifeline, ELDORADO… – Markus Imhoof und Claus-Peter Reisch heute im „KuBIZ“


 

In den vierzig Jahren der deutschen Teilung sollen an der deutsch-deutschen Grenze bis zu 1.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Die meisten von ihnen wurden nicht politisch verfolgt – sie bloß ein besseres Leben, als sie es in der DDR hatten. Heute würde man sie „Wirtschaftsflüchtlinge“ nennen. Jene aus dem Westen, die Menschen aus der DDR zur Flucht in die Bundesrepublik verhalfen, werden heute als Helden verehrt. In der DDR hingegen nannte sie stattdessen „Schlepper“ und Menschenhändler und machte ihnen – so man ihrer habhaft wurde, den Prozess.

Jahr für Jahr wird am 13. August, dem Jahrestag der Errichtung der Mauer, die Ost- von West-Berlin dann 28 Jahre trennen sollte, der Toten gedacht und Politiker aller Farben verurteilen auch im Nachhinein noch das Grenzregime als verbrecherisch.

Bis zu 1.000 Tote in 40 Jahren, eine schrecklich große Zahl. Die Europäische Union schafft diese an ihrer „Mauer“, dem Mittelmeer, innerhalb weniger Monate.
 

Mauer Mittelmeer

Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Toten oder als vermisst gemeldeten Menschen im Mittelmeer laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bei 2.262, im Jahr davor wurden gar 3.139 Todes- oder Vermisstenfälle registriert.

Die Menschen, die die Flüchtenden vor dem Ertrinken retten wollen, werden heute nicht selten als Schlepper oder gar Menschenhändler verunglimpft. Einer von ihnen ist Claus-Peter Reisch, Kapitän des Seenot-Rettungsschiffs Lifeline.
Reisch steht seit dem 2. Juli im EU-Staat Malta vor Gericht. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Reisch wird vorgeworfen, die „Lifeline“ fehlerhaft registriert zu haben. Nach Angaben der Hilfsorganisation fährt sie unter niederländischer Flagge.

Aber Claus-Peter Reisch bekommt auch Hilfe Solidarität von vielen human denkenden Menschen und Auszeichnungen. In der vergangenen Woche war es der Löwenherz-Preis der Organisation „Human Projects“, den ihm im Weimarer Nationaltheater der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) überreichte. Am 7. April erhält Reisch den Lew-Kopelew-Preis in Köln – aus den Händen von Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn.

Und manchmal wird er auch gebeten, einen Preis zu überreichen. So den Bayrischen Fernsehpreis an den Schweizer Regisseur Markus Imhoof den Preis für den besten Dokumentarfilm, „Eldorado“.

 

Über den Film“

Das Einzige, was uns am Ende bleibt, sind Erinnerungen, die auf Liebe basieren.“

Es ist eine solche Erinnerung, die den preisgekrönten Regisseur Markus Imhoof sein Leben lang begleitet hat: Es ist Winter, die Schweiz ist das neutrale Land inmitten des Zweiten Weltkriegs und Markus Imhoofs Mutter wählt am Güterbahnhof ein italienisches Flüchtlingskind aus, um es aufzupäppeln. Das Mädchen heißt Giovanna – und verändert den Blick, mit dem der kleine Markus die Welt sieht.

70 Jahre später kommen wieder Fremde nach Europa. Markus Imhoof hat Giovanna nie vergessen, hat ihre Spuren verfolgt und in ihrem Land gelebt. Nun geht er an Bord eines Schiffes der italienischen Marine, es ist die Operation „Mare Nostrum“, in deren Verlauf mehr als 100.000 Menschen aus dem Mittelmeer gezogen werden. Mit den Augen des Kindes, das er damals war, spürt er den Fragen nach, die ihn seit jeher umtreiben.

Markus Imhoof erzählt nach seinem herausragenden und u.a. mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Kinoerfolg MORE THAN HONEY erneut eine sehr persönliche Geschichte, um ein globales Phänomen erfahrbar zu machen. Seine Fragen nach Menschlichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung in der heutigen Welt führen ihn zurück zu den Erlebnissen seiner Kindheit und seiner ersten Liebe.


 
Heute, Mittwoch dem 27. März findet um 19.00 im KuBIZ Raoul Wallenberg (Bernkasteler Str. 78, 13088 Berlin-Weißensee) eine Vorführung des Films „Eldorado“ statt. Im Anschluss findet eine Diskussion mit dem Regisseur Markus Imhoof und dem Kapitän des Seenot-Rettungsschiffs Lifeline, Claus-Peter Reisch, statt.

 

Screenshot oben: Bayrischer Rundfunk

 



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