Stephan Wirtensohn ist Fraktionsvorsitzender der AfD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Pankow. Dort erscheint er stets im Businesslook mit Anzug und Krawatte.
Zuweilen stellt er Anfragen an das Bezirksamt, bei denen er Auskunft über „linksextremistische Strukturen“ in Pankow einfordert. Und es ganz genau wissen will – bis hin zu persönlichen Daten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jugendfreizeiteinrichtungen. „Linksetremismus“ – das zeigen seine Fragen – beginnt bei ihm bereits auf Höhe der SPD.Außerhalb des BVV-Saals posiert Stephan Wirtensohn auch schon mal im lockeren Sommerlook. Dann kann es vorkommen, dass er statt der Krawatte ein modisches Schnellfeuergewehr trägt, von ihm liebevoll „Antifaneutralisator“ genannt . So wie auf dem Foto oben links, das er offenbar im Dezember 2017 an einen Partei- und Gesinnungsfreund verschickt hatte.
Der Partei- und Gesinnungsfreund heißt Andreas Geithe und sitzt für die AfD als Bürgerdeputierter im BVV-Ausschuss für Soziales, Senior*innen, Arbeit und Wirtschaft.
Nachdem kürzlich innerparteilich ruchbar wurde, dass Geithe in den 1990er Jahren nicht nur Mitglied der dann verbotenen rechtskriminellen „Nationalistischen Front“, sondern auch in einer Nachfolgeorganisation aktiv war, will man ihn loswerden. Es sei doch nur eine Frage der Zeit, so Wirtensohn gegenüber der Prenzlberger Stimme, bis die „Antifa“ diesen Tatbestand auch herausgefunden hätte und dies öffentlich mache. Daher müsse Schaden von der Partei abgewendet werden und Geithe sein Bürgerdeputiertenmandat niederlegen. Dass Geithe seinen übersichtlichen Twitteraccount 2017 mit dem Gruß „Heil…“ eröffnet hatte und er kurz darauf öffentlich forderte „wir sollten eine SA gründen und aufräumen!“, muss den verfassungstreuen AfDlern irgendwie entgangenen sein.
Egal.
Geithe jedenfalls will seinen Bürgerdeputiertenstuhl nicht räumen. In einem Brief an Wirtensohn, an den er das „Neutralisatorfoto“ anhängte, warf er Wirtensohn vor, ihn mit „fremdenfeindlichen, gewaltverherrlichenden und die Grenzen des strafrechtlichen relevanten auslotenden Nachrichten ‚zugetextet‘ (zu) haben“ und klagt darüber, dass der Fraktionsvorsitzende seine Macht missbrauche, um ihn loszuwerden. Denn die AfD-Fraktion hat einen Ausschlussantrag gestellt, der am kommenden Mittwoch in einer nichtöffentlichen Sitzung Bezirksverordnetenversammlung behandelt wird.
Der Verbleib von Stephan Wirtensohn steht da nicht auf der Tagesordnung. Warum auch? Das Foto mit dem „Antifaneutralisator“ sei ja gar nicht in Deutschland entstanden, erklärte er der Prenzlberger Stimme. Eine Waffe besitze er auch nicht. Es sei ein Urlaubsfoto – weiter nichts.
Außerdem hätte er ja seine Chatnachricht an Geithe mit einem Smiley versehen.
Veit Rausch via Facebook
Apr. 05. 2019
Nazismiley :=)
Marco Fechner via Facebook
Apr. 05. 2019
Was für ein Pack…
Ute Dähnel via Facebook
Apr. 05. 2019
Wobei… Wenn sie sich selbst zerfleischen…
Benji Schneider via Facebook
Apr. 05. 2019
nach all den jahren überrascht einen ja nichts mehr. Polizei ist hoffentlch schon informiert…
Lars Müller
Apr. 06. 2019
Wie schlecht recherchiert ist denn bitte der Teil über den vermeintlichen Twitter-Account des Andres Geithe. Jeder, der sich auch nur ein bisschen mit Social Media auskennt, hätte sofort sehen müssen, dass es sich hierbei um einen offensichtlichen Take-Account handelt, der im Zuge der Bundestagswahl 2017 erstellt wurde.
von ODK
Apr. 06. 2019
Mit Fakes scheinen Sie sich ja bestens auszukennen, Herr MdA Mohr… äh… Lars müller. 😀
Salvo
Apr. 09. 2019
Warum sind alle Mitglieder weitestgehend so merkbefreit. Auf jeden Fall werde ich den Wirtensohn mal als Antifaschist direkt ansprechen, ihn fragen, ob er Lust hätte mich zu neutralisieren. Falls er verneinen sollte, werde ich ihm das Gegenteil aus meiner Sich tklar machen und ihn dafür bestrafen, hochtrabende Bilder zu posten, die evtl. mein Ableben in Betracht ziehen.
Mir reichts. Ich rede nicht mit der AfD, ich verprügel die AfD. Jeden einzelnen verschissen Faschisten hau ich ab jetzt ohne große Diskussion direkt in die Fresse. Nur so kapieren die das, …
Rainer Tetsch
Apr. 09. 2019
Na gut, ich glaube aber nicht, dass Wirthensohn das Bild selber gepostet hat. Finde den Fehler! Da Du aber hier direkt kriminelle Handlungen ankündigt, bist Du als Person selber zu hinterfragen. Links ist anders.
von ODK
Apr. 10. 2019
Dass er das Bild selbst an seinen Parteifreund sendete, hat Wirtensohn bestätigt.
Im Übrigen gehe ich davon aus, dass die Reaktion von Salvo hier keine Ankündigung einer kriminellen Handlung ist, sondern einfach eine verbale Reaktion des Entsetzens und der.. ,, ja,,,, Ratlosigkeit ist, der man wohl anheimfällt, wenn einem so direkt und kaltschnäuzig die eigene „Neutralisation“ angekündigt wird.
Rainer Tetsch
Apr. 07. 2019
Ich bin schockiert über dieses und hoffe, dass sich die Partei davon distanziert. Nazivergangenheit ist ein no go, so wenn dieses stimmt.