Ginge es nach Tobias Kraudzun, dem Sprecher des Netzwerks „Fahrradfreundliches Pankow“, würde Prenzlauer Berg in „Superblocks“ aufgeteilt werden.
Die „Superblocks“ sind ein in Barcelona praktiziertes Modell Dabei werden mehrere Häuserblöcke zu einem „Superblock“ zusammengefasst, in dessen Innern so gut wie kein Kraftverkehr stattfindet. Fußgänger und Radfahrer haben Vorrang, Anwohner und Lieferverkehr können hineinfahren, der übrige Verkehr aber wird umgeleitet.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt dort bei zehn Stundenkilometern.
Spielparty in der Gneiststraße
Von solchen Lösungen ist Berlin, ist Pankow und ist auch Prenzlauer Berg noch weit entfernt. Aber die Forderungen nach fahrrad- und fußgängerfreundlichen Wohnstraßen werden immer massiver – doch nicht zuletzt Pankow, der kinderreichsten Bezirk Berlins, tut sich noch immer schwer damit, Spiel- und Fahrradstraßen auszuweisen. Ebenso steht es mit der Verkehrsberuhigung – sprich: der Befreiung der Wohnstraßen vom Durchgangsverkehr.
„Voll Leben statt voll Gas“ war deshalb das Motto der Veranstaltung, auf der am Sonntag über 100 Menschen gegen den „rasenden Durchgangsverkehr“ in der Gneiststraße protestierten.
Organsiert wurde die Veranstaltung von der AG Verkehr der Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe und Bündnis 90/Die Grünen aus Pankow. Sie wollten damit zeigen, dass eine Wohnstraße mehr sein kann, als nur eine schnelle Durchfahrt für Berufspendler, Transporter und Taxis, sondern ein ein lebendiger Ort sein sollte, an dem das Kiezleben stattfindet.
„Europaball“ in der Senefelderstraße
Seit fünfzehn Jahren bemüht sich die AG mit Anträgen und Straßenfesten um Verkehrsberuhigung im Helmholtzplatzkiez. Seitdem wurden Gehwegvorstreckungen eingerichtet, die zwar den Fußgängern an den Kreuzungen den Durchgang erleichtern sollen, aber Autos, die teilweise mit 70 km/h durch die Straßen rasen, nicht wirksam ausbremsen. Der zunehmende Durchgangsverkehr macht den Aufenthalt im öffentlichen Raum für Kinder gefährlich und sorgt für Lärm und dicke Luft in den schmalen Straßen.
Die selben Organisatoren werden am morgigen Donnerstag zwischen 16 und 18 Uhr vor der Grundschule „Eliashof“ und dem MachmItMuseum für Kinder in der Senefelderstraße ein „Europaball“-Turnier organisieren.
Der dort eigentlich vorhandene verkehrsberuhigte Bereich kann trotz der eindeutigen Markierung nicht zum Spielen genutzt werden, weil auch dort der Durchgangsverkehr rollt.
Temporäre Spielstraße in der Zielgeraden
Bereits heute zwischen wird es wieder einmal um die „Temporäre Spielstraße“ in der Gudvanger Straße gehen. Hier bemüht sich seit drei Jahren eine Elterninitiative, eine zeitlich begrenzte Spielstraße einzurichten. Einige wenige Anwohner klagte dagegen, so dass die Sache erst einmal wieder auf Eis gelegt wurde.
Nach langem Hin und her wandte sich der aus Prenzlauer Berg kommende bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar mit einer Anfrage an die Bundesregierung, in der wiessen wollte, welche rechtlichen Erfordernisse die Einrichtung einer Spielstraße auf Zeit benötigen. Die Antwort war verblüffend simpel:
Es muss nur unter dem Verkehrszeichen „Allgemeines Fahrverbot“ (roter Kreis auf weißem Untergrund) noch ein kleines Zusatzschild angebracht werden (siehe unten).
Die Auskunft des Bundesverkehrsminiusteriums reichte den Verantwortlichen Im Bezirk aber nicht: Das Bezirksamt behielt sich vor, die rechtliche Klarstellung der Bundesregierung erst noch einmal juristisch zu prüfen.
Die Prüfung scheint nun – positiv – abgeschlossen zu sein. Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn erklärte heute Mittag der Prenzlberger Stimme, soweit er es zeitlich schaffe, werde er die Schilder zur Anordnung der Temporären Spielstraße selbst in die Gudvanger Straße bringen.
Foto oben: Patrizia Flores