Anwohner und Passanten konnten am vergangenen Sonntag zwischen der Prenzlauer Allee und dem Ostseeplatz Seltsames beobachten: Jeweils eine Handvoll junger Menschen, bewaffnet mit Flatterband und Kladde, schienen irgend etwas zu vermessen. Aber was? Wer fragte, bekam Auskunft: Hier werden Parkplätze gezählt.
Ausgedacht hat sich das die Initiative „ParkplatzTransform“, die sich im Mai dieses Jahres gegründet hatte. Parkplätze sind Raumverschwendung sagt Initiative-Sprecherin Natalie Pavlovic.
Sie sind öffentlicher Raum, der durch parkende PKW privatisiert wird. Zwar gebe es einen Senatsbeschluss, der die Parkraumbewirtschaftung innerhalb des S-Bahn-Innenrings von bisher 40 Prozent auf 75 Prozent ausgeweitet werden soll – aber sei zu wenig. Auch die Gebühren finden die Leute von „ParkplatzTransform“ zu gering.
Parkplätze: Teurer Boden für wenig Geld
Zu Letzterem hatten die Betreibern des Twitter-Accounts @Zossener48 eine interessante Überlegung angestellt: Der Bodenrichtwert für Bauland im Kreuzberger Wrangelkiez beträgt 4.000 €/ m² ist gerade der Bodenrichtwert im Wrangelkiez für Bauland. Den Wert auf das Straßenland übertragen, würde ein Parkplatz 40.000 € kosten und müsste mit rund 17 €/m² monatlich an Miete kosten – das wären dann 170 € je Parkplatz im Monat reine Kostenmiete. Das ist auf die Situation in Prenzlauer Berg durchaus übertragbar.
Anzahl der Parkplätze oft unbekannt
Dieser von privaten Autobesitzern gratis oder für wenig Geld genutzte Raum könnte sinnvoller verwendet werden, meint Natalie Pavlovic. Als Grünflächen oder auch als Spielstraßen. Genauso wären die Flächen auch für den Lieferverkehr wichtig, der dort halten könnte, ohne einen Radweg zu blockieren. Oder auch Busspuren oder Care-Sharing-Stationen wären möglich.
Oft wüssten aber selbst die zuständigen Behörden in der Landes- und den Bezirksverwaltungen gar nicht, wieviel Parkplätze es in ihrem Zuständigkeitsbereich überhaupt gibt. Nur dort, wo es bereits eine Parkraumbewirtschaftung oder vorbereitende Untersuchungen dazu gibt, sind genaue Zahlen verfügbar.
Warum aber findet dann die ersten Zählung ausgerechnet in Ptrenzlauer Berg statt, wo die Parkraumbewirtschaftung fast flächendeckend ist?
Das ist ein Test, sagt Luke Haywood, einer der Gründer der Initiative, mit dem man herausfinden kann, wie genau die Zählungen sind.
Ziel ist eine Art berlinweiter „Parkplatzkataster“
Fünfzehn Mitzähler hatte die Initiative an diesem Sonntag erwartet – um die vierzig kamen tatsächlich zum Treffpunkt in der Brotfabrik an der Weißenseer Spitze. Nach einer Einweisung bekam jedes Zählteam einen Bereich zugeordnet und eine Kladde in die Hand gedrückt, auf der unterschiedliche Merkmale der gezählten Parkplätze zu notieren waren.
Ein paar Stunden später dann die Auswertung der Zählung rund um die Weißenseer Spitze:
1.824 Parkplätze mit einer Gesamtfläche von 29.111 m², die im öffentlichen Raum mit Autos belegt ist. „Das ist eine sehr ungerechte Flächenaufteilung“, findet Natalie Pavlovic. „Zum Vergleich: Hier gibt es einen Spielplatz in der Größe von 898 m² und 720 m² für öffentliche Grünanlagen.“
Dem ersten Testlauf sollen weitere Zählungen folgen. Nicht nur innerhalb des S-Bahnrings, sondern auch darüber hinaus soll gezählt und damit aufgezeigt werden, wieviel Platz in dieser Stadt tatsächlich vorhanden wäre, wenn er nicht von herumstehenden Autos blockiert würde.
Münden soll das alles in einer App, die so konstruiert ist, dass jeder die in seinem Umfeld vorhandenen Parkplätze dort eintragen kann, so dass eine Art Parkplatzkataster für die gesamte Stadt entsteht.
Bis diese Applikation gebaut ist, wird aber erstmal weiter zu Fuß gezählt.
Weitere Informationen unter https://www.xtransform.org
Fotos: Parkplatztransform
Andreas Wendt via Facebook
Dez 20. 2019
Das ist wohl das Erbe langjährige geförderter Straßenparkerei. Hier hätte man bereits bei Bauanträgen auf geeignete Stellplätze auf dem Grundstück hinweisen müssen.
Wer ein Auto hat, hat keineswegs das Recht eine Stellfläche auf der Straße zu beanspruchen
Martin Ibert via Facebook
Dez 20. 2019
Wo steht das?
Heiko Weichert via Facebook
Dez 20. 2019
Martin Ibert, es gibt kein Recht auf einen öffentlichen Parkplatz. Die ersten Länder sind auch bereits dazu übergegangen, eine Fahrzeugzulassung nur durchzuführen, wenn ein privater Parkplatz nachgewiesen wird. Muss auch bei uns in Deutschland so kommen.
Martin Ibert via Facebook
Dez 21. 2019
Heiko Ich höre das immer wieder, aber ich sehe niemals Belege dafür. Die StVO sieht parken genauso vor wie fahren. Autofahrer bezahlen die gesamten Investitiionen in die Straßeninfrastruktur inklusive aller Radwege (auch wenn es versteckte Kosten gibt, genau wie versteckten Nutzen, yadda yadda, weiß ich), also warum sollten sie nur fahren, aber nicht parken dürfen?
Fahrradfahrer dürfen übrigens im Rahmen des Gemeingebrauchs an öffentlichen Straßen praktisch überall parken, obwohl sie keinen spezifischen Beitrag zu deren Bau und Unterhalt leisten. (Ehe es zu Mißverständnissen kommt: finde ich gut.) Warum wird versucht, Autofahrern zu verwehren, wenigstens angemessene Parkflächen zu nutzen?
Daß Autofahrer nicht erwarten können, überall und jederzeit kostenlosen Parkraum vorzufinden, ist klar. Aber angemessener Parkraum gehört genauso zu den Zielen ausgewogener Verkehrspolitik wie angemessene Fahrradinfrastruktur. Es kann kein „alles für mich und nichts für die anderen “ geben.
Heiko Weichert via Facebook
Dez 21. 2019
Martin Ibert, bei jedem geplanten Neubau oder auch wenn am Altbestand bauliche Veränderungen vorgenommen werden, ist entsprechend dem Bebauungsplan privater Parkraum nachzuweisen, sonst gibt es keine Baugenehmigung. Inzwischen gibt es viel zu viele Autos, deshalb wird es zum Problem und der öffentliche Parkraum, der der Allgemeinheit (ohne Rechtsanspruch) zur Verfügung gestellt wird, reicht nicht mehr aus. Teilweise werden Parkflächen umgewandelt in Fahrradparkplätze, was richtig ist, wenn man die Mobilität verändern will. So wird es enger für private Fahrzeuge und darauf müssen sich alle einstellen.
Martin Ibert via Facebook
Dez 21. 2019
Heiko Alles richtig, ändert aber nichts daran, daß angemessener Parkraum immer noch dazu gehört. Daß es bei einer Neuverteilung des Stadtraums zu Einschränkungen beim Parkraum kommen wird, ist klar. Ich habe nur ein Problem damit, wenn hier Leute so tun, als wäre kostenloser Parkraum im öffentlichen Straßenraum grundsätzlich in Frage zu stellen. Dafür finde ich keine plausible Begründung.
Heiko Weichert via Facebook
Dez 21. 2019
Martin Ibert, es gibt ja öffentlichen Parkraum, nur gibt es da keinen Anspruch drauf. Wenn z.B. die Stadt oder Gemeinde Halteverbotszonen einrichtet, ist das ebenso hinzunehmen, wie die Einrichtung von Fußgängerzonen, Fahrradwegen, Fahrradparkplätzen auf bisherigen Autoparkflächen, Grünoasen, Freiflächen für Gastronomie usw. Wenn man dann keinen Parkplatz mehr findet, muss man auch weiter entfernt Parkflächen suchen, denn auch für Bequemlichkeit gibt es kein Rechtsanspruch. Das private Auto wird zukünftig weiter zurückgedrängt, dem Klimawandel geschuldet.
Jörg Wiede via Facebook
Dez 21. 2019
Martin Ibert, was ist denn „angemessener Parkraum“? Hört sich für mich doch schwer nach überzogener Erwartungshaltung an. Wieso meint man, überall mit dem Auto reinfahren und dann auch noch für wenig Geld da parken zu können? Also mir fällt da kein rationaler Grund für ein.
Jan Tim Schüszler via Facebook
Dez 21. 2019
Martin Ibert „Autofahrer bezahlen die gesamten Investitiionen in die Straßeninfrastruktur inklusive aller Radwege“. Wo hast Du das denn her? Investitionen in (Straßen-)Infrastruktur werden aus Steuergeldern gezahlt, und Steuern zahlen alle, auch Nicht-Autofahrer. Und der Anteil von Energiesteuer, Kfz-Steuer etc an meiner (!) Gesamtsteuerlast ist marginal. Die These „Autofahrer zahlen die Infrastruktur“ ist nicht zu halten. Das gilt im Übrigen erst recht für die Instandhaltung. Schadensverursachung durch Lkw und Pkw stehen in keinem Verhältnis zur Kostentragung.
Christoph Aylan Schaab via Facebook
Dez 21. 2019
Martin Ibert, ähm, auch autofahrende leisten keinen „spezifischen beitrag“ für bau und instandhaltung der innerörtlichen verkehrsinfrastruktur.
Martin Ibert via Facebook
Dez 21. 2019
Nicht spezifisch im Sinne von zweckgebunden. Spezifisch im Sinne von „wird nur von Autofahrern erhoben“.
Ulrich Koßmann via Facebook
Dez 20. 2019
In den Bauordnungen (länderspezifisch) steht meistens drin, dass bei Neubauten eine Zahl von Stellplätzen nachgewiesen werden muss. Können diese nicht dargestellt werden muss eine Stellplatzabgabe an die Kommune entrichtet werden.
Jörg Wiede via Facebook
Dez 21. 2019
Ulrich Koßmann, wobei diese Stellplatzpflicht unglaublicher Blödsinn ist. Es sollten so wenig wie möglich Stellplätze gebaut werden. Das geht alles zu Lasten anderer Verkehrsteilnehmer und bevorzugt Gutverdiener.
Bernd Schmitt via Facebook
Dez 21. 2019
deshalb werden neubauten und auch altbauten nachträglich mit tiefgarage versehen.und ja es müssen auch öffentliche parkplätze ausgewiesen werden,die müssen sich aber nicht am haus befinden sondern nur gut zu fuß erreichbar sein.da parkplätze extrem teuer sein können vermeiden dies autofahrer oft.dieser unsinn muß beseitigt werden mit minimalen preisen bis kostenlos.dann werdet ihr kein fahrzeug auf der strasse mehr sehen und fahrradstreifen in fahrspurbreite möglich ohne parstreifen.
Ulli Nolte via Facebook
Dez 20. 2019
Macht Radwege aus den Parkstreifen
Sandra Kuhnert via Facebook
Dez 20. 2019
🤢
Christoph Keller via Facebook
Dez 21. 2019
Supersache, an der frischen Luft & in Bewegung, macht Spaß gemeinsam und man schafft schnell ganze Straßenzüge! Und die Daten sind richtig wichtig, und wollen wir bei allem auf den Staat warten?
Michael Sche via Facebook
Dez 21. 2019
19.000m2 für parkende Autos, 1600m2 für spielende Kinder. Traurige Gesellschaft.
Maik Gommert via Facebook
Jan 12. 2020
Die tanzen doch alle ihren Namen… wenn die zuviel Zeit haben, dann können die mein Garten umgraben und Unkraut entfernen.
Kannst de echt nur mit Konfetti bewerfen und auslachen!
Mike Kluge via Facebook
Jan 13. 2020
Was erwartet ihr von diesen Wesen, Schule schwänzen ungebildet mit eingebildeter Meinung