Ab Spätsommer 2020: Radwege statt Parkplätze in der Schönhauser Allee

 

Ab dem Spätsommer 2020 wird in der Schönhauser Allee zwischen der Stargarder und Wichertstraße einen geschützten Radweg geben. Das erklärte Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) auf einer Veranstaltung zum Verkehrssicherheitstag am Samstag auf der Schönhauser Allee – allerdings mit der Einschränkung „wenn alles optimal läuft“.

Laut Kuhn sollen die notwendigen Verkehrsuntersuchungen vom Bezirksamt „in Vorleistung für die Senatsverkehrsverwaltung“ noch in diesem Jahr vorgenommen werden. Nach Auswertung der Ergebnisse werde die landeseigene Infravelo GmbH die Ausführung übernehmen.

Dabei wird sowohl auf der Ost-, als auch der Westseite der Schönhauser Allee zwischen Wichert- bzw. Schivelbeiner Straße die rechte Fahrspur, die derzeit fürs Parken genutzt wird, zu einer „Protected Bike Lane“, einem geschützten Radweg ausgebaut.

Damit wird einem Beschluss der Pankower Bezirksverordnetenversammlung vom vergangenen Jahr zumindest zum Teil Genüge getan, in dem das Bezirksamt aufgefordert wurde, sich bei der Senatsverkehrsverwaltung dafür einsetzen, dass der bisherige schmale, sich auf Bürgersteighöhe befindliche Radweg zwischen der Stargarder und der Wisbyer Straße auf die bisherige Parkspur der Schönhauser Allee verlegt wird. Der bisherige Radweg soll dann Teil des Bürgersteigs werden.

Doch die Idee ist schon älter und geht auf einen viel weitergehenden Vorschlag des dänischen Architekturbüro Gehl Architects aus dem jahr 2015 zurück.

 

Übriggebliebener teil eines ambitionierten Projekts

Bei einer Reihe von der damaligen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt initiierten und finanzierten Workshops mit den Dänen, die sich mit Fahrrad- und fußgängerfreundlichen Verkehrslösungen in San Francisco, Shanghai und anderswo auf der Welt einen Namen gemacht haben, entwickelten Vertreter aus der Bezirkspolitik, Anwohner und ortsansässige Gewerbetreibende drei sich jeweils steigernde Variantenen zue Verkehrsberuhigung der Schönhauser Allee.

In Phase Eins sollten für einen Sommer zwischen der Eberswalder und der Wichertstraße auf der Ostseite der Schönhauser Parkplätze wegfallen und an deren Stelle sogenannte „Parklets“ aufgestellt werden: Transportable Holzpodien auf denen Bänke und Tische zum Verweilen einladen, aber auch Abstellplätze für Fahrräder oder Minigrünanlagen den vorherigen Parkplatzraum füllen.
Auch der Fußgängerübergang zur U-Bahn sollte breiter werden.

Im Jahr darauf war die zweite Phase vorgesehen: Die Verlagerung des Fahrradverkehr vom Gehweg auf die rechte Fahrbahnspur. Damit würden dann alle Parkplätze auf der Strecke zwischen Stargarder und Wichertstraße wegfallen.
Auch dies sollte zuerst nur temporär geschehen, um zu sehen, wie sich dies auf den Verkehr auswirkt – und natürlich auch welche Akzeptanz ein solcher Einschnitt bei Anwohnern und Passanten hat.

 

Umsetzung vergeigt

Der dritte, radikalste Schritt war im dritten Jahr des Experiments vorgesehen: Die Sperrung der Ostseite für den Autoverkehr, der sich dann mit jeweils einer Spur auf der Westseite der Allee begnügen müsste.
Die drei Versuchsanordnungen sollten jeweils in den – verkehrsärmeren – Sommermonaten stattfinden. Zum jeweiligen Herbst war dann ein Rückbau und die Auswertung des Experiments vorgesehen.

Der dazu nötige Umbau der Schönhauser Allee sollte mit Fördergeldern des Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative realisiert werden. Doch dann wurde festgestellt, dass dieses Projekt für diese Fördermöglichkeit zu klein ist. Das Projekt so auszudehnen, dass es die erforderliche Größe erreicht – das ist offenbar niemand eingefallen.

 

Ein erster Schritt

Was von all den hochfliegenden Plänen übrig blieb, waren vier Parklets, die mit erheblicher Verspätung seit vergangenen Herbst nun ziemlich sinnfrei in der Schönhauser Alle herumstehen.

Mit der Umwidmung der rechten Fahrspuren auf der relativ kurzen Strecke zwischen Wichert- und Stargarder Straße ist nun tatsächlich ein erster – wenn auch kleiner – Schritt zur Verbesserung des Radverkehrs auf dieser vielbefahrenen Magistrale in Sicht.

 


 

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13 Kommentare zu “Ab Spätsommer 2020: Radwege statt Parkplätze in der Schönhauser Allee”

  1. Dazu brauchen wir ein dänisches Architekturbüro. Alles klaro! „…Was von all den hochfliegenden Plänen übrig blieb, waren vier Parklets, die mit erheblicher Verspätung seit vergangenen Herbst nun ziemlich sinnfrei in der Schönhauser Alle herumstehen. …“

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  2. Heißt geschützter Radweg, dass es Poller gibt? Anders gehts dort ja leider nicht.

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  3. Wann fällt dann die Kfz-Steuer weg?

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  4. Na endlich, wird ja auch Zeit!

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  5. Ich weine den Parkplätzen keine Träne hinterher. Super Sache!

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  6. Re Cycles via Facebook

    Jun 17. 2019

    Krass! Das sind ja sage und schreibe 200m….!!! Wahnsinn!!!

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  7. Überall in der Stadt ist das dringend notwendig. Parken sollte endlich mit den realen Kosten abgegolten – ca. 15 bis 17 € jeden Tag pro MIV – oder besser gleich ganz verboten werden. Denn sich bewegende MIV können geteilt werden, brauchen also weniger Platz, und dann wären sie vielleicht auch besser ausgelastet. Denn im Moment sitzt in jedem MIV meist nur eine, manchmal auch 2 Personen. Wer entwickelt eine App zur 24/7 komplett Auslastung, deren Nutzung verbindlich gesetzlich vorgeschrieben wird?

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  8. so spät … warum nicht jetzt ab sofort

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