„Zeit, den Wahlkreis zu holen“ – Pankows Grüne nominieren erneut Stefan Gelbhaar für den Bundestag


 

Die Pankower Bündnisgrünen haben in Sachen Bundestagswahlen die Nase vorn – zumindest was die Kandidatenaufstellung betrifft.

Fast alle stimmten für den einzigen Kandidaten

Am Dienstag kürte die Vollversammlung des Pankower Bezirksverbandes von Bündnis 90/Die Grünen den aktuellen Mandatsinhaber Stefan Gelbhaar.

Von den weit mehr als 1.000 Mitgliedern waren immerhin 78 erschienen und hatten es auch nicht allzu schwer, eine Auswahl zu treffen: Der gebürtige Friedrichshainer, der seit Jahrzehnten in Pankow lebt, war der einzige Kandidat. Bei nur fünf Gegenstimmen fiel die Nominierung eindeutig aus.

Das verwundert nicht, denn Gelbhaar hatte sich in den letzten drei Jahren einen Namen als Verkehrsexperte seiner Fraktion gemacht und wurde damit ein oft zitierter Gegenspieler von Ministerkarikatur Andreas Scheuer (CSU).
 

Der Wahlkreis soll grün werden

„Opposition ist Mist“, zitierte Gelbhaar den Alt-Sozialdemoraten Franz Müntefering und zeigte damit auf, wohin die Reise für die Grünen ab dem Herbst 2021 gehen soll: In die Regierung. Befragt nach seinen Koalitionspräferenzen, erklärte er, dass es bei einer rot-rot-grünen Konstellation größere Schnittmengen sehe – gefolgt von eine „aber…“.
Entscheidend sei, endlich „Paris“ – gemeint ist das Pariser Klimaabkommen von 2015 zur Reduzierung der Treibhausgase – durchzusetzen. Dazu gehöre auch eine bundesweite Verkehrswende – ein Begriff, den der derzeitige Verkehrsminister aus seinem Wortschaftz gestrichen habe.

Grüne wollen regieren: Bettina Jarrasch, Stefan Gelbhaar

Mindestens ebenso ehrgeizig ist sein auf der Veranstaltung ausgegebenes Ziel: „Es ist Zeit, den Wahlkreis zu holen“.
Das ist – so er es ernst meint – mehr als ehrgeizig. Denn bei der letzten Wahl im Jahr 2017 belegte Stefan Gelbhaar hinter Stefan Liebich (Die Linke – 28,8 Prozent), Gottfried Ludewig (CDU – 19,6 Prozent) und Klaus Mindrup (SPD – 16,4 Prozent) mit 14,2 Prozent der Erststimmen gerade mal Platz Vier und zog nur über die Landesliste in den Bundestag ein.

Immerhin scheinen die Voraussetzungen diesmal günstiger zu sein als noch vor gut drei Jahren.

Denn neben dem andauernden Umfragehoch der Bündnisgrünen könnte ihm auch das Ausscheiden des bisherigen Wahlkreismatadors Stefan Liebich zugute kommen. Der Linke-Politiker hatte angekündigt, nicht noch einmal für den Bundestag zu kandidieren.
 

Großes Fragezeichen bei der CDU

Zwar soll an dessen Stelle der langjährige Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus Udo Wolf antreten, ob er aber ähnliche Spitzenwerte wie Liebich einfahren kann, ist fraglich. Sicher scheint hingegen, dass der wahrscheinlich zum dritten Male antretende Sozialdemokrat Klaus Mindrup seine Beliebtheits-Rutschpartie (2013: 21,0 Prozent; 2017: 16,4 Prozent) fortführen und dabei möglicherweise sogar die Einstelligkeit touchieren. Denn schon bisher blieb unter den Berliner Durchschnittswerten seiner abwärts trudelnden Partei – und es ist nicht erkennbar, warum das diesmal anders werden könnte.

Ein großes Fragezeichen hingegen bleibt bei der CDU: Im Jahr 2013 landete Lars Zimmermann mit einem modernen, zuweilen gar grün erscheinenden Angebot überraschend mit 23.9 Prozent hinter Stefan Liebich auf den zweiten Platz. Sollte er – oder ein Kandidat ähnlichen Kalibers – nochmal in den Ring steigen, würde es ein spannendes Dreierrennen geben.

 



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