Ein Quartier für Besserverdienende, in dem Alte so gut wie gar nicht mehr vorkommen und das dafür eine überdurchschnittlichen Anzahl von Kindern und Jugendlichen vorzuweisen hat, für die allerdings nicht ausreichend Angebote vorhanden sind: Das sind einige Kernaussagen der Sozialstudie für das Sanierungsgebiet Bötzowstraße (siehe Download am Ende des Textes), in der die Ergebnisse der seit 1995 geltenden und zum Beginn dieses Jahres aufgehobene Sanierungssatzung für das Gebiet zusammenfasst.
Die in der Satzung seinerzeit formulierten Ziele der Sanierung waren unter anderem: Die Vermeidung negativer Auswirkungen, die den sozialen Zielen einer Gebietserneuerung und dem Erhalt der Gebietsbevölkerung entgegenstehen; die Verhinderung der Verdrängung insbesondere einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen; die Bremsung von Segregationsprozessen (Entmischung), mit der Folge einer einseitigen Bevölkerungsentwicklung und Destabilisierung der Gebietsbevölkerung und die Abfederung individueller Härten, insbesondere für anpassungsunfähige Haushalte.
Dieser Teil der Sanierungsziele wurde weitestgehend verfehlt. Von den bei Inkrafttreten der Sanierungssatzung im Jahr 1995 im Gebiet ansässigen Anwohnern wohnen heute lediglich noch 18 Prozent am Ort. Das bedeutet, dass innerhalb von nur 15 Jahren mehr als vier Fünftel der Bewohner „ausgetauscht“ wurden. Für die noch verbliebe-
nen „Stammbewohner“ stellt die Studie fest: „Sie zahlen die niedrigsten Mieten, haben allerdings auch das geringste Einkommen und leben noch überdurchschnittlich in Wohnungen mit geringerem Ausstattungsniveau.“
Dabei wurden von den Autoren nur die „Bestandswohnungen“ betrachtet – Neubauten und Neuvermietungen blieben in der Darstellung unberücksichtigt.
Dementsprechend ist auch die derzeitige Bewohnerstruktur. 63 Prozent der Einwohner verfügen über einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss (2002: 42 %), neun Prozent über einen Fachschulabschluss oder eine bestandene Meister-
prüfung (2002: 7 %); Facharbeiter und Lehrlinge sind mit 13 Prozent (2002: 22 %) vertreten, ohne Ausbildungsabschluss sind 17 Prozent (2002: 27 %) der Bewohner.
Die Erwerbstruktur ist dem adäquad: 61 Prozent sind erwerbstätig (Berlin 41 %) und nur vier Prozent sind als arbeitslos gemeldet (Berlin ca. 13,5 %).
Zur Einkommenssituation bemerken die Autoren der Studie: „Das mittlere Haushaltsnettoeinkommen liegt
30% und mehr über dem des Bezirks und der Stadt. Das Einkommensniveau wurde vorwiegend durch zuziehende Haushalte erhöht.“
Auch die Altersstruktur ist sehr einseitig und von einer guten Durchmischung aller Generationen weit entfernt. Dominierend ist die Gruppe der 27-44jährigen (47 %), dagegen sind die über 65jährigen mit einem Anteil von fünf Prozent stark unterrepräsentiert. Und auch diese Quote wird nur erreicht, weil die Bewohnerinnen und Bewohner der im Gebiet befindlichen Seniorenresidenz „Ambiente“, die allein schon ein knappes Drittel der Rentner im Gebiet ausmachen, in die Statistik mit einflossen. Noch geringer vertreten sind die 15-17jährigen (ein Prozent).
Markant ist der Kinderreichtum. 20 Prozent sind unter fünfzehn Jahre alt – elf Prozent unter sechs. Damit ist die Zahl der Kinder im Vorschulalter auf das Zweieinhalbfache gestiegen.
Während acht Spielplätze im Gebiet (sieben weit die Studie aus, ein achter wurde im November eröffnet) durchaus beachtlich sind, bemerkt die Studie: „Es reicht nicht aus, Spielplätze zur Verfügung zu stellen, auch Ausstattung und Pflege sind sehr wichtig. Bei den weniger frequentierten Plätzen ist sowohl der Anteil von Familien größer, die die Plätze eher negativ beurteilen als auch derjenigen, die sich eines Urteils trotz Kenntnis des Platzes enthalten.“
Noch deutlicher wird die Kritik bezüglich der Angebote für Jugendliche: „Ausgehend von den wachsenden Kinderzahlen und einer zunehmenden Sesshaftigkeit im Gebiet ist in den nächsten Jahren mit einer größeren Gruppe von Jugendlichen zu rechnen. Vor Festlegung des Gebietes als Sanierungsgebiet wurde festgestellt, dass ‚das Angebot für ältere Jugendliche (…) unzureichend (ist) …‘. Trotz vieler Bemühungen hat sich daran offenbar nicht viel geändert.“
Aus Anlass der vorgesehenen Aufhebung des Sanierungssatzung für das Gebiet Bötzowstraße findet am 8. Februar 2011 um 19.30 Uhr in der Kurt-Schwitters-Schule (Bötzowstraße 11) eine Einwohnerversammlung statt. Dort soll das Ergebnis der im Vorfeld der Satzungsaufhebung erstellten „Sozialstudie Sanierungsgebiet Bötzowstraße“ vorgestellt und über die Situation nach der Aufhebung der Sanierungssatzung beraten werden. Baustadtrat Michail Nelken wird dabei seine Sicht auf die Ergebnisse der Sanierungssatzung darstellen.
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Wenzel, Arno
Feb 09. 2011
Sehr geehrte Damen und Herrn,
ich war am 08.02.11 auf der Einwohnerversammlung und habe erstaunt feststellen müssen, dass es noch so viele unerledigte Vorhaben gibt. Ja, ich unterstütze Ihre Initiative zur Fortführung/Vollendung der Sanierungsprojekte.
Es gibt aber auch Maßnahmen, die wahrscheinlich abgeschlossen sind, aber deren Nachhaltigkeit sehr zu wünschen übrig lässt.
So z.B. die sicher sehr aufwendige Sanierung der Straße (einschl. Ruhezonen)zur Öko-Kita, Am Fr.-hain 18A. An der Straße wurde auch eine Bepflanzung vorgenommen und 3 Bänke aufgestellt. Eine Bank wurde bereits im ersten Jahr von Fahrzeugen niedergefahren und die drei Strauchbepflanzungen im Folgejahr.
Nun stehen die zwei verbliebenen Bänke zwischen den parkenden Autos (aller Art)und Eltern, Kinder, Senioren müssen diesen Zustand ertragen. Von der Konzeption her nicht durchdacht und nicht nachhaltig in einer so frequentierten Straße.
Ich, und viele Anwohner wünschen uns, dass hier nachgebessert wird und eine solche Befestigung geschaffen wird, die von Fahrzeugen nicht mehr demoliert werden kann.
Ich danke Ihnen. Sollten Sie nicht für diesen Bereich zuständig sein, so bitte ich Sie, mein Anliegen dem betreffenen Bereich zuzuleiten.
Mit freundlichem Gruß
Arno Wenzel
Am Friedrichshain 21 E