Café Treffpunkt

kugler

 

Eine Speisekarte gibt es hier nicht. Die Auswahl der Gerichte, die hier geboren werden, ist übersichtlich: Eines zum Mittag und eines zum Abend. Dafür aber sind sie für die Gäste kostenlos. Und es gibt weitere Angebote: Kaffee, Bekleidung und Schuhe, einen Wäschewasch-Service, Beratung in schwierigen Lebenslagen, Hilfe beim Umgang mit Behörden… .

Und: Das Wort Gottes.

Denn das „Café Treffpunkt“ in der Kuglerstraße ist eine Sozialstation der Heilsarmee.

Der Leiter des Café Treffpunkt heißt Siegfried Fischer, bei der Heilsarmee bekleidet er den Rang eines Sozialsergeanten. Im „Café Treffpunkt“ ist er zuständig für… alles. So auch für „Gender Budgeting“: Alle drei Monate muss er dem Bezirksamt berichten, wieviel Männer und Frauen seine Sozialstation besuchen, womit sie sich beschäftigen, wie alt sie sind… .
Das nimmt Siegfried Fischer zwar einiges an Zeit weg, die er lieber dafür nutzen würde, sich um seine Gäste zu kümmern – aber das Bezirksamt kann solche Aufstellungen von ihm verlangen, denn es finanziert die Einrichtung des
Cafés zu großen Teilen: Die Miete, die Energiekosten.

Und das Essen, das gereicht wird. Oder zumindest einen Teil davon. Denn bei den bis zu achtzig Gästen, die täglich das „Café Treffpunkt“ besuchen, würden die 5.135 Euro, die Siegfried Fischer im Jahr für Speis und Trank zur Verfügung stehen, wohl nur für wenige Monate reichen. Also ist er auf Spenden angewiesen.
An erster Stelle steht dabei ein Supermarkt aus Französisch-Buchholz: „Von dort erhalten wir Lebensmittel im Wert von rund 15.000 Euro im Jahr. Alles einwandfreie Ware, deren einziger ‚Makel‘ darin besteht, dass die Mindesthaltbarkeitsfrist kurz vor dem Ablauf steht. Und da sind so Sachen dabei wie Lachs, die wir uns hier sonst

nie leisten würden.“ Auch die Berliner Tafel bringt einmal in der Woche Essbares vorbei.

An Siegfried Fischers Seite kümmert sich Christian Vranggs um das Wohl der Gäste. Der Sozialarbeiter, der im November vergangenen Jahres aus Brandenburg an der Havel in die Kuglerstraße gekommen ist, ist Helfer in vielen Dingen, die manche der Gäste hier überfordern. Das Stellen von Anträgen zum Beispiel so eine Sache: Beim Sozialamt, beim Wohnungsamt, beim Jobcenter. Oder Hilfestellungen, wenn es Ärger mit dem Vermieter gibt oder gar der Verlust der Wohnung droht.

Wichtig ist es Siegfried Fischer und Christian Vranggs nicht auf Dauer eine Allround-Hilfe zu organisieren, sondern die Hilfesuchenden Schritt für Schritt dazu zu befähigen, wieder mehr Eigenverantwortung über das eigene Leben zu übernehmen zu können.
Auch, dass es Sachen aus der Kleiderkammer nicht mehr gratis gibt, gehört dazu. So kostet etwa eine Hose 1,50 Euro, ein Paar Schuhe sind für ein bis zwei Euro zu haben. „Es geht uns dabei nicht im die Einnahmen“, beteuert Siegfried Fischer. „Aber zum eigenverantwortlichen Handeln gehört auch die Erkenntnis, dass die Dinge einen Wert haben.“


Was aber immer gratis bleiben wird, das ist das Essen. Auch dann, wenn das „Café Treffpunkt“ sich in ein indisches Spezialitätenrestaurant verwandelt. An jedem letzten Donnerstag des Monats bestimmt nämlich Muhammad Iqbal die Speisekarte.
Der Inhaber des indischen Restaurants „GOA 2“ in der Gleimstraße und kocht schon seit 2004 extra für die Gäste der Heilsarmee. Der gebürtige Pakistani lebt seit 1979 in Berlin – erst im Westteil, nun hat er sein Lokal in Prenzlauer Berg. „Als ich hierher kam, hab ich geschaut, wo ich helfen kann, und bin dann auf dieses Café der Heilsarmee gestoßen“, erklärt der gläubige Muslim.

Und weil er auch noch stellvertrender Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Schönhauser Allee ist, bringt er dann stets ein paar Parteifreunde mit, die ihm bei Austeilen des Essens zur Hand gehen. Auch sie sind der Heilsarmee schon länger verbunden – so geht der Erlös des vierteljährlichen Preisskats des Ortsverbandes regelmäßig an das Café Treffpunkt.

Spenden aus dem Supermarkt, Kleidergaben von Anwohnern, das Engagement eines Restaurantbetreibers: Für Siegfried Fischer sind solche Aktivitäten die Grundlage seiner Arbeit: „Wir können helfen, weil uns andere unterstützen.“
 
 

 
 

 

 

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