Die vielen leeren Plätze im Amphitheater beim öffentlichen Start der “Mauerpark Stiftung Welt-Bürger-Park” hatte durchaus Symbolcharakter: Viele, die mit dem Mauerpark auf irgendeine Weise verbunden sind, halten sich bisher zurück.
Da sind zum einen jene Mauerparkengagierten, die bisher in der „Bürgerwerkstatt“ von Mittes Stadtrat Ephraim Gothe mitwirkten; in der Hoffnung, das große Übel Maximalbebauung durch gemäßigte Varianten ersetzen zu können. Die Auseinandersetzungen zwischen ihnen und den „Radikalen“, die eine Bebauung stets und unter allen Umständen ablehnten, haben auch viele persönliche Verletzungen gezeitigt. Dass die Initiatoren der Weltbürgerpark-Stiftung nun in großen Teilen mit jenen „Totalverweigerern“ identisch sind, ist zwar in der Sache logisch, macht aber ein für den Erfolg des Zieles der Stiftung notwendiges Zusammengehen der zerstrittenen Gruppen nicht eben leichter.
Zum zweiten fehlen bisher relevante Vertreter von Weddinger Seite. Viele von ihnen waren ebenfalls in der „Bürgerwerkstatt“ vertreten, sind aber auch in weiterer Hinsicht skeptisch: Bereits in der Vergangenheit fühlten sie sich oft genug von den in Sachen Mauerpark dominierenden Prenzlauer Berger Aktivisten an den Rand gedrängt. Dass die Mauerparkstiftung nun wieder eine von Prenzlauer Berg ausgehende Aktion ist, lässt die bisher zu verzeichnende Weddinger Zurückhaltung zumindest menschlich verständlich erscheinen. Der Sache dienlich ist sie nicht
Und dann ist da die Politik. Auf Pankower Seite gilt: Immer dieselben. Während Grüne, Linke, aber auch die CDU den Stiftungsgedanken unterstützen, bleibt die SPD bisher bei ihrer vornehmen Zurückhaltung: Ja, doch, das Ziel ist lobenswert, aaaaber… .
Doch spätestens jetzt, nachdem die Mauerparkstiftung ihre Öffentlichkeitsarbeit begonnen hat, sollte es auch für die Pankower Sozialdemokraten an der Zeit sein, sich eindeutig zu positionieren.
In Mitte hingegen hängt viel von der künftigen Haltung der Grünen ab. Schien mit der gemeinsamen Erklärung der grünen Bezirksbürgermeisterkandidaten von Mitte und Pankow vom 28. April nun endlich Schluss zu sein mit dem ewigen Herumgeeiere à la „Javielleichtmalsehenbürgerwerkstatt…“, so erzeugte die eine Woche später veröffentlichte, von Fraktionschef Frank Bertermann unterzeichnete „Klarstellung“ mehr Unklarheiten, als es sie je zuvor gegeben hatte. Dass der derzeitige grüne Fraktionssprecher von Mitte am Samstag bei der Aufstellung der Kandidaten für die BVV-Wahlen im September das schlechteste Ergebnis aller vorderen Plätze einfahren durfte, scheint auch eine Quittung für dessen rational kaum noch nachvollziehbares Agieren in Sachen Mauerpark zu sein.
Aber die Mitte-Grünen bestehen ja nicht nur aus Bertermann. Es ist an der Zeit, dass die Partei hier nun endgültig Klarheit über ihr Vorgehen in dieser Sache erkennen lässt.
Der Mauerpark war schon immer ein Symbol: Da, wo einst eine monströse Betonmauer die Stadt und ihre Menschen trennte, entstand ein Park der Begegnungen.
Im Streit um die Zukunft des Parks sind neue Mauern entstanden. Mauern aus verletzten Gefühlen und zum Teil schwer durchschaubarem politischen Kalkül. Gelingt es nicht, auch sie abzubauen, wird auf dem einstigen Grenzstreifen bald wieder der Beton dominieren.
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Alexander Puell
Mai 09. 2011
Sehr geehrter Herr Kampmann,
ich teile Ihre Ansicht zu den Start-Problemen der Welt-Bürger-Park-Stiftung.
Nur wenn es gelingt, wieder alle Akteure an einen Tisch zu bringen, hat die Stiftung Aussicht auf Erfolg. Leider wurde in den letzten Monaten viel Porzellan zerbrochen, besonders die Vertreter der BIN haben jede Gelegenheit genutzt, auf die Mitglieder der Bürgerwerkstatt medial einzuprügeln, z.T. mit obszönen Beschimpfungen und persönlichen Drohungen.
Das ist schade, denn die Stiftung hätte gerade mit den Mitgliedern der Bürgerwerkstatt eine breite Unterstützung der Mauerpark-Initiativen haben können, die nun fehlt und schwer wieder herzustellen ist.
Ihre Ansicht zu den Grünen in Mitte kann ich nicht teilen. Hier habe ich eher das Gefühl, dass Sie hier ein Haar spalten wollen. Die Erklärung der Fraktion Mitte (sie ist nicht wie z.T. suggeriert wird eine persönliche Erklärung von Herrn Bertermann) hat vier ganz klare Punkte.
Diese Punkte stärken sowohl die Bestrebungen der Welt-Bürger-Park, als auch die Bemühungen der Bürgerwerkstatt, den Mauerpark zeitnah fertig zu stellen.
Damit baut diese Erklärung beiden Seiten eine Brücke für eine gemeinsame Arbeit. Schade, dass diese Brücke nun auch schon wieder durch unsachliche Kritik von BIN wie auch WBP in Mitleidenschaft gezogen wurde. Schade, dass wieder ein Mauerpark-Akteur (in diesem Fall Frank Bertermann) für sein Engagement an den Pranger gestellt wurde.
Ich hoffe, daß die Berichterstattung in der Prenzlauer Stimme nun eine neue „Mitte“ gefunden hat und nun ausgewogen über den Mauerpark und seine Zukunft berichtet. Eine gemeinsame „Stimme“ wäre auch für die Fertigstellung des Mauerparks förderlich.
In diesem Sinne, mit freundlichen Grüssen,
Alexander Puell – Freunde des Mauerparks e.V.
und jetze?
Mai 09. 2011
Zitat Alexander Puell, Freunde des Mauerpark e.V.: „Ihre Ansicht zu den Grünen in Mitte kann ich nicht teilen. Hier habe ich eher das Gefühl, dass Sie hier ein Haar spalten wollen. Die Erklärung der Fraktion Mitte (sie ist nicht wie z.T. suggeriert wird eine persönliche Erklärung von Herrn Bertermann) hat vier ganz klare Punkte.
Diese Punkte stärken sowohl die Bestrebungen der Welt-Bürger-Park, als auch die Bemühungen der Bürgerwerkstatt, den Mauerpark zeitnah fertig zu stellen.“
Also: Die beiden Presseerklärungen (die von Fr. Fischer/Hr. Kirchner, sowie die von BVV-Fraktion-Mitte/Grüne Mitte/Fr. Fischer/für Rückfragen: Hr. Bertermann 0176-62861123) der Grünen sind nun mal an Schizoismus kaum noch zu überbieten.
Die beiden Bürgermeisterkandidaten werden komplett der Lächerlichkeit preisgegeben – Frau Fischer hat ihre Selbstveräppelung sogar anscheinend auch noch selbst abgezeichnet.
Was ist das denn für eine unprofessionelle Politikdarbietung?
Und dann auch noch dieses ping-pong Bertermann-ODK, wer wen wann nicht angerufen, oder doch, hat.
Will uns da jemand zum besten halten. Und in wessen Interesse passiert dieser peinliche Polit-Comic?
doc_schneider
Mai 09. 2011
Ursprünglich fand ich die Idee – Bürger_innen kaufen den Mauerpark – super. Jetzt sitzen aber schoh wieder so viele Polit-Profis – und fast durchgehend Männer – im Aufsichtsrat rum, dass ich diese Idee schon wieder nicht mehr sexy finde.
Doc