„Bei Kaffee und Kuchen unterhält es sich einfach besser miteinander“, sagt Kurt Krieger, und hat damit nicht die Journalisten im Blick, für die er auf seinem Pressetermin am Tag nach der turbulenten BVV-Tagung, auf der seine Pläne mehrheitlich gutgeheißen wurden, Häppchen, Kaffee und Perlwein bereitgestellt hat.
Am Bahnhof Pankow lässt er derzeit eine „Infobox“ errichten, in der sich die Pankower Anwohner über seine Bauvorhaben informieren und ihre Meinung dazu sagen können.
Auch ihm persönlich: „Sonnabends werde ich da sein, um mit den Leuten zu reden.“
„Pankower Tor“ hat er sein Projekt genannt, nachdem er – wohl auch auf auch im Hinblick auf die Diskussion um die möglichen negativen Auswirkungen seiner Pläne auf das Alt-Pankower Zentrum – den früher gewählten Namen „Pankower Mitte“ wieder zurückgenommen hatte.
350 Millionen Euro, so schätzt er, wird das alles kosten.
Ein Grundstück für eine Schule will der dem Bezirk schenken, eine Straßenbahntrasse bauen. Und der denkmalgeschützte Rundlokschuppen soll wieder hergerichtet werden. Was da mal reinkommen soll, weiß er noch nicht: „Vielleicht wird das ja mal die Pankower Oper“.
Zehn Jahre bis zur Vollendung seiner Pläne, damit rechnet er
durchaus – aber: „Ich bin jetzt 63 Jahre alt – und ich möchte die Fertigstellung noch erleben.“
Bei einem solch langen Zeitraum stellt sich die Frage, warum noch rund 120 Tage vor den Berliner Wahlen der durchaus nicht unumstrittene Willkommens-Beschluss für Krieger durch die BVV gebracht werden musste – hätte man dies nicht den neugewählten Bezirks- und Landesparlamenten überlassen können? Der LINKE-Politiker und Pankower BVV-Verkehrsausschussvorsitzende Wolfram Kempe hat darauf eine Antwort: „Politik hört nicht fünf Monate vor den Wahlen auf!“ Nun sind es zwar nur noch vier Monate bis zum Berliner Urnengang – dass aber der derzeitige Senat, der
allem noch seinen Segen geben muss, dem Projekt gar nicht wohlwollend gegenübersteht, ist auch Kempe bewusst: „Das Problem ist die Senatsverwaltung.“ Und meint damit die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Er kommt daher zu dem Schluss: „Sie Sache muss im kommenden Koaltionsvertrag festgeschrieben werden.
Dieser Meinung ist auch SPD-Mann Roland Schröder, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses der Pankower BVV. Er kann die Bedenken, die sich an dem geplanten, 30 000 Quadratmeier großen Einkaufscenter festmachen, nicht nachvollziehen: „Pankow ist ein wachsender Bezirk.“ Und könne daher eine Shopping-Mall von der Größe des ALEXA am Alexanderplatz gut vertragen.
„Pankower Tor“ – Website der Krieger Grundstück GmbH
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Dirk
Mai 27. 2011
Was soll denn das Einkaufszentrum in der Mitte der Fläche? Ohne jeglichen direkten Anschluß an Tram oder S-Bahn etc.
Das ist ja wohl von ganz gestern, weil nur für PKWs ausgelegt. Solche Zentren, quasi auf der grünen – nicht an den ÖPNV angeschlossenen – Wiese werden in Berlin doch gar nicht mehr gebaut, dacht ich. Pankower SPD, Linke, FDP und CDU machen es möglich. Der anstehende Wahlkampf muß ja schließlich finanziert werden.
Felix
Jun 25. 2011
… „eine Shopping-Mall von der Größe des ALEXA am Alexanderplatz“ soll nun im Kissingenviertel entstehen? SPD, Linke, CDU und FDP berauschen sich zusammen mit einem „gebürtigen Pankower“ Investor im Größenwahnsinn. 30 Hektar sind sogar noch viel größer als das „Alexa“!
Noch nicht mal ein gigantisches Mega-Kaufland, welches alle Discounter und Einkaufszentren weit rund herum in die Insolvenz treiben müsste, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, könnte so viele Hektar mit Parkplätzen befüllen.
Was wird denn hier wirklich geplant? Als Anwohner fühle ich mich verschaukelt. Wie es Investoren-Präsentationen so an sich haben, sind sie schön wolkig, versprechen viel (sogar ein Schulgrundstück soll verschenkt werden), aber hinterher kommt es meistens anders. Wozu benötigt ein Möbelhaus 30 Hektar?
Das Gelände bietet die Chancen, mit denen auch Pankower Politiker berühmt werden könnten. Aber sie sind leider nicht in der Lage, diese Chancen zu nutzen.
Felix
Mai 27. 2012
Es bleibt bei meiner Frage: Wozu braucht Möbel Krieger 30 Hektar, wenn er „nur“ mit knapp einem Hektar Verkaufsfläche plant?
Was hat der Investor vor? Wie rechnen sich die 30 Hektar für ihn? Nur die preußischen Könige hatten ähnlich viel Landbesitz mitten in Berlin …
So wie in den Verkehrsgutachten der Investor mit Zahlen jongliert, spricht das Bände: Im ersten Gutachten sollten es 12.000 Kunden am Tag, im zweiten schon fast doppelt so viele (21.000) sein. Jedoch hat das „Alexa“ bis zu 40.000 Besucher am Tag und liegt NICHT inmitten städtischer Wohnquartiere.
Derzeit ist von einem Interessenausgleich mit dem „Rathaus-Center“ in Alt-Pankow die Rede. Aber als erstes würde es das einzig vorhandene Zentrum in Pankow-Süd treffen, das Neumann-Forum. Es hat jetzt schon Mühe, sich von den Ramsch- und Billig-Läden abzusetzen.
Muss ich als Anwohner künftig die lebensgefährliche Granitzstraße überqueren, um Milch und Nudeln einzukaufen? Viele kennen die Kreuzung am S/U-Bahnhof Pankow. Jenseits der Ampeln ist dieser Autobahnzubringer tödlich, vor allem während des Berufsverkehrs und bei Dunkelheit, und nun soll er noch noch weiteren Verkehr aufnehmen?
Unter dem Verkehrsterror der Vororte gegen die Stadt leidet Pankow ganz besonders. Bei den Straßenverkehrsunfällen von Kindern nimmt der „Bezirk Pankow im berlinweiten Vergleich eine traurige Spitzenposition ein“, sagt das Bezirksamt. Nun sollen nochmals Zehntausende Autos mehr in die wenigen Stadtquartiere, die Pankow überhaupt hat, geschleust werden.
Gleichzeitig jammert die örtliche SPD in ihren „Pankow-Süd Kieznachrichten“ (Mai 2012) darüber, dass die Menschen in diesem „verkehrstechnischen Transitgebiet“ nicht lange wohnen bleiben wollen, sondern sich ebenfalls in die Vororte davonmachen. Ich würde dann allerdings eher in eine Gegend umziehen, in der städtische Kultur tatsächlich etwas wert ist.