Aus Anlass der Aufhebung der Sanierungssatzung für das Winsviertel wurde am Mittwoch in den Räumen der Immanuelkirchgemeinde eine Ausstellung eröffnet. Unter dem Titel „Sanierungsgebiet Winsstraße – Prozess und Ergebnisse“ wird der Versuch unternommen, anhand von 16 Schautafeln die 16 Jahre Sanierungsgebietszeit Revue passieren zu lassen.
Und wie bei solchen Anlässen üblich, gab es freundliche Reden.
Als erste ergriff die extra aus Charlottenburg-Wilmersdorf angereiste Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-
Reyer das Wort und erinnerte kurz an die Zeit, in der das Winsviertel nicht nur schlecht aussah, sondern – nach ihrer Erinnerung – auch schlecht roch. Dann lobte sie die Leistungen, die in der Sanierungszeit erbracht wurden: 65 Prozent der Wohnungen seien modernisiert worden, und wie sehr sich die Qualität des Viertels erhöht habe, erkenne man daran, dass in den letzten zehn Jahren 5.000 Menschen zugezogen sind und wieviele Kinder hier nun leben. Dass während der Sanierungszeit rund 80 Prozent der ehemaligen Bewohner vor allem wegen der für sie nicht mehr bezahlbaren Mieten den Kiez
verlassen haben, dass kaum noch Alte im Kiez zu finden sind und eine problematische Homogenität in der Alters-
struktur der Bewohner des erzeugt wurde, war ihr für
den Moment entfallen, ist aber in der für das Sanierungs-
gebiet erstellten Sozialstudie (siehe Download unten) nachzulesen.
Immerhin rückte der Pankower Stadtrat Michail Nelken Junge-Reyers Jubelarie über die im Sanierungsgebiet erreichte „Begrenzung der Miethöhe und die Belegungs-
rechte durch die Bezirke“ zurecht: Nur für fünfhundert Wohnungen konnten solche Verbeinarungen mit den Eigentümern erzielt werden. Viel zu wenig, wie Nelken eingestand. Und er betonte gleichzeitig die Selbstver-
ständlichkeit, dass sich das Beklagen der massenhaften Verdrängung von angestammten Bewohnern nicht gegen die nun zugezogenen richtet.
Einer jener „Neuen“ ist Andreas Brückner, Sprecher der Betroffenen-
vertretung Winsstraße, der jahrelang mit anderen die Umgestaltung begleitet hatte und – bei allen Erfolgen – auch von Niederlagen zu berichten wusste. Vor allem von einer, die ihn offenbar noch heute beschäftigt: Der verlorene Kampf um das Fabrikareal des einstigen VEB Treffmodelle in der Greifswalder Straße, das eigentlich Ateliers und Raum für Kunst und Kultur bieten sollte und dann von der Treuhandliegenschaftsgesellschaft flugs anderweitig verkauft wurde.
Constanze Siedenburg schließlich konnte daran erinnern, dass es tatsächlich auch Erfolgsgeschichten ohne Eintrübung gibt und eine solche in die Sanierungszeit des Winsviertels fällt: Die Erfindung der „Marie“. Jenes großzügigen Stadtplatzes auf dem Gelände der einsti-
gen Rettungsstelle, der anfangs auf keinem Plan zu finden war, und
der entstehen konnte, weil Bürger es so wollten, nicht locker ließen
und Behörden sich nicht querstellten.
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