Der am Montag aus den Urlaub zurückgekehrte Baustadtrat Michail Nelken hat sich erstmals zu der beabsichtigten Schließung des ICON geäußert. Gegenüber der Prenzlberger Stimme erklärte er, der in dem entsprechenden Bescheid erhobene Anwurf des gesundheitsschädlichen Lärms, der angeblich von wartenden Clubbesuchern ausgehen soll, sei nicht wörtlich zu nehmen: „Das ist nur eine abstrakte Formulierung.“ Was wohl mit „Textbaustein“ zu übersetzen ist. Über eine mögliche Rücknahme des
Schließungsbescheides will er derzeit nicht sprechen: „Das ist ein baurechtlicher Verwaltungsvorgang, da muss man sehen wie er weiter geht. Das kann man nicht einfach ändern, da könnten sonst Schadensersatz-
forderungen in Millionenhöhe von Seiten des Grund-
stückseigentümers auf uns zukommen“. Doch hat der Eigentümer mit der Investition in entsprechenden Schallschutz nicht deutlich gezeigt, dass er die Existenz des Clubs nicht in Frage stellt? Nelken: „Das muss man alles erstmal abklären.“ Und er signalisiert Gesprächsbereitschaft: „Wir werden jetzt mit den Beteiligten sprechen und dann sehen, welche Lösungsmöglichkeiten vorhanden sind.“
Derweilen zieht der Unmut über die beabsichtigte Schließung des ICON immer weitere Kreise. So macht die SPD Berlin NordOst in einer Presseerklärung Front gegen eine mögliche Schließung: „Das ICON ist eine gewachsene Institution in unserem Kiez. Die kann nicht einfach geschlossen werden“. Die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat zur drohenden Schließung eine Kleine Anfrage an das Bezirksamt eingereicht, in der unter anderem darüber Auskunft verlangt wird, warum die Betreiber des ICON seitens der Bauverwaltung dazu angehalten wurden, auf einen formalen Widerspruch gegen den Schließungs-
bescheid zu verzichten. Auf Facebook haben sich bisher über 650 User gegen die Schließung zusammengefunden und auf der Website des Clubs sind nicht nur Berliner, sondern auch internationale Stimmen des Protestes zu lesen – so zum Beispiel von DJ Bailey, der bei der BBC eine eigene Drum&Bass-Sendung produziert.
Bereits am vergangenen Sonntag trafen sich 25 ICON-Fans zu einem Meeting im Club. Ein Ergebnis des Treffens ist eine Unterstützerseite im Netz. Hier sollen die verschiedenen Protestaktionen – unter anderem eine Unterschriftensammlung – gebündelt werden. Es wurde verabredet, auch direkt auf die Bezirkspolitik einzuwirken. So zum Beispiel mit einer Bürgeranfrage bei der kommenden Tagung der BVV am 15. September. Zuvor wollen sich die Schließungsgegner bereits am 26. August bei der Sitzung des BVV-Auschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung zu Wort melden. Da wird sich dann auch zeigen, wie weit Baustadtrat Nelkens Gesprächsbereitschaft tatsächlich geht.
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Dozor aka Maxe Moritz
Aug 19. 2010
Ein guter Anfang, aber kein Grund sich auszuruhen. Tatsache ist nun mal, dass sich die wenigsten Leute für das überleben der Kunst interessieren. Ich kann nur immer wiederholen, dass „die Stadt“ und speziell „der Bezirk“ ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie die Schließung des icon zulassen. Denn dann kann ich nur noch antworten:
„Der Prenzelberg hat nix mehr zu bieten, ausser hohe Mieten!“