Ein Bär für Pankow

BärUnsere Bezirksverordneten sind ernsthafte Menschen. Jede, aber wirklich jede Sache, mit der sie sich befassen, nehmen sie sehr genau. Denn es sind alles, aber wirklich alles hochwichtige Dinge, über die es zu befinden gilt. Da wird nachgedacht, beraten, recherchiert und letztlich um jedes Wort gerungen. Und zwar lange bevor dann in der Bezirksverordnetenversammlung eine Mehrheit endgültig über Top oder Flop entscheidet.

Wie aber kommen die Entscheidungen nun zustande?

Nehmen wir als Beispiel die Sache mit dem Bären.

Irgendwie muss es irgendwann einem Bezirksverordneten aufgefallen sein: Überall dort, wo die Autobahnen direkt in die Stadt führen, stehen an der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg knuffige, knuddlige Teddybären herum. Überall? Nein! Ausgerechnet dort, wo das märkische Land ins Pankower Großstadtgewühl übergeht, ausgerechnet dort ist eine zotteltierfreie Zone. Nicht mal ein kleiner Koala grüßt dort die heimkehrenden Bärliner und auch die Touristen – welch Schmach für die GastgeBär – werden bei der Einfahrt in das Pankower Land keines Teddys ansichtig. Das darf nicht so bleiben, sagte sich also der Bezirksverordnete:
Ein Bär muss här!
Also schrieb er zu Hause einen Antrag an die BVV und stellte ihn hernach erst einmal seiner Fraktion vor. Die war schockiert und begeistert zugleich: Schockiert, weil dieser schwerwiegen-
de Malus zuvor tatsächlich noch niemandem gewahr wurde – begeistert, weil nun endlich ein wirklich wichtiges Thema den Bezirksverordneten zur Debatte gestellt werden konnte.
Der Antrag wurde namens der Fraktion an das Büro der Bezirksverordnetenversammlung geschickt, von dort an alle Mandatsträger weitergeleitet, die nun lesen konnten:

Die BVV möge beschließen: Die BVV spricht sich dafür aus, dass im Zuge des Umbaus des Autobahndreiecks Pankow auf der Bundesautobahn A114 unmittelbar an der Landesgrenze zu Brandenburg in Richtung Innenstadt zwischen den Richtungsfahrbahnen eine Plastik „Berliner Bär“, wie es sie an den Einfahrten nach Berlin an der BAB A115, der BAB A111 und der BAB A113 bereits gibt‚ errichtet wird. Die BVV ersucht das Bezirksamt, sich bei den zuständigen Stellen für die Errichtung einer solchen Plastik einzusetzen.


Als es im April endlich soweit war, und der Antrag vor den gewählten Volksvertretern zu bestehen hatte – da waren zumindest all diejenigen, die nicht der Fraktion des Mannes mit der bisher unerfüllt gebleibenen Bärenliebe angehörten, etwas irritiert: Hä? Bär?? Autobahn??? Und sie taten das, was sie in solchen Fällen immer tun: Sie verwiesen den Antrag in den Ausschuss. Nicht etwa in den für Verkehr (Autobahn!) oder jenen für tierische Angelegenheiten (Bär!), sondern in den für…Bildung und, ja, Kultur.
Hier lag er nun wieder eine Weile herum.

Als er nach Wochen endlich an der Reihe war, fragten einige Ausschussmitglieder wieder: Hä? Bär??…
Da aber der Ausschuss den Bärenantrag nicht an einen Unterausschuss weiterverweisen konnte und die Vertreter der antragstellenden Fraktion eine zweite Fassung vorlegten, in der der Bär zur Kunst erklärt und das Erstellen des Kunstbären der Kunsthochschule Weißensee anheim gestellt wurde (Kulturausschuss!), konnte der Ausschuss das Ergebnis seiner intensiven Beratungen wie folgt protokollieren:
Einzelne Ausschussmitglieder kritisierten, dass das Anliegen unausgereift wäre, insbesondere bezüglich der Finanzierung. Dem konnte der Ausschuss nicht folgen, beschloss die Drucksache mehrheitlich und empfiehlt die Zustimmung. Durch den Antragsteller wurde eine 2. Ausfertigung eingereicht, die wie folgt vom Ausschuss beraten wurde: JA 9 / NEIN 4 / ENTHALTUNGEN 0

Und so schaffte es der Bär tatsächlich noch, in die letzte Bezirksverordneten-
versammlung vor der Sommerpause zurückzukehren. Und da der Ausschuss ja schließlich schon beraten und (vor)entschieden hatte, fragte auch niemand mehr Hä?… – nein, der Bärenantrag bekam nun eine satte parlamentarische Mehrheit und das Bezirksamt kann nun sehen, wie es zu dem Tierchen kommt.
Für den Fall, dass in der Kunsthochschule gerade keine Bären vorrätig sind oder Tiere gerade nicht auf dem Lehrplan stehen, hatte einer der Bezirksverordneten dann doch noch eine Idee. Hinten, fast aus der letzten Reihe, war nach dem Aufruf des Autobahnbärantrages eine Stimme zu vernehmen, die rief: „Nehmt doch Knut! Der soll doch sowieso ausgestopft werden…“

 

 

 

Anmerkung: Der Autor dieses Beitrages kann sich nicht für den Wahrheitsgehalt aller in diesem Artikel aufgeführten Einzelheiten verbürgen. Aber viel anders kann die Sache nicht abgelaufen sein.

 

2. Anmerkung: Das Errichten von Begrüßungsbären an stadteinwärts führenden Schnellstraßen ist mitnichten eine Erfindung der Neuzeit. Bereits in den tiefsten DDR-Zeiten befand sich an einem Backsteingebäude am Adlergestell – nur wenige Kilometer vom Schönefelder Kreuz entfernt – ein überlebensgroßer Bär. Unter den Armen trug Meister Petz je eine Buddel Hochprozentigen – darunter war zu lesen:

„Der Bär, der Frohsinn bringt“.

Es war die Reklame des dort ansässigen volkseigenen Schnapsproduzenten VEB Bärensiegel.

 

 

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8 Kommentare zu “Ein Bär für Pankow”

  1. Tom

    Jul 05. 2011

    Was ist das denn für ein Journalismus?

    Erst einen Artikel schreiben, in dem man sich über die Kommunalpolitik lustig macht und dann unten erklären, dass eine großer Teil des Artikels pure Vermutung ist und nicht etwa recherchiert.

    Soviel zum, bereits im Artikel erwähnten, Sommerloch!

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  2. Tom

    Jul 05. 2011

    Seltsam, läuft aber unter der Kategorie „Aktuell, Politik bizarr“!

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  3. Uwe

    Jul 06. 2011

    Hallo,

    es gibt durchaus Menschen die den Humor verstehen und wissen was Politik bizarr bedeutet. Ich fand den Beitrag gelungen. Hier sind noch ein paar Bären im Stadtgebiet. Auch die Bären die im Artikel angesprochen wurden: http://www.tlamp.in-berlin.de/wordpress/?p=737
    Gruß Uwe

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  4. Philipp Lengsfeld

    Jul 08. 2011

    Lieber ODK,

    ich bin zwar nur ein unregelmäßiger Leser der Prenzlberger Stimme, finde diesen Beitrag aber schwach. Ich bekenne mich gerne als Urheber des von Ihnen irgendwie lustig? ironisch? oder schlicht uninteressiert? kommentierten Antrags.
    Ich will mich gar nicht weiter zur Sache äußern, da hier Ihre Bebilderung schon aussagekräftig genug ist. Der wirklich sehr bekannten Bären von Renee Sintenis, der an der Landesgrenze an der A115 am Rasthofgelände Dreilinden steht (übrigens der gleiche Bär, der jährlich auf der Berlinale als Goldener bzw. Silberner Bär verliehen wird) ist Ihnen keine Erwähnung wert, dafür wird ein Kuscheltierchen gezeigt (hoffentlich wenigstens aus eigenem Bestand?).

    Wer ernsthaft etwas darüber lesen will, kann ja z.B. die folgende Seite anklicken:

    http://jeder-zweite-berliner.blogspot.com/2010/12/berliner-baren.html

    Und wirklich schade ist, dass der Autor offenbar weder in der ersten Lesung der BVV noch im Ausschuss anwesend war oder sich darüber hat berichten lassen, sonst hätte er gewusst, dass der Antrag politisch ziemlich umkämpft war, da Teile der SPD die Wiederkehr des kalten Krieges witterten (in Westdeutschland stehen an der einen oder anderen Stadtausfahrt, z.B. in Freiburg korrespondierende Bären, welche zur Zeiten der Mauer die symbolische Verbindung zu Westberlin darstellten, woraus Kollegen der SPD schlussfolgerten, die Intention in Pankow einen Bären aufzustellen können nur gegen die bestehende Regierung gerichtet sein) – die Linksfraktion und nach einigem Ringen auch die Grünen haben aber eine anderen Haltung eingenommen, so dass der Antrag letztlich durchkam (in der zweiten Lesung wird dann im Regelfall nicht ein drittes Mal diskutiert).

    Und als letzter Satz: Ich gehe davon aus, dass wir in einigen Jahren eine Bärenskulptur am Dreieck Pankow stehen haben werden. Ob ODK dies nun lächerlich findet oder nicht.

    Viele Grüße,

    Philipp Lengsfeld
    Kulturpolitischer Sprecher der CDU Fraktion Pankow

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  5. Philipp Lengsfeld

    Jul 09. 2011

    Lieber Herr Kampmann (ODK),

    Vielleicht war ich gestern Nacht etwas schnell* , deshalb hier noch eine Nachricht in größere Ruhe: Wie schon dargestellt ist diese Glosse schwach, da Sie den inhaltlichen und politischen Kern nicht richtig rausgearbeitet haben – ich vermute mal, Sie haben in bester Rene Pfister-Manier versucht eine gesamte Story nur aus dem geschriebenen Antrag zu extrapolieren.

    Dies ist wirklich schade, da Sie sonst ja relativ genau über die Kontroversen und Fingerhakeleien in der BVV berichten. Der Geschäftsgang dieses Antrags war völlig anders und deutlich kontroverser als in Ihrer Glosse vermutet – übrigens nicht das erste Mal in dieser Prenzlauer Berger/Pankower BVV, dass eher symbolische Fragestellungen sich zu einer regelrechten kleinen Schlacht auswachsen. Die SPD hat mit aller Macht versucht, den Antrag zu verhindern, weshalb die in Kampfabstimmung beschlossene Überweisung in den Kulturausschuss auch die erste Hürde war, die der Antrag nehmen musste (und die Mehrheitsverhältnisse in der BVV und die daraus resultierende Machstellung der SPD muss ich Ihnen ja nicht erläutern). Nur weil das Kernanliegen eben sachlich gut durchdacht und inhaltlich angemessen war, konnte ich den Antrag nach intensiven, streckenweise sehr polemischen Debatten in der BVV und im Ausschuss zu Mehrheiten verhelfen – die von Ihnen angedeutete, aber offenbar auch nicht richtig verstandene inhaltliche Verfeinerung hat dabei eine große Rolle gespielt – mit der Einbeziehung der Kunsthochschule Weissensee hat sich die BVV nämlich entschlossen eine Pankower Variante des Autobahnbären zu entwickeln. Ich bin sicher, dass wir da einen interessanten Prozess vor uns haben, der am Ende (Gelder müssen wir ja auch noch finden) aber sicherlich eine sehr schönes Ergebnis bringen wird.

    Übrigens eine solche Skulptur an der Autobahn ist mindestens für die nächsten 50 Jahre konzipiert…

    Lieber Herr Kampmann,

    Es ist natürlich Ihre Webseite, aber vielleicht überlegen Sie sich, ob Sie die Bärendiskussion nicht doch in den Bereich Kultur verschieben, wo Sie originär hingehört – natürlich nur nach inhaltlicher Überarbeitung und adäquater Bebilderung.

    Viele Grüße,

    Philipp Lengsfeld

    * habe deshalb das nervige Web 2.0-Kürzel auch nicht gleich identifiziert – würde Ihnen vorschlagen, dass Sie Ihre Artikel wie in der jedem regulären Medium einfach mit Namen kennzeichnen, dies erleichtert die Kommunikation

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    • Sandra

      Jul 29. 2011

      Tach Herr PL, tschuldigung, aber das ist ja mal krass. Sie möchten ODK gerne ‚vorschreiben‘ wohin er seinen Artikel verschiebt, natürlich NUR wenn es ihn inhaltlich überarbeitet und nett bebildert? An alle die des lesens nicht mächtig sind, ODK’s Artikel ist ein GLOSSE und ich findet sie echt gelungen! UND ach du Schreck ODK, du hattest Renée Sintenis vergessen (@PL: Sie hatten ´ unter dem e vergessen ;-)).

      Und hier mein Senf; Ich hatte meiner Fraktion (die richtig Rote) damals vorgeschlagen, wenn Bär dann sollte doch die Kunsthochschule ihn machen. Aus lokaler Verbundenheit und weil ich selbst dort meine Diplom als Bildhauerin gemacht hatte.

      ODK bin sehr gerne auf Deiner Seite. Mach einfach weiter so.

      MfG SK, wenn ich gut drauf bin auch SaKa und heute mal für PL, Sandra Kaliga.

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