Maienfrost schafft Winzerfrust

Schlechte Nachricht für die Liebhaber des „Berliner Rieslings“, angebaut am Fuße des Trümmerberges im Volkspark Prenzlauer Berg: Der Jahrgang 2011 jenes eh schon selten vorhandenen Tropfens wird spärlicher ausfallen, als alle anderen zuvor. Lediglich 200 Kilogramm Trauben wurden bei der Lese am vergangenen Sonntag von den Weinstöcken geholt. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es immerhin noch über 530, im Jahr 2009 sogar um die 800 Kilogramm. Nimmt man die Faustregel, dass für eine Flasche „Berliner Riesling“ (0,5 Liter) ein Kilogramm Trauben benötigt werden, so werden vom 2011er wohl kaum mehr als 200 Flaschen zusammenkommen.

Der Grund für die äußerst bescheidene Ausbeute liegt Monate zurück. „Viele Triebe sind während der Eisheiligen im Mai erfroren“, erklärte Wolfgang Krause vom Förderverein Weingarten Berlin e.V.. Bodenfrost sei in jener Kälteperiode zwar nichts ungewöhnliches, doch im vergangenen Mai habe es eine besondere Wetterlage gegeben. „Dem Rebstock werden beim Schnitt zwei in einem gewissen Abstand übereinander liegende Triebe belassen. Sollte der untere bei Nachfrösten Schaden nehmen, so bleibt der zweite meist unversehrt. Diesmal gab es aber keinen klassischen Bodenfrost, sondern die Kälte kam sozusagen ‚von oben'“. Mit dem Ergebnis, dass auch die „Frosttriebe“ erfroren sind.

So waren an diesem sonnigen Sonntagvormittag die wenigen Trauben in relativ kurzer Zeit von den Rebstöcken geschnitten, auch das Aussortieren der fauligen, schimmligen oder sonst nicht brauchbaren Weinbeeren ging schneller vonstatten als sonst.
Doch weil eine Weinlese in Prenzlauer Berg ja nicht nur eine schnöde Ernte ist, sondern eben auch eine Art Saisonabschlusstreffen eines Vereins, hatte die ganze Sache eben auch diesmal wieder den Charakter einer kleinen Gartenparty. Mit allem was so dazu gehört: Bratwurstgrill, Eintopf… – und natürlich Musik.

Die war wie in jedem Jahr wortwörtlich handgemacht, denn sie kam aus einem Leierkast…pardon!…aus einer Drehorgel. Betätigt wurde sie von Rainer Micklich, der bei den kleinen Feiern am Prenzlauer Berger Weinfeld schon fast zum Inventar gehört. Micklich ist nicht nur einfach ein passionierter Drehorgler (oder Leierkastenmann), sondern auch Ehren-
mitglied des Vereins Internationale Drehorgelfreunde Berlin.
Auf einem kleinen Basar konnte man von Hobbyimkern produzierten Honig kaufen, es gab allerlei Broschüren zum Weinanbau in Berlin – und natürlich Prenzlauer Berger Wein aus üppigeren Jahren.

Zu guter letzt verstaute Wolfgang Krause das Wenige, das der Mai den Rebstöcken gelassen hatte, in einen Kleintransporter, mit dem die Berliner Trauben nach Meißen-Proschwitz in die Kelterei des Weinguts von Georg Prinz zur Lippe gebracht werden. Auf der Rücktour wird dann der 2010er Jahrgang heimgeholt – immerhin noch über 500 Flaschen. Die werden dann von Mitgliedern des Vereins per Hand etikettiert und verpackt. Eine Hälfte des edlen Gesöffs wird dann dem Bezirksamt übergeben – sozusagen als „Miete“ für das Weinanbaugrundstück am Volkspark Prenzlauer Berg. Die andere Hälfte behält der Verein: Für den Eigenverbrauch…

 

© Fotos Dirk Grabowski

 

 

Die Galerie zur Weinlese. Wenn man auf PicLens klickt, kann man sich knapp 60 Fotos als Dia-Show betrachten.


 

Kontakte

Förderverein „Weingarten Berlin“ e.V.
c/o Genossenschaft Gewerbehof Saarbrücker Straße e.G.
Saarbrücker Straße 24
10405 Berlin

Telefon: 030/44 09 276

Fax: 030/40 30 13 46

Email: frankpietsch@alice-dsl.net
 

Leierkasten RASY
Rainer Micklich

Email R.A.S.Y@gmx.de

Telefon: 0172/380 88 79


 

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