Volles Rohr in der schwarzen Musikkiste | Prenzlberger Stimme

Volles Rohr in der schwarzen Musikkiste

Draußen – also: ganz weit draußen – dort, wo in Wilhelmsruh die Hertzstraße scheinbar ihr Ende findet und man ein Gelände betritt, auf dem in einer anderen Epoche der VEB Bergmann-Borsig sowohl Kraftwerksturbinen, als auch Trockenrasierer („bebo sher“) herstellte, befindet sich heute der „PankowPark„. Ja, Bäume stehen da auch ein paar – aber „Park“ steht für Gewerbepark. Eben da hat die „Black Box Music Veranstaltungstechnik GmbH“ ihr Domizil. Veranstaltungstechnik – das hört sich erstmal nicht so dolle an – wenn man sich allerdings die Zwölftonner-Trucks vor Augen führt, die hier regelmäßig vorfahren, um ganze

''Volles Rohr'' - Die Big Band der Pankower Musikschule

Bühnenaufbauten aufzunehmen und in die Welt zu kutschieren, dann bekommt eine Vorstellung von den Dimensionen. Von Rammstein bis (Max) Raabe, ob Amerika-Tournee oder Seefestspiele am Wannsee – Technik, Licht und Bühnenaufbauten kommen aus Wilhelmsruh.

„Black Box Music“ bietet auf dem PankowPark-Gelände auch zwei Probenhallen an, auf denen die Bands ihre Konzerte einstudieren können. In einem der ehemaligen Maschinen-
häuser fand – ganz ohne Probedurchlauf – der diesjährige Neujahrsempfang von Bezirksamt und Bezirksverordneten-
versammlung statt.


''Stammzellformation'': Melanie Haupt und Tom van Hasselt

Die Big Band der Pankower Musikschule, die sich beziehungsreich „Volles Rohr“ nennt, musste sich ob der Größe der Halle keinerlei Zurückhaltung auferlegen und konnte gemäß ihres Namens in die Vollen gehen.

Dass es nicht unbedingt eines ganzen Orchesters bedarf, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden in dem riesigen Saal zu erhalten, bewiesen dann Melanie Haupt und Tom van Hasselt, die mit dem Musical „Mamma Macchiato“ erst in der Kulturbrauerei Erfolge feierten und mit dem Stück nun auch im befreundeten Ausland – konkret: im Wedding – gastieren.
In der Wilhelmsruher Halle allerdings sangen, tanzten und spielten sie einen Ausschnitt aus ihrem Stück „Drei – Ein Musical für zwei“ – was wohl auch eine kaum versteckte

Am Pult: ''Black Box Music''-Chef Thilo Goos

Aufforderung an die beim Empfang versammelte Bezirkspolitik war, sich ein wenig mehr den Nöten der Künstler zuzuwenden…

Bei der nachfolgenden Begrüßung durch die Vorsteherin der Pankower Bezirksverordnetenversammlung Sabine Röhrbein konnte man unter anderem erfahren, dass sich auch der algerische Botschafter unter den Gästen befand. Dann trat Black-Box-Music-Geschäftsführer Thilo Goos ans Pult und erzählte davon, dass viele seiner Bekannten ihn für verrückt erklärt hätten, weil er mit seiner Firma nach Wilhelmsruh und nicht nach Prenzlauer Berg gegangen sei. Nun ja: Die Vorstellung, dass jene Prenzlauer Berger, denen ein


Im Rampenlicht: Die Pankower Regierung
(v.l.: Matthias Köhne, Jens-Holger Kirchner, Christine Keil, Lioba Zürn-Kasztantowicz ,Torsten Kühne)

normaler Clubbetrieb schon als lebensbedrohlicher Lärmterror erscheint, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft regelmäßig Rammstein-Proben erlebt hätten, hat durchaus seinen Reiz…
Dann holte Bezirksbürgermeister Matthias Köhne sein Bezirksamt auf die Bühne, auf dass nun jeder Pankower sehen konnte, wer ihn in den nächsten Jahren regiert. Einen leichten Seitenhieb in Richtung Rotes Rathaus konnte er sich dabei nicht verkneifen: Angesichts der personellen Kontinuität in der Bezirksverwaltung (einziger „Neuzugang“ ist der Bezirksstadtrat für Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice Torsten Kühne), meinte der Bezirksbürgermeister, dass man im Gegensatz zu Pankow in der Landespolitik noch nicht so recht wisse, was vom neuen Senat so zu erwarten sei.

Willkommensgruß an die Neu-Pankowerin Tuong Vi Le

Offenbar wusste Matthias Köhne auch nicht, was, beziehungs-
weise wer ihn bei der traditionellen Begrüßung jener Pankower erwartete, die in der letzten Zeit die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatten – jedenfalls war er doch ein wenig überrascht, als er Tuong Vi Le auf die Bühne bat, und ihm dann tatsächlich eine jungen Dame gegenüberstand.
Bei Oscar Michel Francis Blanc und Victoria Aharonov blieben solcherart Missverständnisse dann aber aus.
Unmissverständlich war auch die von Victoria Aharonov geäußerte Erwartung, die sie mit dem Erwerb der deutschen Staats-
bürgerschaft verband: Nachdem sie als bisherige Ausländerin schon allen Pflichten eines deutschen Bürgers unterworfen war, könne sie nun endlich auch die entsprechenden Rechte wahrnehmen.

Danach kam – ebenfalls eine lang gepflegte Tradition bei den Pankower Neujahrsempfängen – der Bürgermeister der polnischen Partnerstadt Kołobrzeg (Kolberg) zu Wort.

Bürgermeister Janusz Gromek:
EM-Endspiel Deutschand gegen Polen

In einer launigen Rede pries Janusz Gromek die Vorzüge der Partnerschaft und den konkreten Nutzen für die Bürger des jeweiligen Landes: Die Deutschen reisten nach Kolberg, um dort einen erholsamen Urlaub zu verleben – die Kolberger hingegen kämen nach Berlin, um zu shoppen, oder aber von dort aus weiter in die Welt zu fliegen.
Und natürlich war bei ihm auch von Fußball die Rede: Dass die deutsche Mannschaft bei der Europameisterschaft nicht in Kolberg, sondern in Danzig Qeartier nehmen werde, damit könne er leben – allerdings wünsche er sich ein Endspiel Polen gegen Deutschland. Janusz Gromek: „Über das Ergebnis können wir dann noch reden.“

Danach war dann der „offizielle Teil“ des Neujahrsempfangs beendet, die Big Band „Volles Rohr“ gab noch einmal volles Rohr, und die Gäste taten das, was man auf einem solchen Empfang halt tut: Small Talk bei einem Getränk, sehen und gesehen werden.
Noch was? Ja!
Auch in beim diesjährigen Neujahrsempfang waren es Auszubildende aus dem Bezirksamt, die die ganze Veranstaltung am Laufen hielten: Als Empfangsdamen, Barkeeper, Servierpersonal… . Bühnentechnik und Beleuchtung hingegen waren ein Projekt von vier Azubis und zwei Praktikanten der Black Box Music Veranstaltungstechnik.
 

Das Service-Team: Azubis aus dem Bezirksamt Pankow. Mit roter Krawatte: Der Chef.

….Zwei von sechs aus dem Black-Box-Music-Team, die den Abend technisch ins rechte Licht setzten:
Marc Greiner und Mark Oliver Völker.

Für’s Tuten und Blasen zuständig: Die Big Band „Volles Rohr“ der Pankower Musikschule

Freude über Neubürger: Victoria Aharonov (am Mikrofon) und Bezirksbürgermeister Matthias Köhne

Tom van Hasselt mit Partnerin und Sohn sowie Musical-Kollegin Melanie Haupt

Zwei gute Freunde: Alex Lubawinski (Vorsitzender des Vereins Freunde Kolbergs e.V.) und Janusz Gromek (Bürgermeister von Kołobrzeg)

Traditionell beim Empfang dabei: Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Prenzlauer Berg

 

© Fotos Dirk Grabowski

 

 

 



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