Man stelle sich das einmal vor: Da steht ein Mann auf der Straße und schießt zielgenau Feuerwerksraketen in die offen stehenden Fenster. Von empörten Anwohnern lautstark zur Rede gestellt, erklärt er dann: „Die öffentliche Debatte über den Brandschutz im Wohnbereich zeigt die tiefe Verbunden-
heit der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren persönlichen Einrichtungsgegenständen.“
Unvorstellbar?
Ach was!
Genau so klang Bezirksstadtrat Torsten Kühne in seiner kurz vor der BVV-Tagung veröffentlichten Presseerklärung.
Sicher, der Versuch des für Kultur zuständige Bezirksstadtrates, die gegen ihn und seine amokartigen „Notstands“-Handlungen gerichteten Proteste für sich zu vereinnahmen, trägt Züge von Dreistigkeit in sich.
Doch wer nun meint, dies, wie auch die widersprüchlichen Antworten auf die Anfragen des Bezirksverordneten Matthias Zarbock (à la „muss geschlossen werden, ist aber unverzichtbar…) wäre Teil eines großen, insgeheim ausgeführten Plans, mit dem der im Amte neue Bezirkspolitiker bloß die Bürger mobilisieren wollte, um den Druck auf den Senat erhöhen, der hat zwar eine nette Verschwörungstheorie produziert – allein, das Gegenteil ist der Fall: Torsten Kühne hat sich mit seinem „Notstand“-Anordnungen heillos vergaloppiert und ist längst ein von allen Seiten Getriebener, der nicht mehr agiert, sondern nur noch reagiert.
Kein Vertrauen mehr in die eigenen Worte
Und selbst die Reaktionen erscheinen hilflos. Als Beispiel kann seine am Montag veröffentliche Erklärung dienen. Da ließ er nicht etwa verlauten, dass er irgendwelche Maßnahmen ergreifen will, nein, das will er „konsequent“ tun. Und es reicht ihm auch nicht, den „Notbetrieb“ in den Pankower Kultureinrichtungen einfach zu beenden, nein, das soll „schnellstmöglichst“ geschehen. Desweiteren wird die „kurzfristige Erarbeitung einer Strategie…“, ein „intensiver Austausch mit anderen Berliner Bezirken…“, eine „umfassende Evaluierung…“, eine „langfristige Umsetzung…“, eine „zeitnahe Erarbeitung…“, eine „nachhaltige Beteiligung…“ und, na klar, ein „offenener Dialog…“ angekündigt.
Spätestens nachdem man sich durch jenen Text gequält hat (und froh war, dass dort kein geschlossenes Schweigen, keine inkonsequente Umsetzung und keine langsamstmögliche Beendigung des „Notbetriebes“ avisiert wurde), spätestens dann dürfte klar sein: Wer eine deratige Ansammlung von verstärkende Attributen benötigt, der hat das Vertrauen in die Kraft der eigenen Worte längst verloren. Für das Ausführen von irgendwelchen großen klandestinen Plänen reicht es da erst recht nicht mehr.
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ernst th.
Feb 16. 2012
Der neue Kulturstadtrat ist gerade knapp 100 Tage im Amt, und trotz noch nicht stehenden Doppelhaushalt 2012/2013 ist der kaum ausgerufene Notbetrieb in den Kultureinrichtungen auch schon wieder beendet.
Das Thema Kultur ist jetzt in aller Munde … und nun darf offen über die Zukunft nachgedacht werden … das stimmt optimistisch.
Pankow hat aber ein echtes Erklärungsproblem, wie gestern auf der BVV deutlich wurde: mit dem zugewiesenen Geld für Kultur werden im Vergleich zu anderen Bezirken viel weniger Angebote gemacht.
Was der BVV noch gar nicht richtig aufgefallen ist:
Es gibt an der Danziger Strasse zwei Kulturzentren – eines das seit 20 Jahren von einem Verein getragen wird und keine Zuschüsse braucht und sich selbst trägt und wohl vergessen ist, weil es keine Förderanträge stellt.
Und ein attraktives kommunal verwaltetes Kulturzentrum im Thälmannpark, das eigentlich ökonomisch selbsttragend sein könnte, das mitten in der Sommersaison sechs Wochen Urlaub macht und viele veranstaltungsfreie Tage im Jahr hat.
Wie geht das eigentlich zusammen?
Michael Springer
Feb 16. 2012
„Wer kämpft um eine Idee, um eine große und gewaltige Idee, der muß alle Leiden in diesem unvermeidlichen Kampf ruhig, bewußt und, wie es einem ehrlichen Revolutionär gebührt, mit einer größten Energie zu ertragen wissen.“
Ernst Thälmann
… ich werde diesen Spruch einrahmen und dem neuen Kulturstadtrat Dr. Kühne für sein Büro empfehlen und schenken! :-))