Parken für Geld – es geht los

parken

 

Die Auseinandersetzung war laut, kurz und heftig. „Was soll die Scheiße hier?!“, brüllte der Mann unvermittelt los. „Ihr Politiker macht nur alles kaputt! Jetzt soll ich hier auch noch zahlen?!“ Ordnungsstadtrat Jens-Holger Kirchner keilte nicht weniger laut zurück: „Wissen Sie, was ein Parkplatz in New York kostet?!“ – „Mir doch egal, was in New York ist! Die sind doch sowieso pleite!!“
Dann machte der Mann auf dem Absatz kehrt und verschwand. Kirchner aber brauchte ein paar Augenblicke, um sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.

Jens-Holger Kirchner hatte am Freitagmorgen zu einem Presse-
termin geladen, bei dem er Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf ihrem ersten Dienstgang in die Parkraumbewirtschaftungszonen von Prenzlauer Berg begleitete. „Schön, dass heute die Sonne scheint. Bei Sonne nimmt der Prenzlauer Berger alles viel gelassener“, philosphierte der Lokalpolitiker fröhlich vor sich hin – doch plötzlich verdüsterte sich seine Miene. Der Grund: Ein Parkscheinautomat in der Prenzlauer Allee.
Immerhin, während zum Start der Parkraumbewirtschaftung noch rund 170 Automaten fehlen, ist der hier schon installiert. Aber das Wegpflaster ist noch nicht wieder eingesetzt und auch das

großflächige Hinweisschild auf den Automaten fehlt. „Schlumperfirma“, brubbelt Kirchner und meinte damit die Herstellerfirma Parkeon, die es nicht geschafft hatte, die vertraglich vereinbarten Termine zu halten.

Kirchners gute Laune war wiederhergestellt, als er in der Stargarder Straße auf die Videokünstlerin Chus Lopez Vidal traf. Die in Prenzlauer Berg lebende Spanierin hatte schon eine Anwohnervignette, was den Stadtrat natürlich besonders entzückte. „Und“, fragt er, „gab es Probleme mit der Bestellung der Vignette?“ Nein, antwortete Chus Lopez, nur eine Woche Wartezeit – aber: „Heute Morgen hätte ich es doch beinahe vergessen, die Plakette am Auto anzubringen.“

Ob der Eigentümer des roten Mazda auf der anderen Straßen-
seite auch nur vergessen hatte, die Vignette anzubringen oder aber gar keine besitzt, war nicht auzumachen. Da auch kein Parkschein am Wagen zu finden war, schrieb Ordnungsamtler Hans Krüger sein erstes Knöllchen in Prenzlauer Berg. Krüger war zuvor beim Ordnungsamt Mitte tätig und ist einer von neun Parkraumüberwachern, die aus anderen Bezirken nach Pankow gekommen sind.
Weitere 78 Kontrolleure sind Neueinstellungen. So wie Jana Gutenmorgen. Die 27jährige hatte sich beim Bezirksamt für diese Stelle beworben. Nach ihrer Einstellung durchlief sie wie alle anderen Neuen ein mehrwöchiges Ausbildungsprogramm,

in dem unter anderem Rechtsangelegenheiten gelehrt, aber auch der Umgang mit den Bürgern in Rollenspielen durchexerziert wurde. Ihr erstes Knöllchen kriegte ein blauer VW Polo.

Ob Stadtrat Jens-Holger Kirchner vorherige Rollenspiele beim Umgang mit allzu lauten Mitbürger von Nutzen gewesen wären, weiß man nicht. Dass er aber auch sonst genug Anlässe hat, seinem Ärger Luft zu machen, war nur kurz nach der Auseinandersetzung mit dem erregten Herrn zu erleben. Da nämlich entdeckte er eines der über 170 nackten Fundamente, auf denen eigentlich spätestens bis heute Parkscheinautomaten verankert sein sollten. „So eine Schlumperfirma. Sowas will nun Marktführer sein! Das Geld, das uns hier entgeht, holen wir uns von denen wieder! So eine Schlumperfirma…“
 

 

 

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9 Kommentare zu “Parken für Geld – es geht los”

  1. Lea

    Okt 07. 2010

    So ein Quatsch. Ich kann verstehen, dass sich Anwohner aufregen. Immerhin kamen die Teile fast über Nacht und ich für meinen Teil wurde darüber nicht informiert.
    Obwohl ich keine Autofahrerin bin, finde ich die Dinger wiederlich und wie der Kiez damit immer mehr seinen charm verliert.
    Und ich denke, die Politiker sollten lieber mal bei den Ursachen des Problems forschen. Immerhin ist der Kietz erst durch die ganze Privatisierung und Modernisierung zu dem geworden, was er jetzt leider ist.Die Brachgelände und Grünflächen die früher im ganzen Gebiet vorhanden waren, wurden jetzt mit Lückenbauten zugestopft und die Dachgeschösser in den ehemaligen Mietskasernen wurden für millionen in teure Lofts umgebaut- Ist es da nicht klar, dass mehr Menschen nach Prenzlauerberg ziehen?. Nicht zu vergessen der touristische Aspekt, so viele Hotels, Hostels etc. gab es in Prenzlauerberg noch nie und wo sollen die ganzen Gäste parken?
    Zudem gibt es nicht annährend genug Parkplätze für alle Bewohner, also was hat das für einen Sinn. Das durchdrücken der ganzen Sache ist ja auch nur möglich, weil die Bevölkerung, die jetzt den Prenzlauerberg bewohnt immer ja und amen zu allem sagt. 2o euro pro jahr sind doch nichts.-Für mich schon. Die Straßen gehören doch schließlich uns…!

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  2. Wolf

    Okt 07. 2010

    Was schlägst Du vor? Den Rückbau der Modernisierungen, damit der Parkdruck zurückgeht?

    Ich finde: Wer es für nötig hält, in einer Großstadt mit einem PKW herumzufahren bzw. zu -stehen, für den sind 20€ regelrecht geschenkt. Und gehört es etwa zum Charme des Kiez‘, dass ständig KPW auf Parkplatzsuche sind?

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  3. tom

    Okt 16. 2010

    Erstmal ist es wirklich eine ganz tolle Leistung, dass die PKW-Halter über diese Parkraumbewirtschaftung im Prenzlauer Berg nicht informiert wurden. Statt eines Anschreibens an die Haushalte wurde ein »Kampagne« mit Flyern und Plakaten gestartet und finanziert. Damit wurde nun jeder Anwohner, der nicht rechtzeitig eine Park-Vignette an seinem Auto hatte, zum Falschparker und Strafzettel-Bezahler. Wirklich eine ganz tolle Kommunikationsleistung!

    Leider gibt es in meiner Straße nicht einen einzigen Parkplatz mehr, durch dieses Parkraum-Monoply. Ja welch Wunder! Schließlich lösen sich die Autos der Anwohner ja dadurch nicht in Luft auf.

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  4. sven

    Nov 04. 2010

    Wo ist der Sinn einer Parkzone? Das ist doch nur Abzocke!
    Die Parkzonen liegen auf öffentlichem Straßenland, für dessen Nutzung jeder Auto- und Motorradbesitzer Kfz-Steuern bezahlt. Damit ist der Laternenparkplatz abgegolten.
    Auch der saublöde Politikerspruch, „daß der Parkplatz vor der Haustür künftig nicht mehr umsonst sein könne“ nervt. Die Anwohnerplakette garantiert keinen Parkplatz vor der Haustür. Sie gewärleistet überhaupt keinen Parkplatz, sondern berechtigt nur, irgendwo in der Zone einen Parkplatz zu suchen, ohne den Anspruch, auch einen zu finden.
    Hier in Prenzlauer Berg kann ich aus Erfahrung sagen, daß sich die Parkplatzsituation abends/nachts nicht im geringsten verändert hat, es ist nicht ein Auto verschwunden. Wie denn auch, schließlich handelt es sich um ein Wohngebiet und alle dort parkenden Autos gehören Anwohnern. Somit ist die Parkzone ein reiner Kostenfaktor, ohne Gegenwert. Dafür sind wir 1989 nicht auf die Straße gegangen!

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  5. Wolfgang

    Dez 08. 2010

    Ich wohne im nördlichen Teil des Prenzlauer Berges und seit dem im südlichen Teil Parkraumbewirtschaftung ist, bekommt man als Anwohner keinen Parkplatz mehr.
    Grund da für ist, alles was nicht bezahlen will parkt nördlich vom S-Bahnring und das Schlimste sind die zahlreichen seit Wochen abgestellten Autos, also ich kann nur hoffen daß auch hier bald die Parkraumbewirtschaftung eingeführt wird.

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  6. wo ist mein p berg hin?

    Mrz 07. 2011

    also ich kann es wirklich nicht als bereicherung empfinden, dass hier in p berg jetzt hunderte von diesen uniformierten parasiten um die häuser schleichen. und dieser kirchner, dieser tischler, der zb. gern übers grundgesetz doziert. politikaster, der krampfhaft versucht hier sein profil für eine weitere karriere in dieser grünen scheiß öko-heuchler partei zu schärfen. durchschaubar und durch und durch EKELHAFT.
    und dann dieser dilettantismus bei der einführung der parkzone, mit diesen hirnrissigen grenzen. und jetzt, wo die scheiße sozusagen auf dem tisch liegt, will es keiner gewesen sein… die verantwortung wird im kreis geschoben – wie ich bereits sagte: durchschaubar und durch und durch EKELHAFT.

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  7. Zugereister

    Mrz 11. 2011

    Eine Bereicherung für den Prenzlberg sind sicherlich Menschen, die andere als „unformierte Parasiten“ beleidigen, und sich auch sonst nur in Fäkalsprache suhlen und frei von jeder Sachkenntnis sind. Weiter so, Berlin braucht Sie.

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  8. Lea

    Jul 15. 2012

    Kirchner? sollte man ihn „Herr Katastrophe“? oder „Herr Kalamität“ nenen?

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  9. Lea

    Jul 15. 2012

    n

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