„Die Mieterberatung ist auf unserer Seite“

Seit Monaten schwelt der Konflikt zwischen den Mietern der Gleimstraße 52 und Christian Gérôme, dem Eigentümer der Immobilie. Ursache sind die Sanierungspläne des Immobilieneigners.
Ein monatelang nicht reparierter Wasserohrschaden, ein rigider „Mietmanager“, der die Bewohner zum Auszug drängen wollte und ein „Beauftragter“ des Eigentümers, der nicht nur für „robuste“ Entmietungspraktiken bekannt ist, sondern auch in der Berliner Baubranche nicht unbedingt einen guten Ruf genießt, haben nicht unwesentlich zur Beunruhigung der Mieter beigetragen.
Auf der anderen Seite Eigentümer Christian Gérôme, der sich als Opfer „meckernder Rädelsführer“ sieht.
Ein zwischen dem Bezirksamt Pankow, der Mieterberatung Prenzlauer Berg und dem Eigentümer abgeschlossener Vertrag, der eine sozialverträgliche Sanierung sichern soll, konnte die Situation nicht wirklich befrieden.

Die Prenzlberger Stimme fragte Christian Gérôme nach seinen Plänen für das Haus, nach seinen seltsamen (ehemaligen) Mitarbeitern und wollte wissen, ob, wie und wann die Wohnungen des Hauses verkauft werden sollen.

 

Herr Gérôme, was haben Sie mit dem Haus Gleimstraße 52 konkret vor?

Wir wollen es im alten Glanz erstrahlen lassen. Das heißt, wir wollen die Fassade erneuern, Treppenhaus, Rückfassade, die Steigeleitungen. In den Wohnungen selbst soll das dann jeder Mieter oder Erwerber selber machen. Keine Luxussanierung.

Werden die Wohnungen verkauft, bleiben sie bei Ihnen im Bestand – oder werden sie eine Mischform finden – den einen Teil verkaufen, den anderen behalten?

Wir wissen noch nicht, ob wir verkaufen oder vermieten. Das ist eine Entscheidung, die wir noch offen lassen.

Nachdem Sie das Haus erworben hatten, gab es einige Irritationen: Ein Frostschaden an einer Wasserleitung, der von Ihnen nicht behoben wurde; ein seltsamer „Mietmanager“, der die Mieter bedrängte, für eine nicht eben große Entschädigung auszuziehen. Dazu trat in Ihrem Auftrag bei den Mietern ein Herr Klupp in Erscheinung – ein Mann, dessen Ruf nicht der Beste ist…

Da ist wohl einiges durcheinander gebracht worden. Der Frostschaden ist im Dezember entstanden – da war ich als Eigentümer noch gar nicht für zuständig. Das Objekt wurde erst im Februar an uns übergeben. Und wenn Sie sagen, dass der Ruf einiger Mitarbeiter schlecht ist – das ist relativ. Man kann auch über den Ruf einiger Mieter streiten. Ich will darüber nicht debattieren. Im Vordergrund steht das Haus, das wir schön herrichten wollen. Und bei jedem Objekt gibt es Mieter, die nicht glücklich sind über die Situation, wenn ein Haus modernisiert wird.

Es wundert mich, dass mit Herrn Sascha Klupp jemand für sie tätig wurde, der nicht nur bei Mietern seiner eigenen Grundstücke einen gewissen Ruf hat, sondern auch bei Bauunternehmen. Mehr als einmal hatte Herr Klupp – sagen wir es einmal dezent – ein äußerst unglückliches Händchen bei den Übernehmern seiner Firmen gehabt: Die Gesellschaften gingen meist kurz nach der Übergabe pleite. Mangels Masse konnte oft nicht einmal ein Insolvenzverfahren eröffnet werden, so dass die Baufirmen, die für die einstigen Klupp-Gesellschaften tätig waren, in die Röhre sahen. Mir erschließt sich nicht, warum sich jemand wie Sie eines Herrn Klupp bedient.

Ich habe mit Herrn Klupp sehr positive Erfahrungen gemacht. Ich kenne viele Geschäftsleute, die ebenfalls gute Erfahrungen mit ihm gemacht haben; die mit ihm gebaut haben oder von ihm Dachgeschosswohnungen gekauft haben. Natürlich: Wer viel macht, macht auch Fehler. Ich bin in dem Thema nicht drin. Jeder ist mal über eine rote Ampel gefahren und hat mal einen Strafzettel bekommen. Ich habe mit diesen Dingen nichts zu tun. Mit der Gleimstraße habe ich eine reine Weste. Wir haben einen ordentlichen Kaufpreis bezahlt und werden da auch eine ordentliche Leistung bringen und eine ordentliche Wertschöpfung.

Eine weitere Person, die in der Gleimstraße 52 unangenehm auffiel, war jener die Mieter bedrängende „Mietmanager“. Der Prenzlberger Stimme gegenüber hatte er behauptet, er wäre vom Eigentümer direkt beauftragt worden. Ist diese Aussage korrekt?

Ich hatte an die Hausverwaltung eine Generalvollmacht gegeben und in diesem Zusammenhang gab es auch eine Beauftragung des Herrn Kotsch. Herr Kotsch sollte eine friedliche Lösung mit den Mietern finden. Sehen Sie das nicht so negativ. Es gab in der Vergangenheit sehr viele Mieter, die mit uns zufrieden waren. Sie reden immer nur über die Mieter, die meckern. Da gibt es zwei, drei Rädelsführer, die meckern.

Mittlerweile sind uns aber Mieter auch anderer Grundstücke bekannt geworden, die über ein ähnlich rigides Vorgehen des Herrn Kotsch berichteten.

Um es klarzustellen: Herr Klupp wurde von mir beauftragt, weil ich bisher gute Erfahrungen mit ihm gemacht habe. Herr Kotsch wurde von der Hausverwaltung hinzugezogen, der ich Generalvollmacht gegeben hatte. Als mir bekannt wurde, dass die Mieter mit den beiden Herren Probleme hatten, wurden sie von ihren Aufgaben entbunden.

Als die Probleme in der Gleimstraße öffentlich wurden, war das Bezirksamt an Sie herangetreten und hatte Ihnen einen öffentlich-rechtlichen Vertrag über eine sozialverträgliche Modernisierung angeboten. Hatten Sie mit dem Bezirksamt lange über den Inhalt verhandelt?

Für mich war es eine kurze Verhandlung. Ich bin auf alle Wünsche und Bedürfnisse von Bezirk und Mieterberatung eingegangen. Ich weiß auch nicht, wo es noch irgendwelche Kritik am Vertrag geben könnte. Ich habe die volle Unterstützung des Bezirks und ich habe die volle Unterstützung der Mieterberatung.

Offenbar ist das Verhältnis zwischen Ihnen und den Mietern festgefahren. Es gibt da wohl einen Wasserrohrschaden, der bis heute nicht behoben wurde; dann gibt es Streit um die Besichtigung der Wohnungen – ihrerseits ist da ja eine Klage anhängig. Zwischenzeitlich gab dann wohl ein oder zwei Treffen zwischen Ihnen, den Mietern und der Mieterberatung Prenzlauer Berg. Was wurde da besprochen und wie sind Sie auseinandergegangen?

Es war für meine Begriffe sehr harmonisch. So, wie ich mir auch die weitere Zusammenarbeit vorstelle. Natürlich kann ich es nicht verhindern, dass Mieter mich nicht in die Wohnung hineinlassen und blockieren, und mir damit Steine in den Weg legen. Es ist mein gutes Recht, das gerichtlich prüfen zu lassen. Und die Mieterberatung Prenzlauer Berg hat deutlich gesagt, dass sie uns unterstützt, dass sie auf unserer Seite ist. Das Verhalten der Mieter ist für mich nicht erklärbar. Es ist eine reine Blockadehaltung.

Haben Sie Ihrerseits mal versucht, mit den Mietern ins Gespräch zu kommen – etwa in der Form, dass Sie sagen, wir nehmen die Klage erst einmal zurück, und dann werden wir mal sehen, wie wir uns nun auf der Grundlage des Vertrages mit der Mieterberatung und dem Bezirksamt einigen können – einfach um den Druck an der Angelegenheit zu nehmen?

Es gibt ja auch einige Mieter, die die Miete nicht bezahlen. Ich kann ja nicht auf die Mieter zugehen und sagen: Freunde, ihr habt die Miete nicht bezahlt und ihr lasst uns nicht rein – lasst uns drüber reden. Da wollte sich die Mieterberatung drum kümmern und eine Lösung finden. Wir können gern einen Termin machen, und dann unterhalten wir uns über alles. Aber wir müssen rein in die Wohnungen. Wir müssen begutachten, wo können wir die Stränge durchlegen, wo kommen die Leitungen hin. Es ist ja wohl auch nicht zuviel verlangt, mal für drei Minuten jemand in die Wohnung zu lassen.

In dem erwähnten Vertrag mit dem Bezirk und der Mieterberatung haben Sie sich verpflichtet, bei den Bestandsmietern nach der Modernisierung keine höhere Miete als 5,47 Euro pro Quadratmeter einzufordern. Dies gilt auch für Wohnungen, deren Mieter nach Abschluss der Modernisierung in den Umsetzwohnungen verbleiben wollen. Mögliche Wohnungskäufer sind an diese Vorgabe gebunden. Wer würde eine modernisierte Wohnung kaufen, bei der er nicht mehr als diesen geringen Mietzins erhalten könnte?

Das müsste genauso ein Liebhaber sein wie ich. Und zum Zweiten: Wir haben ein so geringes Zinsniveau wie seit zwanzig, dreißig Jahren nicht mehr – und dadurch rechnet sich ein Kauf selbst bei einer so geringen Miete immer noch. Und wenn nicht, dann behalte ich die Wohnungen im Bestand. Ich bin nicht unglücklich über solche Wohnungen. Bei 5,47 Euro mache ich keine Gewinne, aber auch keine großen Verluste.

Als Sie das erste Mal vor dem BVV-Stadtentwicklungsausschuss auftraten, sagten Sie, würden die Wohnungen entweder vollständig verkaufen oder aber vollständig im Bestand halten – eine Mischform rechne sich nicht. Nun höre ich von Ihnen anderes.

Erstmal muss das Haus saniert werden. Und dann entscheide ich mich aus der Situation heraus, aus dem Bauchgefühl, was mache ich mit dem Objekt: Verkaufen oder vermieten. Oder vielleicht vermietete Wohnungen verkaufen. Das wird sich dann zeigen. Wir müssen erstmal die wichtigsten Sachen machen, erstmal muss es schön sein.

Erst modernisieren und dann verkaufen? Soweit mir bekannt ist, hatten bisher schon zahlreiche Kaufinteressenten bei den Mietern Einlass begehrt. Das erscheint mir auch logisch, denn in der Regel werden Modernisierungen mit den Einzahlungen der jeweiligen Käufer finanziert. Ist das bei Ihnen anders?

Ich erhalte jede Woche Kaufanfragen für das Haus. Aber so weit bin ich nicht. Wir müssen erstmal die Grundlagen schaffen. Die Planungen machen, die Aufteilungen – und wenn wir die wichtigsten Sachen geklärt haben, dann denken wir darüber nach, ob verkauft wird oder nicht. Wir verkaufen nicht vom Plan her weg. Es gibt viele, die anders arbeiten. Ich baue erstmal, und dann schaue ich weiter. Ich lasse das Haus wieder im alten Glanz erstrahlen.

Wie erklärt es sich dann, dass die Mieter, kurz nachdem das Haus an Sie übergangen war, ein Schreiben Ihrer Gesellschaft erhielten, in dem sie aufgefordert wurden, potentielle Käufer in die Wohnungen zu lassen? Und tatsächlich wurden ja auch nicht wenige Kaufinteressenten von Ihrer Gesellschaft zur Besichtigung eingeladen. Steht das nicht im Widerspruch zu dem eben Gesagten?

Gerade aus der Nachbarschaft melden sich Leute bei uns, die gehört haben wollen, dass dort Wohnungen zum Verkauf stehen sollen. Und wir werden nicht diejenigen sein, die sie nach Hause schicken. Wir sagen dann: Okay, wenn ihr wollt, guckt euch das an. Wir sind aber offiziell noch nicht in den Verkauf gegangen. Wir bieten den Leuten an, darüber nachzudenken. Und wenn die uns ein Kaufangebot machen, schadet es ja nichts. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir mit denen zum Notar gehen würden. Wir sammeln Kaufangebote, das ist ja nicht schädlich.

Sie werden also keine Wohnungen verkaufen, solange das Haus nicht saniert ist?

Das habe ich nicht gesagt. Wir werden anfangen zu sanieren, und dann schauen wir. - Ich entnehme Ihren Worten, dass für sie „Saniert“ bedeutet, dass es fertig ist…

Ja.

Im Laufe der Sanierung werden wir schauen, wie sich das entwickelt, und dann treffen wir die Entscheidung. Aber ich warte nicht, bis die Sanierung beendet ist.

 
© Fotos: Dirk Grabowski
 

 
Nachtrag: Zwischen einem Gespräch und der Veröffentlichung desselben können sich die Dinge, die besprochen wurden, auch schon mal ändern. So auch hier. Christian Gérôme ließ der Prenzlberger Stimme heute übermitteln:

 

Die Planungen hinsichtlich halten im Bestand oder Verkaufen sind nun abgeschlossen. Es werden alle Wohnungen an Selbstnutzer bzw. bei vermieteten Wohnungen an Kapitalanleger verkauft. Die getroffene sozialverträgliche Sanierungsvereinbarung hat hierbei natürlich weiterhin Bestand, d.h. die bei einem neuen Eigentümer liegt die künftige Miete für die Alt-Mieter bei 5, 47 €/m². Einhergehend mit diesen Entscheidungen wird man nun auch mit der Vermarktung beginnen.

 
Was bedeutet, dass das „Bauchgefühl“ des Investors entgegen der vorherigen Darstellung nun doch für eine Vermarktung v o r der Sanierung – und also „vom Plan her weg“ – ausgeschlagen hat.
 


 

 

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