Sommer, Freibier, Kandidaten

Irgendein Wahlkampf ist immer.
Fiel das vorjährige Sommerfest der Nordost-SPD im Biergarten des „Kolonial“ an der Naugarder Straße in die Endphase des Berliner Landes- und Bezirkswahlkampfes, so war diesmal die Bundestagswahl 2013 das bestimmende Thema des Abends.
Grund waren die zuvor erfolgten Bewerbungen von Klaus Mindrup und Severin Höhmann für den Wahlkreis Pankow sowie der Verzicht von Wolfgang Thierse auf eine erneute Kandidatur.
Und offenbar steht noch ein dritter Kandidaten-Aspirant in den Startlöchern: Roland Schröder, Vorsitzender des Stadtent-
wicklungsausschusses der Bezirksverordnetenversammlung von Pankow, will den am Montag tagenden SPD-Kreisvorstand darüber informieren, ob auch er seinen Hut beim kampf um die Thierse-Nachfolge in den Ring wirft.

Hier noch eng umschlungen, demnächst vielleicht schon harte Konkurrenten: Severin Höhmann (links) und Roland Schröder

Während der erklärte Kandidaturbewerber Severin Höhmann und sein möglicher Konkurrent Roland Schröder am Freitagabend vor der Kamera noch demonstrativ wie ein Herz und eine Seele posierten, war vom dritten möglichen Pankower SPD-Bundestagskandidaten nichts zu sehen und zu hören.
Erschienen war aber der im kommenden Jahr aus dem Parlament scheidende Wolfgang Thierse. Dass nicht wenige der anwesenden Genossen Thierse demonstrativ ihr Bedauern über seinen Rückzug kundtaten, zeigt, in welch große Fußspuren sein potentieller Nachfolger treten wird.
Wer ihm selbst am geeignetsten erschien, hatte der bekannteste Bartträger von Prenzlauer Berg allerdings schon offenbart. Auf die Frage nach seinem Favoriten wies er in Richtung Severin Höhmann: „Er da!“

Wolfgang Thierse, Genossen: Bedauern über den Rückzug

Höhmann war von 1999 bis 2002 Büroleiter im Wahlkreisbüro von Wolfgang Thierse. Auch danach blieb der Kontakt der beiden über die normale Parteiarbeit hinaus erhalten. So wird unter anderem von gemeinsamen Gebirgswandertouren berichtet.

Doch nicht nur das in die Gänge kommende Kandidaten-
karussell war ein Thema – auch über die Pankow weltweite Bekanntheit bescherende Besetzung der Senioren-
freizeitstätte Stille Straße 10 wurde gesprochen.
Während bei der Zählgemeinschaft von SPD und Grünen in BVV und Bezirksamt der aufsehenerregende Protest der

Alexander Götz:
Besetzung der Stille Straße 10 ist ein wichtiges Zeichen

Pensionäre vor allem ein erhebliches Ärgernis darstellt, nannte der Pankower SPD-Kreisvorsitzende Alexander Götz den Aufstand der Alten „ein wichtiges Zeichen“ dafür, dass die Kürzungen im sozialen Bereich nicht endlos weitergeführt werden können.
In seiner Begrüßungsrede mahnte er ein Umdenken an. Es müsse bei künftigen Entscheidungen dieser Art auch über die gesamtgesellschaftlichen Kosten nachgedacht werden. Wenn der Erhalt einer solchen Begegnungsstätte wie jene in der Stille Straße dazu beitrage, dass die Senioren länger fit bleiben, dann, würden Kosten bei den Kranken- und Pflegekassen gespart.

Allerdings vermied es der Pankower SPD-Chef, seine in der BVV sitzenden Genossen darum zu bitten, den möglichen Einspareffekt schon mal bei der Stille Straße durchzurechnen. Was daran gelegen haben könnte, dass er die Geduld der Zuhörer nicht überstrapazieren wollte. Denn nach seiner Ansprache stand der Anstich des Freibierfasses auf dem Programm.
Und Durst hatten an diesem Abend doch irgendwie alle.

 

 

 



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