Der Fachmann, der im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz zwei sich wider-
sprechenden Gutachten beurteilen sollte, die die Auswir-
kungen eines von Möbelhaus-Tycoons Kurt Krieger auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow geplanten Einkaufszentrums prognostizierten, hatte bei einer Zusammenkunft von Vertretern der Senatsverwaltung, des Bezirkes Pankow und des Immobilieneigners Kurt Krieger für beide Schriftsätze eine vernichtende Einschätzung parat: Sowohl das von Krieger in Auftrag gegebene Gutachten, als auch als auch die zweite, vom Schönhauser-Allee-Arcaden-Betreiber Management für Immobilien AG bestellte Expertise strotzen nur so vor fachlichen und methodischen Mängeln.
Etwas abgeschwächt wiederholte Heinrich Iversen seine Kritik dann später vor den Teilnehmern der „1. Akteursrun-
de“ – einer halböffentlichen Informationsveranstaltung im Rahmen des Werkstattverfahrens, an der unter anderen Vertreter von Bürgervereinen, der Bezirkspolitik und des Pankower Einzelhandels teilnahmen.
Unter anderem bemängelte Iversen bei beiden Gutachten, dass sie keine Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung enthielten.
Auch erstaunte ihn die große Differenz der Ergebnissen beider Erhebungen und er kritisierte die fehlende Transparenz und Herleitung von Umverteilungsgquoten.
Beide Gutachten, so Iversen, stellen keine tragfähige Genehmigungsgrundlage dar.
Kuert Krieger: Verkehrsplanungen bei einem „Highlight“ überflüssig
Damit hätte die „Akteursrunde“ eigentlich beendet sein können, denn den folgenden Diskussionen (wo soll das Einkauszentrum hin – in den Süden, den Osten, den Westen des Geländes?) fehlte ja nun die Geschäftsgrund-
lage. Die Akteure der Runde kümmerte das wenig.
Doch selbst nachdem Konrad Rothfuchs von der „ARGUS Stadt- und Verkehrsplanung“ auf den zweiten fehlenden Teil des Planungsfundamentes – ein tragfähiges Verkehrsgutachten – hinwies, blieb der Optimismus der meisten Anwesenden ungebrochen.
Zum Abschluss brachte Kurt Krieger dann seine ganz spezielle Sicht auf die Gutachterei auf den Punkt: Wenn etwas Mittelmäßiges auf dem Gelände errichtet werden würde, könnte der zusätzliche Verkehr gut abgewickelt werden – baue man dagegen ein „Highlight“, käme der Verkehr in der Granitzstraße so oder so zum Erliegen.
Und er, Krieger, wolle natürlich ein „Highlight“ bauen – nur das mache wirtschaftlich Sinn.
Update: In der ursprünglichen Version des Artikels wurde irrtümlich berichtet, dass auf der „Akteursrunde“ ein Gutachten des Senats behandelt wurde. Dies trifft nicht zu. Tatsächlich wurde neben dem vom Grundstückseigentümer Kurt Krieger in Auftrag gegebenen Gutachten ein weiteres, von der Management für Immobilien AG iniitiertes Papier thematisiert.
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