Also: Kabarett isses nich. Zumindest nicht so, wie man sich Kabarett vorstellt: Auftritt, Dialog, Pointe – nächste Nummer.
Was ist „LETZTER VORHANG – Ein Kabarettungsversuch“, das derzeit in der Murkelbühne zu sehen ist, aber dann?
Zu allererst: Urkomisch.
Es gibt eine Rahmenhandlung, die an den „Raub der Sabinerinnen“ erinnert: Ein kleines Theater steht kurz vor der Pleite. Die Zuschauer bleiben aus, Geld ist nicht nur knapp, sondern schlicht nicht mehr vorhanden – die Miete kann nicht mehr bezahlt werden und selbst die Putzfrau hat seit Monaten keinen Lohn mehr erhalten.
Doch anders als beim Direktor Striese des Klassikers der Gebrüder von Schönthan ist hier kein Stück zur Hand, mit dem der Theaterdirektor hoffen könnte, den Saal wieder zu füllen. Und so müssen andere Ideen her: Untervermietung, neues Personal, Nebenjobs für die am Theater engagierten Künstler…
Das nun öffnet Tür und Tor für ein Panoptikum von Typen aller Art. Wenn etwa zum Vorsprechen vom Hausmeister des Theaters ein Kneipen-Poet mehr herbeigezerrt, denn hinzugebeten wird, der dann nach anfänglicher Befangenheit mit donnernder Stimme (siehe Video unten) erregt Gereimtes
von sich gibt, dann hat man hernach Mühe, unter dem Stuhl wieder hervorzuklettern, unter den man während des Vortrages vor Lachen gefallen ist.
Nicht anders, wenn die Latte-Macchiato-Mama beim Schauspielunterricht der Tochter mit ihrer aufdringlichen Überbesorgtheit Kind und Lehrer an den Rand des Wahnsinns treibt. Oder wenn Nazis und in traditionellem Gewand erscheinende Muslime aufeinandertreffen, weil sie für sich und ihre Anhänger den Saal zu Mieten wünschen und dabei offenbar wird, dass nicht nur Worte eine gewisse Sprengkraft besitzen…
Die auftretenden Figuren sind alllesamt kräftig gezeichnet. Die dabei stets lauernde Gefahr, ins Platte, Lächerliche abzurutschen, wurde von den Darstellern erstaunlich locker umschifft. Eine Gratwanderung, die selbst professionellen Schauspielern nicht immer gelingt.
Das Stück, das die Jugendlichen vom Murkelbühnen-Kurs 14+ (A) selbst geschrieben haben, hatte am 13. September Premiere und wird bereits an diesem Sonnabend zum letzten Mal aufgeführt.
Was heißen soll: Wer nicht wirklich etwas Wichtiges vor hat, sollte die (letzte) Gelegenheit nutzen und sich um 19 Uhr in der Greifswalder Straße 88 einfinden.