Vielleicht sollte mal jemand eine semantisch-soziologische Studie über die tieferen Zusammenhänge des Zustandekommens der Mottos von Pankower Wirtschaftstagen in Auftrag geben.
Der diesjährige stand unter der Überschrift „Pankow macht Musik – auch morgen noch?“ Aber André Herzberg, der die Frage hätte beantworten können, war gar nicht eingeladen worden.
Björn Böhning, Chef der Senatskanzlei und neben anderem auch zuständig für das gerade erst ins Leben gerufene „Musicboard Berlin“, wurde zwar – laut Pressetext – eingeladen, war aber trotzdem nicht erschienen. Statt seiner
erklomm Kulturmanagerin Katja Lucker das Podium, auf dem das Thema „Musikwirtschaft – Förderschwerpunkt oder Selbstläufer“ abgehandelt werden sollte.
Jens Reule-Dantas, Geschäftsführer der im Hinterland der Greifswalder Straße beheimateten UFO Sound Studios freute sich erstmal über die Musiker aus vielen Ländern, die in sein Studio kommen – um dann festzustellen: Berlin sei nach wie vor abgekapselt. Manchmal komme es ihm vor, als sei Berlin eine Stadt in Brandenburg. (1)
Fünfzehn Jahre, so Jens Reule-Dantas, sei er nun am Ort – und das faszinierende sei, er habe sich nicht verändert, sondern die Örtlichkeit um ihn herum. Allerdings seien die
Veränderungen nicht immer positiv: Zu vieles werden zerstört, um Neues zu errichten – mittlerweile müssen man Geschichte schon suchen. Viele Orte des Bezirks seien leider Wohnorte geworden – und für ihn stelle sich die Frage, ob man nicht Plätze für Kreative im Bezirk erhalten oder schaffen müsste.
Bürgermeister Matthias Köhne hielt dem entgegen, dass man „Stadt nicht konservieren“ könne. Die Forderung, die Politik solle Platz für Kreative, schaffen, sei völlig falsch: Die Forderung kann nur sein, dass die Orte, die heute da sind, besser geschützt werden.
Was wohl heißt: konserviert werden.
Forderungen nach Geld, so Pankows Bürgermeister weiter, seien eine „Subventionsmentalität“, die er ebenfalls für falsch halte.
Christoph von Knobelsdorff, Staatssekretär in der Senats-
wirtschaftsverwaltung, behauptete das Gegenteil, als er darlegte, dass die Kreativwirtschaft schon lange ein „Förder-
schwerpunkt“ der Berliner Wirtschaftspolitik sei. Auch das Unternehmen „tape tv“, das während des Wirtschaftstages als herausragendes Beispiel für die Pankower Musikwirtschaft herausgestellt wurde, habe Fördermittel erhalten. Und nicht wenige später erfolgreiche Bands seien einst durch den Berliner Senat gefördert worden.
Die Aufnahmestudios, ergänzte Katja Lucker, die damals vom Senat für die Musiker kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, existieren noch und können von Interessierten auch weiterhin genutzt werden.
Soweit, so gut – aber ob Pankow auch morgen noch – gefördert oder nicht – Musik macht, konnte nicht abschließend geklärt werden.
Apropos… – wie geht es eigentliche Inge Pawelczik?
Jens Reule Dantas
Okt. 25. 2012
Großes Mißverständnis: Jens Reule Dantas sagte, daß Berlins Führung, gerade das was die Menschen an dieser Stadt so fasziniert, vernichten läßt.
Lebendige Geschichte wird saniert und wegradiert, sowie die (Musik)Kultur durch Wohngebiete ersetzt und an den Stadtrand gedrängt.
Berlin regieren heißt auch Berlin verstehen – Manchmal ist Reduktion der größerer Fortschritt!
Durch diese Manipulation tendiert eine einzigartige Weltmetropole immer mehr zu einer ganz gewöhnlichen langweiligen Stadt.
Wir laufen somit Gefahr, daß Berlin in Zukunft nur noch eine Stadt in Brandenburg ist!
Ralf-Michael Kania
Okt. 26. 2012
Offensichtlich zu viele eisgekühlte Bommerlunder … – na wenigstens Sinti-Swing-Hubi hat eingeheizt.