Die Veranstaltung trug skurrile Züge: Ein „erster Spatenstich“ war angekündigt worden, doch zu stechen gab es nichts: Der Boden war gefroren und verweigerte sich so diesem symbolischen Akt. Also blieb es bei der „Enthüllung“ eines Bauschildes – und wer als Eingeborener des benachbarten Prenzlauer Berg die Szenerie beobachtete durfte, konnte in nostalgischen Erinnerungen schwelgen.
Wohl nicht zuletzt um wenigstens zum Abschluss jenes Aderlasses der Berliner Landeskasse zugunsten des Grundstückseigners CA Immo ungestört von nörgelnden Protestlern begehen zu können, wurde der Termin des offiziellen „Baubeginns“ zur Erweiterung des Mauerparks auf Mittwoch Mittag zwölf Uhr gelegt. Also war das Publikum rar gesät, die Mehrheit der wenigen nichtbeteiligten Anwesenden bestand aus Medienvertretern.
Senator Müller: „Sehr gutes Ergebnis“
Für jene stieg dann Stadtentwicklungssenator Michael Müller in die Bütt.
Den Vertrag mit der CA Immo lobte der Senator als ein „sehr gutes Ergebnis“.
Angesichts des Umstandes, dass dieser Kontrakt der Immobilienfirma nicht nur ein Geschenk von öffentlichen Geldern in Höhe 3,82 Millionen Euro zusichert, sondern auch „Schadensersatz“ für den Fall garantiert, dass die Genehmigung zum Bau von 600 Wohnungen (und damit die Verzehnfachung des Grundstückswertes) nördlich des Mauerparks aus rechtlichen Gründen scheitern oder aber die Bezirksverordneten von ihrem Recht Gebrauch machen sollten, eine geringere Baudichte nördlich des Mauerparks festzulegen, widersprach ihm Henrik Thomsen von der Berliner Niederlassung der CA Immo nicht.
Stattdessen sprach der Geschäftsführer des so reichlich beschenkten Unternehmens, das das zu Bauland gewordene Nordgrundstück meistbietend verkaufen will, von einem lebens- und liebenswerten Wohngebiet, das nun entstehen könne.
In fröhlicher Umkehrung von Ursache und Wirkung erklärte Thomsen dann, mit dem Wohnungsbau reagiere man auf die enormen Wachstumsprognosen für die umliegenden Viertel.
Verdeckte Rücktrittsankündigung?
Etwas ratlos machte die Ankündigung von Mittes Stadtentwicklungsstadtrat Carsten Spallek, auf der Weddinger Seite des Mauerparkes werde das Grillen nicht erlaubt sein – er dann aber einschränkend hinzufügte: „Wenigstens nicht, solange ich Stadtrat bin.“
Wie das Ordnungsamt Mitte später einmal feststellen will, ob der Grill noch in Prenzlauer Berg (Grillen erlaubt) oder schon im Wedding (Grillen verboten) steht, blieb unklar. Möglicherweise mit dem Ziehen einer weißen Linie oder mit der Errichtung eines Zaunes zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil des Parks.
Vielleicht war Spalleks Äußerung aber auch nur eine verdeckte Rücktrittsankündigung: Bis das hier fertig ist, habe ich längst schon einen anderen Job.
Erheiternder Masochismus
Nachdem ihm seine eigenen Genossen in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte schon mal den Mund verboten hatten, durfte „Bürgerwerkstatt„-Sprecher Rainer Krüger diesmal wieder an das Mikrofon.
Er enttäuschte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht und erheiterte die anwesenden Honoratioren von Senat, Bezirksamt Mitte und CA Immo mit der Forderung, der auf Höchstgewinne orientierte Grundstückseigentümer möge das Bauland im Norden an Genossenschaften vergeben.
Mit dem Verlangen, die Bürger auch künftig bei den Planungen mit einzubeziehen, setzte der Meister der Pointe noch einen drauf, wurde dann aber von Senator Michael Müller getoppt, der trocken einwarf: „Ich erwarte weitere Diskussionen.“
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