„Ich bin eine glückliche Frau, weil wir heute hier zusammen sein können und dürfen, und ich danke allen, die mit uns gekämpft haben.“ sagte Doris Syrbe und strahlte über das ganze Gesicht. Die 72jährige Seniorin war war Vorsitzende des Klubrates der Begegnungsstätte, dann führte sie die Besetzung der vom Bezirksamt geschlossenen Einrichtung an und steht nun dem „Förderverein Stille Straße 10“ vor. Nachdem kurz vor Weihnachten der Bezirk als Eigentümer der Immobilie und der Landesverband Berlin der Volkssolidarität einen einjährigen Nutzungsvertrag unterschrieben hatten, wurden Haus und Grundstück nun an den Förderverein übergeben.
Grundlage dafür ist ein heute (Montag) unterschriebener Kooprerationsvertrag zwischen dem Verein und der Volkssolidarität. Darin ist festgelegt, dass der Förderverein die Begnungsstätte selbstverwaltet führen wird.
„Wir sind die erste selbstverwaltete Begegnungstätte Berlins“, sagte Doris Syrbe, „aber so wie wir gebaut sind, werden wir das packen. Schließlich haben wir ja schon einige Erfahrung mit der Selbstverwaltung.“ Die Vereinsvorsitzende spielte damit auf die 111 Tage andauernde Besetzung der Stille Straße 10, während der die meisten Kurse, die zuvor in der Begegnungsstätte im Angebot waren, weitergeführt wurden.
Die Vereinbarung gilt vorerst für ein Jahr – solange, wie auch der Zwischennutzungsvertrag des Bezirksamtes mit dem
Wohlfahrtsverband läuft. Die rund 12.000 Euro an laufenden Kosten werden von der Volkssolidarität getragen, allerdings will der Förderverein einen Teil davon über Spenden selbst aufbringen.
Doch zu Ende ist das Ringen um den Fortbestand der Begegnungsstätte noch nicht ganz. In den kommenden Monaten soll ein Erbbaurechtsvertrag zwischen der Volks-
solidarität und dem Bezirksamt verhandelt werden, der dann die endgültige Übernahme der Begegnungsstätte regeln soll. Doch während die Pacht für das Grundstück gesetzlich geregelt und damit unstrittig ist, gibt es für Art der Über-
tragung des Hauses an die Volkssolidarität noch unter-
schiedliche Vorstellungen. Während die für „Facility Management“ (d.i.: Grundstücksangelegenheiten) zuständige Stadträtin Christine Keil erklärte, dass der Träger das Haus kaufen müsse, lehnt die Heidi Knake-Werner, Vorsitzende des Berliner Landesverbandes der Volkssolidarität, den Erwerb des Gebäudes zu dem bisher kursierenden Schätzpreis von über 70.000 Euro ab.
Vielleicht, so Heidi Knake-Werner, ergebe sich ja die Möglichkeit, die anfallenden Sanierungskosten mit dem Gebäudewert zu verrechnen.
Dass der Erbbauvertrag an dieser Hürde noch scheitern könnte, glaubte an diesem Tag aber niemand.
So gibt es zur Feier des Tages Sekt und Rotwein, und als sich die Senioren für die reichlich versammelten Medienvertreter für ein Gruppenbild vor dem Haus aufstellten, rief plötzlich jemand: „Das Transparent!“ Das wird sofort geholt und ausgerollt – und für einen Moment wurden Erinnerungen an den 29. Juni des vergangenen Jahres wach, dem Tag an dem die Senioren ihr Haus besetzten. Allerdings: Jetzt, im Januar, war die Stimmung viel, viel fröhlicher…
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