Wenn sie mit ihren Freunden unterwegs „dann aber nicht in der Pappel, da ist alles so grau, da machen wir lieber einen Bogen drum.“ Ob es denn nicht möglich wäre, fragte die vielleicht 13jährige Schülerin, die Gehwegplatten bunt anzumalen?
Wünschen war erlaubt bei der Auftaktveranstaltung zur Sanierung des Straßenzuges Pappelallee/Stahlheimer Straße. Um die neunzig Anwohner und Interessierte drängten sich am Donnerstagabend in der Miniatur-Aula des Oberstufen-
zentrums für Bürowirtschaft und Dienstleistungen, um von den Plänen des Bezirksamtes zu erfahren und ihre eigenen Vorstellungen kundzutun.
Eines stellte Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner schon am Beginn der Veranstaltung klar: „Wir haben noch nichts geplant.“
Oft sei bei ähnlichen Bauvorhaben der Vorwurf zu hören gewesen, dass das Bezirksamt schon mit fertigen Plänen an die Öffentlichkeit trete, an denen die Bürger dann so gut wie nichts mehr ändern könnten. Das soll hier nun anders werden. Kirchner: „Wir sind in einer glücklichen Situation – wir haben das Geld für die Sanierung und wir haben ausreichend Zeit für die Planung.“
Dass heißt, ein paar Gedanken hatte man sich im Bezirks-
amt dann doch schon gemacht. So sollen analog zur Kastanienallee sogenannte „Parktaschen“ in den Gehweg-
Randstreifen eingerückt und ein Fahrradangebotsstreifen markiert werden.
Die Parktaschen waren dann auch Thema kritischen Nach-
fragens: Wird dadurch nicht, so ein Anwohner, der Platz auf dem Bürgersteig noch enger, als er ohnehin schon ist?
Tiefbauamtsleiter Peter Lexen versuchte, die Befürchtung zu zerstreuen: Dort, wo die Abstellplätze eingerichtet werden, befände sich eh nur „verlorener Raum“, auf dem Schaltkästen, Baumscheiben und Laternen ihren Platz haben.
Andere wollten mehr Raum für Radfahrer. Eineinhalb Meter Radangebotsstreifen seien zu gering bemessen – bei
steigendem Radverkehr müssten die Radwege großzügiger gestaltet werden.
Anliegen Nummer Eins der Anwesenden aber war: Tempo 30 für die Pappelallee. Aber hier zeigten sich die Grenzen der Möglichkeiten: Über die Einrichtung einer Geschwindigkeits-
begrenzung hat nicht der Bezirk, sondern die dem Senat unterstehenden „Verkehrslenkung Berlin“ (VLB) das letzte Wort. Und die – wenn sie sich denn überhaupt gegenüber den Bezirken äußert – lehnt solche Begehren zumeist ab. So geschehen auch in der Kastanienallee, für die es gar entsprechende BVV-Beschlüsse gibt.
Also wurde der Vorschlag gemacht, die Straße baulich so zu gestalten, dass nicht möglich sei, schneller als 30 km/h zu fahren. Doch auch hier musste der Tiefbau-Chef die Kreativität
der Anwohner bremsen. Eine beliebige Verschmalerung der Fahrbahn sei nicht möglich, eine Mindestbreite ist vorge-
schrieben – das gehöre zu den sogenannten „Zwangsbedin-
gungen“, die man nicht ändern könne.
Die Frage, in welcher Form Lieferzonen eingerichtet werden sollen, war umstritten. Stadtrat Jens-Holger Kirchner hatte die Meinung vertreten, dass zum Beispiel Auslieferungsfahrzeuge von Internetgroßhändlern – „falls Sie da noch bestellen“ – nun nicht unbedingt vor jeder Haustür halten müssten. Er plädierte für einzurichtende „Ausgabestellen“. Das löste einigen Widerspruch aus. „Wenn ich mir ein Sofa bestelle, kann ich das nicht durch die halbe Straße tragen“, monierte ein Anwohner, und eine Geschäftsfrau gab zu bedenken, dass die Ware, die für sie palettenweise angeliefert werde, schon direkt vor ihrem Geschäft abgeladen werden müsse.
Auch Kinder und Jugendliche werden an den Planungen beteiligt
Nicht nur die erwachsenen Anwohner sollen ihre Vorstel-
lungen einbringen – auch die Ideen von Kindern und Jugendlichen sind ausdrücklich gefragt. Konkret werden die Schüler der Carl-Humann-Grundschule und der Wilhelm-von-Humboldt-Schule sich in Projektwerkstätten mit der Pappelallee beschäftigen.
„Kinder gehen an die Dinge anders heran, als Erwachsene“, erklärte Jeanette Münch vom Jugendamt Pankow das doch etwas ungewöhnliche Vorhaben. Sie würden Dinge sehen, die Älteren gar nicht mehr auffallen würden.
Darüber hinaus seien Kinder ja auch Bürger – und die Beteiligung der Jüngsten wäre nicht zuletzt ein Teil der „Demokratiebildung“, die sie so ganz praktisch erfahren.
Die Veranstaltung im Oberstufenzentrum war der Auftakt. Der nächste Termin ist Ende April – dann sollen bereits konkretere Vorstellungen diskutiert werden. Doch auch bis dahin sind Ideen gefragt. Und es gibt sogar eine E-Mail-Adresse, an die man seine Vorstellungen und Wünsche senden kann: truttmann@stern-berlin.de
Weitere Artikel zum Thema:
Pappelallee – Phase 2
Pappelallee: Keine Verkehrssperrung während der Bauarbeiten
Was lange dauert… – Baubeginn in der Pappelallee
Pappelallee: Die Säge kommt
Pappelallee wird nicht entpappelt
Mit Brecht und ohne Ilja für Pappeln in der Allee
Pappelallee: Baumgutachten legt Radikallösung nahe
Pappelallee, die Zweite
Pappelallee: 90 Prozent der Straßenbäume sind marode
Neue Kita statt alter Musikschule
Protestaktionen zur Schließung des Klubs der Republik
Anna
Mrz. 20. 2013
Die vielleicht 13-jährige Schülerin freut sich das ihre Stimme gehört wird, ich muss, aber dazu sagen das ich nicht 13 sondern erst knapp 12 bin. Ich fühle mich aber geert dass Sie das glaubten. An meiner Schule Thomas- Mann Grundschule Berlin Pankow, besser gesagt in meinem WUV- Kurs (Wahlpflicht Untericht verbindlich)
Demokratie kam das Thema Pappelallee mit begeisterung auf und ich möchte mich noch mal herzlich für die offenen Ohren der Erwachsenen bedanken die die Meinung von Kindern sich anhörten und verstanden. Danke, danke, danke an jeanette und Micha die uns geholfen haben und ein großes Lob an den Verfasser des Artikels. Er ist wirklich super gelungen. Anna (knapp 12)