Es geschah an einem Sonnabend.
Genauer gesagt, am Sonnabend des 12. April 1919.
Da kamen im Moskauer Depot der Eisenbahnlinie Moskau-Kasan fünfzehn Arbeiter zusammen, um an jenem arbeitsfreien Tag unentgeltlich eine Sonderschicht zu fahren – zum Nutzen der Sowjetmacht und zum Wohle aller.
Beziehungsweise umgekehrt.
Drei Lokomotiven wurden an jenem Tag instand gesetzt.
Dies, glaubt man der entsprechenden Geschichtsschreibung, war der Ur-Subbotnik schlechthin.
Subbotnik deshalb, weil es eben ein Sonnabend war und “Sonnabend” auf russisch суббота (sprich: subbota) heißt.
Weil in Prenzlauer Berg defekte Loks eher selten zu finden sind, stürzten sich engangierte Bürger (fast) pünktlich zum 93. Jahrestag des ersten urkundlich erwähnten Subbotniks auf das durch den langen Winter doch arg mitgenommene Stadtplatz-Grün.
So zum Beispiel die Leute vom Teute des gleichnamigen Vereins am Teutoburger Platz. Die kümmern sich schon seit mehr als zwei Jahrzehnten um ihren Platz. Seit 1991 erst als “Bürgerinitiative Teutoburger Platz”, die sich daran machte, das völlig durchasphaltierte Areal wieder freizulegen – und ab 2007 eben als “Leute vom Teute e.V.”
Fünf Mal im Jahr ist Subbotnik aufm Platz angesagt – doch damit erschöpfen sich die Aktivitäten der Teuteleute noch lange nicht. So wird das Platzhaus bewirtschaftet und der Spielplatz in Ordnung gehalten. Und Feste auf dem Platz werden natürlich auch organisiert.
Als der “Tagesspiegel” im September 2012 zu seiner Putz-
aktion “Saubere Sache” aufrief, fiel Carsten Meyer aus der Hans-Otto-Straße spontan der in der Nähe liegenden Arns-
walder Platz ein. der war erst zwei Jahre zuvor vom für veritable 650.000 Euro hergerichtet worden und sah schon wieder aus, als wäre er als Drehort für das nächste “Dschungelcamp” ausersehen.
Rund sechzig Anwohner kamen zum ersten Reinemachen, im Oktober folgte dann der zweite „Waschgang“.
Am Samstag waren es um die fünfzig Putzwütige, die Wild-
wuchs umd Müll zu Leibe rückten. Das Bezirksamt hatte zuvor schon fachgerecht die großen Hecken beschneiden lassen.
Auch hier istaus einer spontanen Platzputzkolonne mittlerweile eine Gemeinschaft geworden, die sich über das Beetesäubern hinaus Gedanken über die Gestaltung des Stadtplatzes macht. So soll mit einer 1000-Euro-Spende, die ein einst am Arnswalder Platz wohnhafter US-Amerikaner gestiftet hat, ein Rosenbeet angeleg werden.
Ein erstes großes Fest ist auch schon geplant…
Und hier noch ein paar Fotos vom Teute…
…und vom Arnswalder Platz
Und hier gibts noch mehr…:
Jana
Mai 01. 2013
Naja, ich fand die Geschichte, wie es zum Namen „Frühjahrsputz“ kam schöner: Die Wessis sagten „Nennen wir es doch Subotnik, schhließlich sind wir hier im Osten“. Da verzogen die Ossis den Mund. Sie mochten das Wort nicht so sehr. Sie sagten „Nennen wir es doch Kehrwoche, schließlich seid Ihr aus dem Westen“. Da verzogen die Wessis den Mund, denn die mochten nun wiederum dieses Wort nicht. Und so nannten sie es gemeinsam Frühjahrsputz.