Der Anblick nahm manchem den Atem: Vom Zugang Lortzingstraße (Wedding) ragt unversehens ein gut sechs Meter breites Bitumenband in die Erweiterungsfläche des Mauerparks hinein – so, als sollte eine kleine Schnellstraße durch den Park geschlagen werden.
Doch tatsächlich soll dies nur der befestigte Zugang zu jenem Erweiterungsteilstück des Mauerparks sein, der am 24. Juli mit mittelgroßem Bahnhof eröffnet wird.
In Vorbereitung auf das Ereignis unternahm die „Bürgerwerk-
statt Mauerpark“ eine Exkursion durch das Gelände, um gemeinsam mit Hans Göhler von der projektverantwortlichen „Grün Berlin GmbH“ die Möglichkeiten einer „Zwischennutzung“ des zu eröffnenden Teilstücks zu erkunden.
„Zwischennutzung“ deshalb, weil das Gebiet laut des Städtebaulichen Vertrages, der zwischen dem Senat, dem Bezirk Mitte und dem Eigentümer Vivico abgeschlossen wurde, erst dann in Landeseigentum übergeht, wenn im Nordteil Baurecht herrscht. Dies soll bis 2015 der Fall sein, ansonsten kann der Vertrag rückabgewickelt werden.
Zahlreich vertreten waren Freundinnen und Freunde soge-
nannter Bürgergärten.
Von jenen gemeinschaftlich gepflegten Hochbeet-Anlagen gibt es offenbar eine ganze Menge in der Stadt – jedenfalls hat jener, der im Mauerpark entstehen soll, schon mal die laufende Nummer „69“ erhalten.
Ein origineller Name wurde auch schon kreiert: „Mauergarten“.
Was noch fehlte, war der konkrete Standort.
Jene vom Moderator vorgeschlagene Wiese wurde einhellig abgelehnt: Hier fand vor sieben Jahren die legendäre „Land-
nahme“ statt. Die Bäume, die bei jener Aktion gepflanzt wur-
den, wachsen und gedeihen und würden den transportablen Beeten wohl im Wege stehen.
Knapp hundert Meter weiter war dann ein Plätzchen gefunden. Grün-Berlin-Vertreter Hans Göhler wolle Nägel mit Köpfen – bzw. Hochbeete mit Kräutern – machen und festlegen: Hier können Bürger Gärtner. sein.
Einspruch kam von Mauerpark-Aktivist Heiner Funken, der zwar prinzipiell nichts gegen den Platz einzuwenden hatte – aber doch lieber erst einmal eine Gesamtübersicht über die „temporäre Nutzung“ haben wollte. Also blieb es bei einer Mauergartenplatzoption.
Nahe der frisch geteerten Zugangsstraße möchte Hans Göhler einen Buddelkasten platzieren, der allerdings den Nachteil hätte, der prallen Sonne ausgesetzt zu sein.
Nicht so schön, befanden einige Eltern, man müsste irgendwie für Schatten sorgen.
Unstrittig war die Einrichtung eines Basketballplatzes und einer Skaterbahn. Als dann auch noch Tischtennisplatten verlangt wurde, musste Göhler passen: Das Budget sei begrenzt.
Alle sind fürs Grillen – nur der Stadtrat von Mitte nicht
Bekanntlich ist im Hoheitsgebiet des Bezirks Mitte (zuständig: Bezirksstadtrat Carsten Spallek, CDU) das Erhitzen von Fleisch und anderen Nahrungsmitteln unter der Zuhilfenahme glühender Holzkohle untersagt.
Auf Pankower Seite hingegen nicht.
Also werden am Rande der ehemaligen Sektorengrenze Schilder auf die unterschiedlichen Rechtslagen aufmerksam machen (möglicher Text: „Sie betreten/verlassen die grillfreie Zone“).
Der Prenzlauer Berger Mauerpark-Weltbürger Frank Möller schlug vor, elektrische Grillstationen einzurichten, wie er sie häufig im Ausland vorgefunden habe: „Da steckt man einen Euro rein, und schon kann’s losgehen“.
Zwar wurde Möllers Elektrogrill nicht unbedingt für praktikabel gehalten, doch der dahinterstehende Gedanke – ein, zwei oder drei zentrale Grillstellen für den Mauerpark – wurde mit allgemeiner Zustimmung bedacht.
Auch die Notwendigkeit öffentlicher Toiletten wurde nicht in Zweifel gezogen. Hans Göhler von der Grün Berlin GmbH beglückte in diesem Zusammenhang die Anwesenden mit dem Hinweis, dass das Geld dafür vorhanden sei.
Wie stets in letzter Zeit, fand auch diese Mauerparkgestaltungs-Veranstaltung unter den wachsamen Augen der Berliner Polizei statt.
Ein Herr in Uniform sowie jeweils eine Beamtin und ein Beamter in Zivil verfolgten aufmerksam die Diskussionen.
Letzterer ereiferte sich am Ende des Rundganges in einer temperamentvollen Rede über den Verdacht, man wolle die Mauerpark-Aktivisten überwachen. Tatsächlich sei er für die Verkehrssicherheit verantwortlich und wolle dazu beitragen, dass die Kinder sicher durch den Park kommen.
Und schlug also vor, die Büsche niedrig zu halten (wg. Drogendealer) und auf den Wegen Laternen aufzustellen.
Heiner Funken vom Weltbürgerpark-Verein fühlte sich dennoch durch die dauernde Polizei-Präsenz überwacht und tat dies den Beamten kund. Worauf unvermittelt eine Mauer/Bürgergärtnerin mitteilte, dass sie sich durch die Anwesenheit der Beamten sicherer fühle.
Warum die Mitglieder der Bürgerwerkstatt bei ihr solch übermächtige Unsicherheitsgefühle auslösten, dass sie Polizeischutz für nötig hielt, war von ihr allerdings nicht zu erfahren.
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