Die Frage wurde am Schluss der Veranstaltung gestellt, aber sie stand den gesamten Abend im (Zuschauer-)Raum: „Wie kann man das jetzt noch verhindern?“
Doch um Diskussion, Veränderungen oder gar Verhinderung ging es bei der gestrigen „Informationsveranstaltung“ schon längst nicht mehr. Sondern nur noch um Information.
Nach zweieinhalb Jahren Auseinandersetzung Bezirksamt versus Anlieger sollte am Mittwochabend nun der Schluss-
punkt gesetzt werden: Von jetzt an wird gebaut.
Christoph Speckmann von der S.T.E.R.N., der die Veran-
staltung moderierte, machte denn auch zu Beginn die
Vorgabe: Vortrag und Diskussion – nicht länger als neunzig Minuten. Was wohl auch heißen sollte: Hier gehts nur noch um den Bauablauf.
Doch nachdem Udo Irmscher vom Planungsbüro Grebner Ruchay seinen Vortrag, in dem er den in sechs Abschnitten gegliederten Umbau der Kastanienallee (siehe Download) erläuterte, beendet hatte, waren es dann eben doch nicht die Fragen zum Bauablauf, die aus dem Auditorium kamen. Es ging um Mitgestaltung, Bürgerbeteiligung und Mitspracherecht der Anlieger – so wie in den vergangenen zweieinhalb Jahre auch.
„Wer“, fragte Frank Möller von der AG Carambolage die rund fünfzig Anwesenden, „fühlt sich eigentlich von den hier vorgestellten Planungen repräsentiert?“
Es meldete sich niemand.
„Andere Städte würden aus so einer Straße wie die Kastanienallee eine Fußgängerzone machen. Ihnen fehlt einfach die Sensibilität für diese Straße!“ Möller warf dem Bezirksamt – und hier zuvorderst Stadtrat Kirchner – vor, den Bürgerwillen ignoriert zu haben. „Die Bürgerbeteiligung war eine Katastophe!“
Ein Vorwurf, der von weiteren Anrainern der Kastanienallee wiederholt wurde. Praktisch alle Einwendungen seien ignoriert worden, nichts von dem, was an zahlreichen Vorschlägen unterbreitet wurde, sei in die Planung eingeflossen – das Bezirksamt hätte seine Sache ungeachtet der Widerstände einfach durchgezogen.
Das wollte Jens-Holger Kirchner nicht auf dich sitzen lassen. „Bürgerbeteiligung heißt nicht, dass jeder Einwand eine Berücksichtigung findet.“ Es habe auch andere Vorschläge gegeben, die hier im Saal wohl niemand gut gefunden hätte – zum Beispiel durchgängiges Querparken in der gesamten Straße.
Die Anwesenden ließen das nicht gelten: „Sie handeln gegen den Willen der Mehrheit der Anwohner“, warf Sebastian Mücke von der „Bürgerinitiative (BI) Kastanienallee“ dem Ordnungsstadtrat vor.
„Es gab keine Volksabstimmung“, erwiderte Kirchner – worauf Mücke auf die 8.000 von der BI gesammelten Unterschriften gegen die Umbaupläne verwies.
Dann – Versammlungsleiter Christoph Speckmann machte gerade klar, dass die terminierten neunzig Minuten zu Ende gehen – die Frage des Anwohners, die eigentlich die Frage aller Besucher zu sein schien: „Wie kann man das jetzt noch verhindern?“
Und nachdem ein, zwei lange Minuten des Schweigens eingetreten waren, rief Tiefbauamtsleiter Peter Lexen plötzlich in den Saal: „Nein, das ist nicht mehr zu verhindern! Niemand kann verhindern, dass die Verkehrssicherheit der Straße hergestellt wird, dass notwendige Arbeiten durchgeführt werden, das ist unantastbar!“ „Aber darum geht es doch gar nicht“ rief einer der Besucher – doch da war die Veranstaltung dann auch schon am Ende.
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