„Ich habe signalisiert, dass das Tiefbau- und Landschafts-
planungsamt die Absicht hat, die Ausnahmegenehmigung für den Bau des Stauraumkanals für die Variante 1 und für eine Bauzeit von zwei Jahren (…) zu erteilen.“
Genau dieses „Signal“, von dem Pankows Stadtentwicklungs-
stadtrat Jens-Holger Kirchner während der letzten Bezirks-
verordnetenversammlung bei der Beantwortung einer Großen Anfrage der SPD-Fraktion sprach, brachte Mauerpark-Freunde jeglicher Couleur in Wallung.
Denn es war nicht nur an die Wasserbetriebe gesendet worden, sonder auch an die Medien. Die betroffenen Bürger hingegen erfuhren es zuletzt.
Das neue Jahr war gerade ein paar Stunden alt, da wartete die BILD-Zeitung mit einer Nachricht auf, dass der Bezirk entgegen vorheriger Ankündigungen einen von den Berliner Wasserbetrieben geplanten Stauraumkanal nicht mehr nur über die Wintermonate graben lassen, sondern die Baustelle ganzjährig gestatten will.
Mit jenem Wasserspeicher, der in acht Meter Tiefe über eine Strecke von 700 Metern unter dem Mauerpark angelegt werden soll, wollen die Wasserwerker bei starkem Regen das gesamte Abwasser aus der Kanalisation auffangen, damit es nicht mehr wie bisher ungeklärt in Spree und Panke abfließt.
Gebaut werden soll in einem Tunnelvortrieb von der Eberswalder Straße unter dem Mauerpark-Pflasterweg (Schwedter Straße). Die Zielbaugrube soll sich in der Höhe Gleimstraße befinden.
Die Pläne für den Überlaufkanal haben schon einige Jahre auf dem Buckel, und lange Zeit sträubte sich der Bezirk grundsätzlich gegen das Vorhaben. Laut Jens-Holger Kirchner habe sich der zuständige Staatssekretär des Senatsverwaltung für Stadtentwicklung schließlich “persönlich verwendet, damit die Sache endlich vorwärts geht.”
Im März vergangenen Jahres erklärte Kirchner gegenüber der Prenzlberger Stmme: „Wir haben klargestellt, unter welchen Bedingungen wir dem Bau des Mischwasserstauraumkanals unter dem Pflasterweg des Mauerparks zustimmen würden. Und die lauten: Keine Baugruben innerhalb des Mauerparks, Baurbeiten nur während der Wintermonate.“
Eine klare Ansage.
Baustellenverkehr im Gleimviertel könnte Begehrlichkeiten wecken
Auch bei einer Informationsveranstaltung, die im September im Kino Colosseum stattfand und bei der auch andere Wegführungen – z.B. durch das noch nicht erschlossene Erweiterungsgebiet des Mauerparks – angesprochen wurden, war dies der Stand der Dinge.
Doch nun erklärte der Bezirksstadtrat im Gespräch mit der Prenzlberger Stimme (siehe Video unten): „Gar nichts war klar.“ Die „Winter-Variante“ sei stets nur eine von mehreren Möglicheiten gewesen. Es habe lediglich ein Prozess der „Meinungsbildung“ stattgefunden, bei der man nun zu dem Schluss gekommen sei, dass zwei Jahre ununterbrochenes Bauen am günstigsten sei.
Auf der Tagung der Bezirksverordnetenversammlung kritisierte Heiner Funken vom Bürgerverein Gleimviertel e.V., dass die Genehmigung für den Bau an den Bürgern und der Bezirksverordnetenversammlung vorbei erteilt werden soll. Auch sollte noch einmal über alternative Baumethoden gesprochen werden: Warum sollte der Kanal nicht im westlichen, noch nicht fertiggestellten Parkteil vorgetrieben werden?
Darüber hinaus äußerte Funken die Befürchtung dass es im Zuge des Tunnelbaus zu einer Sperrung der Gleimstraße und zu einer verkehrsumleitung über die Kopenhagener und Schwedter Straße kmmen könnte. Dann, so Funken weiter, gäbe es kaum noch Argumente, den Baustellenverkehr für die vom Immobilienunternehmen Groth geplante Erschließung des Baufeldes am nördlichen Mauerparkrand zu versagen.
Die selben Vermutungen trieben Linksfraktionär Wolfram Kempe um: „Es ist nicht auszuschließen, dass außer Funken noch jemand auf diese Idee kommt. Eine auch nur teilweise Öffnung der Kopenhagener Straße für den Baustellenverkehr kann und darf es nicht geben. Dazu gibt es einen entsprechenden BVV-Beschluss. Und wenn man erst einmal anfängt, daran herumzufummeln, ist der Beschluss bald obsolet.“
Verkehrseinschränkungen sind avisiert
Etwas „herumgefummelt“ wird wohl aber doch. So werden sich die Baugruben für die Regenüberlaufbauwerke und für den Pumpenschacht aller Voraussicht nach in der Gleimstraße und der Eberswalder Straße befinden.
Für die Dauer dieser Bauabschnitte soll die Gleimstraße mindestens halbseitig gesperrt werden. Auf der Bernauer/Eberswalder Straße kann es zu kurzzeitigen Unterbrechungen des Straßenbahnverkehrs der Linie M10 kommen.
Während es im Mauerpark selbst keine größeren Einschränkungen geben soll werden die Zugänge im Norden und Süden wohl für die Zeit der Bauarbeiten nicht benutzbar sein. An deren Stelle sollen „Ersatzzuwegungen“ geschaffen werden.
Dadurch, dass durch das ganzjährige Arbeiten die Bauzeit auf zwei Jahre reduziert wird, sollen rund zwei Millionen Euro eingespart werden. Ein teil davon soll der Ausgestaltung des Mauerparks zugute kommen.
Insgesamt soll der Bau rund 10 Millionen Euro kosten.
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Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner über den geplanten Tunnel unter dem Mauerpark
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