In der Wohnanlage des Karrees Kollwitz-/, Belforter/, Straß-
burger,/ Metzer Straße kreischen seit Mittwoch Morgen die Kettensägen. Eigentümer Rainer Bahr lässt die zwischen den Wohnblöcken befindlichen, um die 50 Jahre alten Bäume fällen, um Baufreiheit für eine von ihm geplante Tiefgarage zu schaffen. Die Baugenehmigung für die Garage wurde Rainer Bahr laut einer Auskunft des Bezirksamtes vor rund zwei Wochen erteilt.
Der Garagenbau ist der Auftakt zu einer seit Jahren umstrittenen “Aufwertung“ des Karrees.
So werden zwanzig der mit zeitgemäßem Standard ausgestat-
teten, aber preisgünstigen Wohnungen abgerissen, um Platz für eine Blockrandbebauung mit hochpreisigem Wohnraum zu ermöglichen. Die verbleibenden Wohnungen aus dem Jahr 1960 sollen wertsteigernde Accessoires erhalten und die Bestandshäuser mit einem Dachgeschoss versehen werden.
Nach Protesten der Mieter erließ der Bezirk mit im Mai 2011 Billigung des Senats eine Erhaltungsverordnung, die Verän-
derungen an dem Ensemble untersagte.
Nachdem dem Bezirk in einem von mehreren von Eigentümer Rainer Bahr geführten Prozessen eine Niederlage in erster
Instanz drohte, knickte das Bezirksamt ein und schloss einen Vergleich, der dem Grundstückseigentümer freie Hand bei der Umsetzung seiner Vorstellungen ließ. Gegen diesen Vergleich klagt gegenwärtig eine Gruppe von Wohnungseigentümer aus der Strassburger Straße, die sich durch den Vergleichsvertrag in ihren Rechten als zu beteiligende Anwohner beeinträchtigt sieht.
Vor diesem Hintergrund war sich der Eigentümer Rainer Bahr offenbar nicht sicher, ob die Baumfällungen ohne Anwohner-
proteste vonstatten gehen würden.
So ließ er in einem Schreiben seiner Firma “EQVIVA Projektbetreuung” an die Mieter, das von seinem Rechtsanwalt Jan Hartmann unterzeichnet war, mitteilen: „Sollten die Fällarbeiten behindert werden, hat sich Herr Dummer (der Chef der Baumfällfirma – ODK) allerdings vorbehalten, den Arbeitsablauf umzustellen.“
Doch in der vorrangig von Senioren bewohnten Anlage blieb es – vom Kreischen der Kettensägen mal abgesehen – ruhig.
Nur einige zufällig vorbeikommenden Passanten fanden den Anblick Baumfällaktion offenbar so bizarr, dass sie einen kurzen Stopp einlegten um die Szenerie auf einem Foto festzuhalten.
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Jürgen
Feb 10. 2014
Da bin ich mal gespannt, wo denn die Ersatzmaßnahmen für die Fällungen der Bäume vorgenommen werden. Wahrscheinlich jwd, aber nicht vor Ort.
Jürgen
Andreas Eichhorst via Facebook
Feb 10. 2014
ja cool…. und jetzt noch den Thälmannpark, dann is allet schön….. kotz
Jürgen
Feb 19. 2014
Die Freifläche, unter der möglicherweise irgendwann eine Tiefgarage entstehen soll, war ja gutmit Bäumen bestanden. Aufgrund der Fällung der Bäume können die Anwohner damit rechnen, dass im Sommer die Temperaturen auf der Fläche um bestimmt 3°-5°C ansteigen werden, entsprechend werden auch die Temperaturen in ihren Wohnung steigen. Die Mortalität könnte also steigen, ein willkomener Nebeneffekt, wenn dann im Herbst weitere Wohnungen leer stehen?
Nein, Zynismus beiseite. Hat man vielleicht auf dieser Fläche über verschiedene Jahre hinweg eine Temperaturmessung durchgeführt? Dann könnte man für die nächsten Jahre die Temperaturen auf dieser Fläche ohne Bewuchs vergleichen, was wiederum konkrete Rückschlüsse auf die Vorteile einer mit Bäumen bewachsenen Freifläche für das innerstädtische Temperaturgefüge haben kann. Ganz abgesehen von den Auswirkungen auf die Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffproduktion, Luftreinigung und zu Guter letzt Fauna und Flora. Insbesondere letztere ist durch die Fällung der Bäume nachhaltig geschädigt und kann durch Ersatzmaßnahmen in irgendeiner Form nicht ersetzt werden. Und das letztlich für Tiefgarage, und das in einer gegend, die sich bisher eher durch eine unterdurchschnittliche PKW-Ausstattung der Bevölkerung ausgezeichnet hat.
Ralf-Michael Kania via Facebook
Feb 19. 2014
Sozial-Kriterien spielen beim Denkmalschutz leider keine Rolle (hier historisch niedrige Altmieten dieser Wohnanlage im Kollwitz-Kiez).