NPD-Kundgebung gegen Flüchtlingsheim:
Gähnende Leere und ein Versuch im Lipsi-Schritt

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NPD-Kundgebungen im Bezirk Pankow bleiben, wie die Anti-Flüchtlingsheim-Darbietung am Sonnabend wieder zeigte, eine einsame Angelegenheit.
Während die Kund-Geber mit immerhin siebzehn Personen zur Rennbahn-/ Ecke Roelckestraße anreisten, fehlte mit – Ausnahme einiger Pressefotografen – von etwaigen Kund-Nehmern jede Spur.
Aus welchen Gründen auch immer waren die Lautsprecher auf die im Rücken der Veranstalter befindlichen Häuserblocks gerichtet – doch auch dort war kein Publikum zu akquirieren. Lediglich zwei ältere Damen schauten für ein paar Minuten erstaunt von einem Balkon herab, um denselben dann schnellstens wieder zu verlassen – nicht ohne die Balkontür zu verriegeln.

 

Uwe Meenen

Uwe Meenen

Dabei hatte man doch an Rednern so fast alles aufgeboten, was in dieser Partei… naja… Rang und Namen hat.
 
Dabei hatte man doch an Rednern so fast alles aufgeboten, was in dieser Partei… naja… Rang und Namen hat.
 Zum Beispiel den nach eigenen Angaben staatenlose Uwe Meenen (Medienberichten zufolge beantwortete er bei einer Gerichtsverhandlung die Frage nach seiner Staatsange-
hörigkeit mit “Deutsches Reich“ – das aber hatte bekannter-
maßen 1945 aufgehört zu existieren).

Von 2010 bis 2012 war Meenen Berliner NPD-Landesvor-
sitzender und damit auch verantwortlich für den für eine Nazi-Partei weniger als zweideutigen Wahlslogan “GAS geben” bei der letzten Abgeordnetenhauswahl.
Im Jahr 2012 wurde er um Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Wahlwerbespots, in dem Ausländern pauschal eine kriminelle Neigung unterstellt wurde, wegen Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe von acht Monaten verurteilt.

Udo Voigt

Udo Voigt

Auch Udo Voigt, Meesens Sitznachbar auf der Anklage-
bank
, war erschienen. Der einstige Bundesvorsitzende und heutige Europaabgeordnete stellte die steile (und wohl auch im strafrechtlichen Sinne volksverhetzende) Tatsachenbe-
hauptung auf, Flüchtlingsheime seien grundsätzlich ein Ort sexueller Belästigung deutscher Frauen.
Da war man fast schon wieder froh, dass Voigt die Leere des Veranstaltungsortes nicht mit ähnlichen Motiven erklärte – etwa mit der Furcht potenzieller Zuhörer vor ungewollten sexuellen Kontakten mit “national gesinnten” Volksgenos-
sen… .
Nein, laut Voigt war das Ausbleiben der Massen aus-
schließlich deren Angst vor Fotografen geschuldet, die ein öffentliche Veranstaltung normalerweise begleiten.
Was das Weltbild des Berichterstatters ein wenig erschüt-
terte: Wurde ihm hier doch aus erster Hand mitgeteilt, dass die Anhängerschaft der ach so kämpferisch auftretenden „Nationalisten“ ausschließlich aus veritablen Angsthasen besteht, deren Unterhosen sich schon beim Anblick einer Fotolinse füllen… .
Schon rein geruchstechnisch kein schöner Gedanke.
Voigts Rede, der auf Grund gewisser logischer Sprünge nicht immer ganz leicht zu folgen war, gipfelte schließlich in der Aufforderung, wer wolle, “dass Berlin wieder deutsch wird”, möge sich der NPD zuwenden. Tja…
 
Christian Schmidt

Christian Schmidt

Christian Schmidt, den nicht vorhandenen Zuhörern als Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Pankow vorgestellt, machte dich dann daran, den angeblichen Brief einer angeblichen Anwohnerin zu verlesen, die sich laut Schmidt – wohl ebenfalls wegen der anwesenden Fotografen – nicht zur Kundgebung zu gehen traute.
Das allerdings war nun die schwächste Nummer der ganzen Vorstellung: Nicht nur im Duktus, nein, bis hin zu einzelnen Passagen glich der „Brief“ jenen Auslassungen, die man zuvor schon bei den Vorrednern vernommen hatte.
Kurz: Hätte man für die Veranstaltung Eintritt zahlen müssen, wäre hier wohl der Moment gekommen, seinen Obolus zurückzuverlangen.

Tja, und dann war da noch Maria Fank vom „Ring Nationaler Frauen“ (was es nicht alles gibt…).

90aDer Berichterstatter gesteht freimütig, den Inhalt ihres Redebeitrag nicht mehr rekonstruieren zu können (also kann der Vortrag so doll nicht gewesen sein).

Vor Augen stehen ihm aber immernoch ihre dabei vollführten rhythmischen Bewegungen, die so wirkten, als wollte sie den längst vergangenen Lipsi-Schritt zu neuen Ehren verhelfen. Selbst der neben ihr stehende Udo Voigt konnte sich dem mitreißenden Takten nicht völlig entziehen und wippte wie gebannt mit.

 

Vielleicht treten die beiden ja mal als Tanz- und Gesangsduo auf – dann klappts möglicherweise auch mit dem Publikum.

 

 

 

 

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