Wer weiß, vielleicht wird ja aus dem einem oder anderen Knirps (beziehungsweise Knirpsin) mal ein veritabler Bundeskanzler. Bekanntlich Gerhard Schröder in jungen Jahren auch mal an einem Zaun gerüttelt – dem des Kanzleramtes in Bonn – und gerufen „Ich will hier rein!“
Die jungen Damen und Herren von der Kita „Remmi Demmi“ rüttelten am Montag jedoch nicht an den Pforten der Macht, sondern an der Absperrung eines Spielplatzes im Thälmannpark, der seit dem vergangenen Jahr gesperrt ist. Die Kinder brachten selbstgemalte Bilder an den Absperrzaun an, Erzieherinnen befestigten ein Transparent: „Wir wollen hier einen Spielplatz“ steht darauf geschrieben.
Fast täglich kommen die Kinder der im Thälmannpark beheimateten Kita bei ihren Spaziergängen an dem ehemaligen Spielplatz vorbei – doch Spielen ist dort schon lange nicht
mehr möglich. Ein übermannshoher Zaun versperrt das Areal. Dahinter einige Sandhaufen und aus dem Boden der Buddel-
fläche herausgebrochene Lochsteine. Umrahmt wird das ganze von grünüberwucherten Pergolen und verwitterten Bän-
ken. Eigentlich sollte der Platz noch in diesem Jahr wieder-
eröffnet werden, neu gestaltet mit von Schülern entworfenen Spielgeräten. .
„Dieser Platz ist für die Kinder ideal“, sagt Jiri Kandeler, Ge-
schäftsführer der Remmi-Demmi-Kita, „mitten im Park und erreichbar, ohne dass eine Straße überquert werden muss.“
Auch Monika Hahn, die die nahegelegene Kindertages-
stätte „Räuberbande“ leitet, vermisst den Spielplatz sehr. Beide hatten ebenso wie die Kinder ihrer Einrichtungen gehofft, dass die Neueröffnung des Platzes – wie einst vom Bezirksamt angekündigt – noch in diesem Jahr erfolgt.
Doch daraus wird wohl nichts werden. Denn Pankows Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner will den Spielplatz einebnen lassen. Der Grund: Bei Bohrungen unterhalb des Buddelkastens sind Schadstoffe gefunden worden, die vom einst hier stehenden Gaswerkes stammen dürften.
Weniger dramatisch als angenommen
Das bestätigt nun auch Christiane Martens, die das Pankower Umweltamt leitet, in einem Gespräch mit der Prenzlberger Stimme. Doch ihre Aussagen lassen die Sache weniger dramatisch erscheinen, als die wilde Entschlossenheit des Stadtrats zur Planierung des Spielplatzes vermuten lässt.
Ein von ihrer Behörde in Auftrag gegebenes Gutachten habe ergeben, so die Behördenchefin, dass der Spielsand unbelastet ist. Auch die darunter liegende Kiesschicht sei frei von Kontaminationen. Spuren von Kohlenwasserstoffen und Naphtalin seien lediglich in einer tiefer gelegenen, etwa 60 Zentimeter starken “Schwarzschicht” nachgewiesen worden. Diese Bodenschicht liegt wiederum auf einer Betonplatte auf – vermutlich ein altes Fundament.
Was die Sanierung erheblich erleichtert.
Und saniert, so Christiane Martens, werde der Platz auf jeden Fall.
Wenn die Fläche danach also unbelastet zur Verfügung steht – warum sollte sie dann nicht wieder zum Spielplatz werden? Das wollen nun auch Monika Hahn und Jiri Kandeler wissen. Zusammen mit anderen haben sie eine “Interessengemeinschaft Spielplatz Ernst-Thälmann-Park” gegründet. In den kommenden Tagen wird ein Brief an den Bezirksbürgermeister abgeschickt werden, in dem um Unterstützung für den Erhalt des Spielplatzes gebeten werde. Auch die BVV soll eingeschaltet und Anwohner mobilisiert werden. Schließlich ziehen immer mehr Familien mit Kindern in den Thälmannpark und die vorhandenen Spielplätze reichen schon lang nicht mehr aus.
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Name tut nichts zur Sache
Okt 22. 2014
Spielplätze in Prenzlauer Berg? Träumt weiter…
Hier wird verwaltet – nicht gestaltet.
(Außer es handelt sich um Parkraumbewirtschaftung)
Dieses Schicksal steht den meisten Spielplätzen auch bevor. Bauzaun drum und dicht gemacht. Rhinower Ecke Kopenhagener ist auch so ein Beispiel. Helmholtzplatz und Arnimplatz sind auch schon eingeebnet – weitere werden folgen. Falkplatz ist teilweise gesperrt. Und bei den meisten Spielplätzen wurden die Schaukeln demontiert. Kinder sind halt keine Autos. Selbst Hunde scheinen eine größere Lobby zu haben. Schämt Euch!!!