Der Senat hat Angst vor dem Votum seiner Bürger: Wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt heute mitteilt, will Senator Andreas Geisel das laufende Bebauungsplanverfahren für das umstrittene Bauvorhaben nördlich des Gleimtunnels an sich ziehen. Am 17. März will Geisel dem Senat eine entsprechende Beschlussvorlage präsentieren, mit dem das an der Grenze zu Prenzlauer Berg gelegene Grundstück zu einem „Gebiet von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung“ erklärt wird. Laut dem Berliner Baugesetz ist ein solches Verfahren möglich, wenn ein Bauprojekt mehr als 500 Wohnungen umfasst. Beim vom Bau-Imperium des skandalumwitterten Immobilienunternehmers Klaus Groth geplanten Projekt geht es um rund 700 Wohneinheiten. Damit wäre dem von den Gegnern der Bebauung ins Auge gefassten Bürgerbegehren der Boden entzogen.
Gemutmaßt wurde darüber schon länger. Eine diesbezügliche Anfrage der Prenzlberger Stimme vom 29. Januar wurde trotz mehrfach Nachfrage von der Senatsverwaltung konsequent nicht beantwortet. Was darauf schließen ließ, dass zumindest mit einem entsprechendem Gedanken gespielt wurde.
Geisel will die Planungen „schnell zu Ende bringen“
Dass die Entscheidung – übrigens im Einvernehmen mit dem Bezirksamt Mitte – nun gegen die Zulassung eines Bürgerbegehrens gefallen ist, deutet darauf hin, dass die Senatsverwaltung davon ausgegangenen ist, dass sich in Mitte eine Mehrheit gegen die Baupläne wenden würde. Entsprechend äußerte sich sich auch Senator Andreas Geisel: „Wir brauchen eine Neubauoffensive in Berlin. Dies betrifft alle Teile der Stadt. Wenn an einer Stelle 700 Wohnungen gebaut werden können, ist das nicht mehr eine Frage der direkten Nachbarschaften. Hier betrifft es das Gemeinwohl und liegt im Interesse der ganzen Stadt. Bei der Neubauoffensive sind alle gefragt: landeseigene Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und private Bauherren. Wir müssen an die denken, die in großer Zahl zu uns kommen und dringend Wohnraum benötigen. Deshalb werden wir die Planungen am Mauerpark an uns ziehen und schnell zu Ende bringen.“
Bebauungsgegner wollen nicht aufgeben
Doch auch bei einer Übernahme der Planungshoheit durch den Senat wollen die Bebauungsgegner nicht aufgeben. Bereits vor zwei Wochen erkärte Heiner Funken, Sprecher der „Mauerpark-Allianz“ in einem Interview mit der Prenzlberger Stimme:
„Wenn der Senat aber am Ende – so wie jetzt bei den Buckower Feldern geschehen – das Verfahren an sich zieht, dann wäre zu überlegen, ob der Mauerpark nicht eine so große, berlinweite Marke ist, dass man das auch zum Thema eines Volksbegehrens macht.“
Dass mit einem berlinweiten Bürgervotum eine von der Berliner Bevölkerung nicht erwünschte Bebauung auch gegen den Willen des Senats verhindert werden kann, wurde im Mai vergangnenen Jahres bewiesen: Da hatte die Berliner Bürgerinitiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ einen Volksentscheid gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes entschieden. Seitdem hat die Freihaltung der Fläche des ehemaligen Flughafens Gesetzeskraft.
[mappress mapid=“6″]
________________
Weitere Artikel zum Thema:
Nun amtlich: Senat übernimmt Planungshoheit am Mauerpark
Mauerpark-Allianz übergibt 39.000 Einwendungen gegen Bebauung
Groth-Vorstellung zur Mauerpark-Bebauung: Als Werbung misslungen – als Protestbühne totgelaufen
Grenzverschiebung zwischen Prenzlauer Berg und Wedding geplant
Mauerpark: „Es geht auch um ein politisches Signal“
Mauerpark: Mehr Wohnungen, Mufflons in freier Wildbahn und ein Vorgeschmack aufs Abbügeln
Stauraumkanal unterm Mauerpark: Alles klar, alles unklar
Carsten Spallek: B-Plan Mauerpark wird geteilt, Gleimtunnel wird angesägt
Mauerpark: Will Groth dem Gleimtunnel an den Kragen?
Pankow will den ganzen Mauerpark managen
Groth rodet – Aufregung am Mauerpark
Mauerpark: Unruhe wegen Informationspanne
Mauerpark: Mehrsprachiger Protest gegen Nordbebauung
Mauerpark: Der Teufel steckt im… Basketballkorb
Mauerpark: Spalleks Wünsche überfordern Polizei
Mauerpark: Mitte bittet Pankow um Stellungnahme zur Bebauung
Mauerpark: Groth heiser – Spallek sprachlos
Der Mauerpark wird untertunnelt
„Bürgerwerkstatt Mauerpark “ will gegen Nord-Bebauung mobilisieren
Mauerpark: Wiederauferstehung einer Komatösen
SPD Pankow will grenzenlosen Mauerpark
Mauerpark: Groth-Gruppe kaufte Nordgelände bereits im Juli 2012
Mauerpark-Filet an CDU-Großspender
Mauerpark: Geldgeschenk an Immobilienhändler feierlich begangen
Mauerpark-Deal verabschiedet – Protest von Links und Grün
Mauerparkvertrag: Senat will Immobilienfirma mit Millionen füttern
Mauerparkerweiterung: Der Vertragsentwurf
Lenin, die Revolution und die BVV Mitte
Mauerpark: Geldgeschenk und Rampenbau
Christian Gaebler: Mauerpark – Neuer Anlauf für eine Mauerparkerweiterung
BVV Mitte Mauerpark: Drei Stunden bis zur Vernunft
Mauerpark: Beschluss des Bezirksamtes Mitte nun öffentlich
Mauernde Park-Betonierer
Stephan Lenz: „Warum Berlin Orte wie den Mauerpark braucht und warum eine Bebauung deshalb vermieden werden sollte“
Michail Nelken: „Absehbar! – Rot-Schwarzer Betoncoup am Mauerpark“
Heiner Funken: „Schlimmer gehts (n)immer!“
Klaus Mimdrup: „Adieu grünes Band“
Lieber Severin Höhmann…
Mauerparkbebauung: Die Mär von der Sozialverträglichkeit
Zurückweichende Neubauten
Desinteressierter Stadtrat und vielstimmiger Protest
Mauerpark: Drei Hektar Zuwachs
„Bürgerwerkstatt“-Gelder bleiben weiter gesperrt
Abschalten!
Mauerpark: Koalitionskrise wegen blockierter „Bürgerwerkstatt“- Finanzierung?
Pankows SPD für Mauerpark- “Bürgerwerkstatt”
Eine neue Chance für die Fertigstellung des Mauerparks
Start mit Stottern
„Welbürgerpark“ im Mauerpark
„Welt-Bürger-Park“ stellt Stiftungsräte vor
Mauerpark: Mittes Grüne pfeifen Andrea Fischer zurück
Mauerpark: Auch Mittes Grüne nun gegen Bebauung
Mittes Stadtrat Gothe wirbt für Weltbürgerparkstiftung
Hyperdemokrat begehrt Zensur
Rolf
Mrz 04. 2015
Berlin ist zu 80 Prozent Kleinstadt und Provinz und wird den Prenzl- und Mittehipstern voller Freude ihren Scherbenpark zubauen.
suffi
Mrz 04. 2015
War ja klar jewesen, wa!?