Das hätte sich die Großmutter vom Christine Morgan wohl auch nicht träumen lassen: Dass dereinst mal ein Klohäuschen nach ihr benannt werden würde… .
Okay, ein ehemaliges.
Denn seit dem 2. April ist das kleine Steinhaus an der Stahl-
heimer-/Ecke Wichertstraße, das im Jahr 1936 als „Öffentliche Bedürfnisanstalt“ errichtet wurde, ein Café.
Bis es zu seiner neuen Bestimmung kam, ging allerdings reichlich Zeit ins Land.
Nachdem das Bauwerk über ein halbes Jahrhundert zuverlässig allerlei Bedürnisse befriedigt hatte, war Anfang 1990er Jahre damit Schluss. Eine neue, hochmoderne und also gebührenpflichtige Toilette gleich in der Nähe übernahm nun diese verantwortungsvolle Aufgabe – der Altbau wurde in Pension geschickt und rottete seitdem vor sich hin.
Christine Morgan, die seit zehn Jahren in Berlin wohnt, ist oft an dem so lange traurig herumstehenden Bauwerk vorbeigegangen. Eigentlich, so dachte sie, wäre das doch der ideale Ort für ein kleines Platzcafé. Vor sieben Jahren fragte sie das erste Mal beim Bezirksamt nach – vergebens.
Auch spätere Anfragen blieben erfolglos.
Vor zwei Jahren machte der Bezirk schließlich für den Umbau ein nettes sechsstelliges Sümmchen aus dem Programm „Städte-
baulicher Denkmalschutz“ locker und schrieb das 50 Quadrat-
meter umfassende Bauwerk zur Pacht aus.
Und tatsächlich: Christine Morgan erhielt den Zuschlag. „Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangenen.“
In der Gastronomie ist Christine Morgan schon seit ihrem 17. Lebensjahr unterwegs: „Ich habe schon während meiner Studienzeit in Lokalen gejobbt.“
Auf der Uni holte sie sich den intellektuellen Hintergrund, den man für das Betreiben einer Prenzlauer Berger Kaffee-Oase braucht: Master-Abschlüsse in Literaturgeschichte und Philosophie. Nachdem das erledigt war, wandte sie sich wieder dem Gastgewerbe zu. Aber bisher immer nur für andere. Nun ist sie zum ersten Mal Inhaberin eines eigenen Cafés.
Von außen wirkt die Lokalität im Moment noch ein wenig unent-
schlossen, was an dem noch vorhandenen Bauzaun liegt.
Der bleibt auch noch so lange stehen, bis die Wände einen Anti-Graffiti-Anstrich erhalten haben – damit der seine Funktion auch erfüllen kann, muss die Temperatur des Mauerwerks mindestens 15 Grad betragen.
Drinnen gibts neben Kuchen und allerlei Kaffee-Zubereitungen auch hausgemachte Eistees und Limonaden. Alkoholisches ist nicht im Angebot, aber alkoholfreies Bier. Ein kräftiger Imbiss soll später noch hinzukommen.
Und Eis gibt es natürlich auch – Softeis.
Noch was? Ach ja: Der Name.
Eigentlich, so erzählt Christine Morgan, wollte sie das Café „Paula“ nennen – so wie ihre Großmutter hieß, eine hessische Magd, die später als Köchin arbeitete. „Sie war eine sehr gute Köchin.“
Allerdings sei Paula mittlerweile wieder so ein Modename geworden… – kurz und gut: Da auf die Oma auf keinen Fall verzichtet werden sollte, erhielt die Lokalität nun ihren Nachnamen: „Bornträger“.
Das hätte sich die Großmutter wohl nicht träumen lassen, dass ihr Name einst ein Toilettenhäuschen… – aber das hatten wir ja schon.

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Georg Jüngst, Emsdorf
Juli 28. 2018
mit meinen damals drei Schwestern und mit den vier Töchtern der
Paula Bornträger durfte ich unter einem Dach aufwachsen – ich war der einzige Junge – unter den vielen Mädels………………
Im Jahre 1956 hat mir die Paula Bornträger zur kirchlichen Schul-
Entlassungsfeier die erste Krawatte gebunden – ihr Ehemann, der
Peter Bornträger hat mir das richtige Mähen mit der Sense beige-
bracht – das sind alles Erinnerungen, mit denen ich mich noch gerne beschäftige………………