Wer im Thälmannpark auf dem Parkweg, der am im vergangenen Jahr geschlossenen Spielplatz vorbeiführt, lustwandeln will, steht plötzlich einer Absperrung gegenüber: „Sackgasse“ steht da geschrieben – kein Durchkommen.
Eine Folie am Zaun versperrt die Sicht auf den dahinter liegenden Platz, dahinter auf dem seit mehr als einer Woche gearbeitet wird.
Bagger hatten den Sand des Spielplatzes und die darunter liegenden Bodenschicht ausgehoben, der Aushub wurde zu einer Entsorgungsfirma nach Wackenberg zu transportiert.
Denn unterhalb des Thälmannparkes befinden sich giftige Altlasten einer Gasanstalt, die dort von 1873 bis 1981 Stadt-
gas, aber auch Koks und Benzol produzierte und dabei anfallenden nebenprodukte wie Cyanide, Schwefelwasser-
stoffe, Teer, Naphthalin und Ammoniak drangen ungehindert in den Boden. Das Wort“Umweltschutz“gab es damals noch nicht. Nachdem am Leck in der Foilie übelriechende Flüssigkeit ausgetreten war, wollte der zuständige Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner den Spielplatz einebnen lassen. Dagegen protestierten nicht nur Anwohner, sondern auch Schüler und Lehrer sowie Eltern und Erzieher aus den umliegenden Kindertagesstätten.
Zudem hatte ein Anwohner anhand alter Lagepläne darauf hingewiesen, dass sich unterhalb des Spielplatzes eine massive Betonplatte befinden müsste – das Fundament eines Gebäudes aus alten Gasanstalt-Zeiten. Wenn man den Boden bis zu diesem festen Untergrund abräumte, so deren Argumentation, wäre eine Wiederherstellung der Spielfläche sicher möglich.
Kosten explodierten
Untersuchungen des Pankower Umweltamtes ergaben dann unterhalb des Spielsandes tatsächlich deutlich erhöhte Schadstoffgehalte, hauptsächlich PAK und Cyanide sowie in der Bodenluft Benzol und Naphthalin. Aber sie bestätigten auch das Vorhandensein des alten Fundamentes. Zugleich stellte sich heraus, dass die verseuchte Bodenschicht zwischen der perforierten Folie und dem alten Fundament gerade mal eine Stärke zwischen 60 und 80 Zentimeter maß.
Da auch das Pankower Umweltamt eine nachhaltige Sanierung des Spielplatzes für möglich hielt, ließ sich Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner schließlich erweichen und nahm von der Einebnung Abstand.Allerdings haben sich die einst für die Sanierung veranschlag-
ten Kosten im Laufe der Zeit vervielfacht.
Sprach Kirchner im Februar noch von 40.000 bis 60.000 Euro, so war im Juni bereits von 160.000 Euro die Rede. Auf der letzten Sitzung des Stadtenwicklungsausschusses Anfang Juli hatte der Stadtrat dann den Betrag von 260.000 Euro genannt. Drei Wochen später wurde schließlich per Pressemitteilung verkündet, dass die „geplanten Kosten“ 350.000 Euro betragen.
Der Grund ist wohl im Aufwand zu suchen, mit dem das Areal saniert wird.
Zunächst wurde der schadstoffbelastete Boden jeweils in klein-
räumigen Abschnitten ausgehoben und zur Entsorgungsfirma nach Wackenberg transportiert. Danach ist dann das alte Fundament mit einer Kunststoffolie abgedeckt worden. Dies sei nötig, so ein Mitarbeiter des dort tätigen Unternehmens, weil der Beton nun schon über einhundert Jahre lang im Erdreich liegt alt und man daher nicht auszuschließen kann, dass er porös und für flüchtige Stoffe durchlässig geworden ist. Darüber die werden dann verschiedene Vlies-, Sand und Kiesschichten eingebracht (siehe Sklizze unten).
Nach Auskunft des Bauleiters wird die Verfüllung bis Mitte kommender Woche abgschlossen sein, dann kann der Aufbau der Spielgeräte beginnen. Sollte es keine Verzögerungen geben, könnte der Spielplatz schon Ende August den Kindern wieder zur Verfügung stehen.
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