Neuer Schwörbel-Schwindel: 600 statt 770

Kampagne2a

 

Zwischen Ende April und Ende Mai wollte das Kiezblog „Prenzlauer Berg Nachrichten“ (PBN) des Pankower Sozialdemokraten Philipp Schwörbel in einer deutschlandweiten Kampagne mindestens 750 zahlende „Mitglieder“ werben. Sollte die „Mitglieder“-Zahl nicht erreicht werden – so hieß es auf der Schwörbel-Seite – werde die Arbeit an dem Blog eingestellt.

Nachdem sogar zwei SPD-Bundestagsabgeordnete (samt eines bündnisgrünen Mandatsträgers, den die beiden offenbar nur unvollständig inmformiert mit ins Boot holten) als Drückerkolonne in Aktion traten, mit dem Bundesadler für Schwörbel warben und darüber hinaus die Pankower SPD-Kreisgeschäftsstelle über tausend Werbemails zugunsten ihre Parteifreundes Schwörbel verschickt hatte, schien sich ein Fotofinish anzukündigen.
Tatsächlich klickte der Zähler gut drei Stunden vor Ultimo auf 750. Und da die Uhr auch nach Kampagne noch mindestens zwei Tage weiterlief, steht sie heute auf sogar auf 770.

Dennoch hätte Schwörbel – wäre seine Ankündigung ehrlich gemeint gewesen – sein Blog schließen müssen.

Denn wie der Online-Mediendienst turi2 berichtet, war das Ergebnis getürkt. Tatsächlich hätten nur rund 600 Menschen Abonnementverträge abgeschlossen.
„Turi2“ bezieht sich dabei auf einen Newsletter der „Prenzlauer Berg Nachrichten“, in dem freimütig zugegeben wurde, dass die „rund 30 Förder-Mitglieder doppelt gezählt“ wurden und darüber hinaus „fünf Unternehmen insgesamt 140 Abos erworben (haben), die u.a. an Schüler verschenkt werden sollen“.

Auch auf twitter wird aus dem Newsletter zitiert
 



 
Der Ertappte reagierte so, wie er in solchen Fällen bisher immer reagiert hatte: Er versuchte sein Gegenüber für dumm zu verkaufen:
 

pr
 
_______________________________________________________________________

 
Denn auf der Kampagne-Seite der PBN stand mitnichten etwas von „Paketen“ – stets war von Abonnenten, von 750 Abonnenten die Rede. Und immer wieder las man, dass sich der Kiezblog ausschließlich durch seine Leser finanzieren soll.

 


campa
______________________________________________________________________
Flug
______________________________________________________________________

 

Anzeigenmodell ohne Anzeigen

Die Anzahl der in dem zitierten Newsletter von Unternehmen im „Paket“ erworbenen „Abos“ machen fast 20 Prozent der gesamten Einnahmen aus. Dass sich unter den „selbstlosen“ Paketkäufern auch Schwörbel schon länger verbundene Immobiliengesellschaften befinden könnten, ist naheliegend.

Doch war die Abhängigkeit der „Prenzlauer Berg Nachrichten“ von jenen Firmen durch das Schalten von Anzeigen zumindest noch sichtbar, so ist bleibt bei dem nun praktizierten „Anzeigenmodell ohne Anzeigen“ im Dunkeln, wer im Falle eines Falles die Möglichkeit besitzt, den Geldhahn wieder zuzudrehen.

 

Ebenfalls bemerkenswert: Philipp Schwörbel hält seine Leser offenbar für unfähig, sich der vier Grundrechenarten zu bedienen.
Denn selbst wenn man Schwörbels Neuinterpretation seiner einst völlig anders dargestellten Kampagne übernehmen würde und die „Pakete“ auf einzelne Schüler(!) verteilte – auch dann kämen nur 740 Leser zusammen. Die 750er-Schwelle wird erst dann überschritten, wenn man – wie es der Blogbetreiber tut – jedes der „Fördermitglieder“ als zwei Leser zählt und sie somit zu doppelten Existenzen oder Menschen mit Persönlichkeitsspaltung erklärt…

 



10 Kommentare zu “Neuer Schwörbel-Schwindel: 600 statt 770”

  1. Hannah

    Jun 09. 2015

    Zunächst fand ich es durchaus informativ, dass hier kritisch über die Kampagne der Prenzlauerberg Nachrichten berichtet wurde. Aber mittlerweile wirkt das hier nur noch nach Missgunst und Neid.

    Reply to this comment
    • von ODK

      Jun 09. 2015

      @Hannah: Ich sehe einen Missstand und berichte darüber. Das kann man gut finden oder eben auch nicht.
      So what.
      Sollte mir ein sachlicher Fehler unterlaufen sein, werde ich ihn selbstverständlich umgehend korrigieren. Sollte das Berichtete hingegen sachlich richtig sein – wo ist dann Ihr Problem?
      Ehrlich: Mir fiele nichts ein, worauf ich bei diesem Berichtsgegenstand auch nur ansatzweise neidisch sein könnte.

      Reply to this comment
      • Martin Z. Schröder

        Jun 09. 2015

        Man stelle sich vor, Berliner Zeitung und Tagesspiegel würden sich gegenseitig mit Vorwürfen und Gegendarstellungen überziehen. Man schaute sich das nur ratlos an. Muß das wirklich sein? Die Prenzlberger Stimme macht doch eine sehr gute Arbeit und sollte sich nicht am Konkurrenten verbeißen, jedenfalls wirkt es auf mich so. Wäre »Leben und leben lassen« keine überdenkenswerte Alternative?

        Reply to this comment
        • von ODK

          Jun 09. 2015

          Lieber Martin Z. Schröder,
          ich schrieb es anderswo schon mal: Innerhalb von fünf Jahren sind – der aktuelle Text inbegriffen – ganze sieben (von insgesamt über 1.500) Artikel mit dem Thema PBN&Schwörbel bei mir erschienen. In einer guten Handvoll weiterer kamen sie mehr oder weniger am Rande vor. Die Anlässe dazu habe ich ja nicht erfunden – sie existieren außerhalb meines Wollens.
          Auch sind die PBN keine Konkurrenz, denn die Ein-Personen-Veranstaltung „Prenzlberger Stimme“ ist nichtkommerziell. Das heißt auch, ich habe nichts davon, ob die Webseite 10, 100 oder 100.000 Mal aufgerufen wird. Genauso wenig ziehe ich einen Gewinn oder Verlust daraus, wenn die PBN mehr oder weniger Leser hat.

          Ich sehe Missstände und berichte darüber. Warum ich das nun ausgerechnet in diesem Fall nicht tun sollte, leuchtet mir nicht ein. Weil der Berichtsgegenstand ebenfalls ein lokales Webportal nebst Betreiber ist? Eine solche Herangehensweise würde es mir künftig auch unmöglich machen, über Mieten und Wohnen zu schreiben – denn auch ich bin Mieter und wohne.
          Im übrigen ist die Häufung entsprechender Artikel zu einem Thema nichts ungewöhnliches. Ob Mauer- oder Thälmannpark, ob Stille Straße oder „Brutalsanierer“: Wann immer sich ein Thema auftut, erscheinen fast immer auch mehrere Artikel in relativ kurzer Abfolge dazu. Weil es zu weitere Entwicklungen in der Sache kommt. Das ist hier nicht anders.

          Mit besten Grüßen nach nebenan

          ODK

          PS: Vielen Dank für Ihr Lob ob meiner Arbeit.

          Reply to this comment
          • Martin Z. Schröder

            Jun 10. 2015

            Lieber Herr Kampmann,

            vielen Dank für Ihre Erläuterungen. Auch wenn es nur wenige Beiträge sind, so fallen sie durch ihre Schärfe doch auf. Es ist in meinen Augen keine zurückhaltende Berichterstattung, sondern eine Skandalisierung. Ich kann nur sagen, wie ich das Leser empfinde. Ich kann gar nicht beurteilen, ob Sie Recht haben oder nicht und will deshalb auch gar nichts dazu meinen. Ich glaube nur, daß unter den vielen Beiträgen, die ich nicht zuletzt auch deshalb gern lese, weil sie gut geschrieben sind, und in denen Sie sehr sachlich berichten, jene über die »Prenzlauer Berg Nachrichten« mir als deutlich angrifflustiger auffallen. Und das scheint ein paar anderen Lesern auch so zu gehen.

            Ich habe über zehn Jahre als Journalist für regionale und überregionale Tageszeitungen gearbeitet und glaube, durch diese Erfahrung einigermaßen beurteilen zu können, wie sich Beiträge einstufen lassen: Nachricht oder Meinung.

            Eine rein sachliche Berichterstattung gerade über Mißstände, ist übrigens viel überzeugender als ein angriffslustiger Ton. Es macht auch den Autor weniger angreifbar. Zum andern überlegt man sich ja mit jedem Beitrag, was man erreichen möchte. Sie werden sagen, daß Sie aufklären möchten. Aber Sie geben im gleichen Artikel gleich den Meinungskommentar dazu. Vokabeln wie »Drückerkolonne« dienen nicht der sachlichen Nachricht, sondern sind starke Meinung. Dadurch unterscheiden sich die Beiträge über die »PBN« von den anderen in Ihrem Magazin. Und ich frage mich dann, was das Ziel dieser rauhen Art Kritik ist. Wenn die Finanzierung auf Sand gebaut sein sollte, wird sich das von selbst erweisen. Mit der Entscheidung, aktuelle Inhalte nur gegen Bezahlung für einen ganzen Monat zugänglich zu machen, wird der Leserkreis erst einmal stark eingeschränkt. Was nun Verkäufer versprechen, das kennen wir von vielen. Die beste Limonade der Welt, das bequemste Auto, die billigsten Lebensmittel, unentwegt wird uns das Blaue vom Himmel versprochen, ohne daß wir deshalb graue Haare bekommen. Wenn nun jemand ein Online-Magazin als Unternehmen gründet, dann würde ich sagen: Prima, nur zu, schön, wenn es funktioniert. Deshalb muß ich es selbst noch lange nicht kaufen und auch meine Meinung nicht darüber sagen. Ich sage auch nichts gegen die berühmteste Brause der Welt. Wenn die Leute Limonade trinken wollen, bitte. (Ja, Vergleiche hinken, ich weiß.)

            Was nun die »Unabhängigkeit« anlangt: Wie ernst nehmen wir es denn, wenn so etwas über jeder Zeitung steht? Alle Medien haben sowieso eine politische Tendenz, die von den Herausgebern und der Chefredaktion vorgegeben werden. Alle müssen auch Rücksichten nehmen, auf Leser, Anzeigenkunden, Informanten. Letztlich sorgt die Mischung dafür, daß wir uns gut informieren können.

            Auch wenn ich mich wiederhole: Ich sage nur als einer Ihrer Leser, daß mir Ihre Beiträge über die »PBN« nicht gelungen erscheinen und ich es bedauerlich finde, zwischen Ihren guten, interessanten, wichtigen Beiträgen diese Angriffslust zu sehen über ein Thema, das man in meinen Augen getrost ein paar Etagen tiefer hängen kann.

            Reply to this comment
  2. Ich habe mich schon und auch die Macher vom Blog „PBS“ gefragt, wie sie es geschafft haben wollen so viele Abonnenten zu bekommen und bis heute noch keine Antwort bekommen, wie auch wenn es nur auf Betrug aufgebaut war bzw. noch immer ist… schade eigentlich denn sich mal schnell erst ein „paar“ Abos von Parteifreunde und dann auch noch schnell ein „paar“ aus der Wirtschaft abkaufen zulassen, wie will man da unabhängig bleiben?

    Reply to this comment
  3. Es geht garnicht darum wer hier seine Sache besser macht, es geht eher darum ob man sich nicht damit kaufen lässt, indem man mal schnell seine Parteifreunde Werbung machen lässt und sogar nicht gerade wenige Abo’s an ein Unternehmen verkauft, wie will man dabei noch unvoreingenommene Berichterstattung gewährleisten? Und wenn die Zahlen stimmen und die notwendigen Abo’s garnicht verkauft wurden und bis jetzt ist ja nivht das Gegenteil bewiesen worden, belügt ihr uns also und das geht ja nun mal garnicht !!!

    Reply to this comment
  4. Leben und leben lassen, wa?

    (Oh , Martin z. schrieb das wie ich nun sehe auch schon, ich lass es aber stehen, war das erste, was mir spontan dazu in den Sinn kam)

    Reply to this comment
  5. name

    Jun 09. 2015

    Mann odk, du benötigst definitiv psychiatrische Betreuung. Ist ja schön, wenn Du arbeitsagenturfinanziert einen Blog betreiben kannst. Denn offenkundig hat auf Deinen seltsamen Umgangsstil in der Branche niemand mehr Bock. Wenn andere ein Onlineprodukt schaffen, das im Gegensatz zu Deinem nicht alimentiert wird, sondern sich am Markt behaupten muss, ist es offensichtlich Dein Neid und Deine Charakterschwäche, in dieser Kampagnentour abzuhassen.

    Reply to this comment
    • von ODK

      Jun 10. 2015

      Verehrter, leider anonym gebliebener Leser,

      nein, die Prenzlberger Stimme ist nicht „arbeitsagenturfinanziert“. Aber offenbar wissen Sie mehr als ich und die Arbeitsagentur finanziert tatsächlich nichtkommerzielle Projekte? Gleich morgen werde ich mich dorthin wenden, um eine Förderung für die Prenzlberger Stimme zu beantragen. Vielleicht könnte man ja so noch zwei weitere Kollegen beschäftigen. Stellen sich das mal vor: Die Prenzlberger Stimme mit verdreifachter Schlagkraft – das wär ein Fest!

      Reply to this comment

Kommentar schreiben

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu. Danke!

Datenschutzerklärung
Social Media Auto Publish Powered By : XYZScripts.com