Damals hatte alles noch seine Ordnung.
Der Torwart trug die Nummer 1, die 2 war der rechte Verteidiger und die 11 der Linksaußen. Alles was drüber war, befand sich auf der Bank. Das war gesetzt, darauf konnte man sich verlassen.
Trainer Jimmy Hagan, der gerade dabei war, Benfica Lissabon in die „drei goldenen Jahre“ des Vereins zu führen, tat dies auch.
Im Hinspiel des Achtelfinales im Europapokal der Pokalsieger gegen den FC Vorwärts Berlin hatte das Team um Stürmerstar Eusebio locker 2:0 gewonnen, da erschien das Rückrundenspiel am 4. November 1970 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark nur eine Formsache zu sein. Was machte es da schon, dass der Superstar des Lissaboner Clubs wegen einer Zerrung nicht zum Einsatz kommen konnte? Die Mannschaft war instruiert, jeder wusste, wen er als Gegenspieler hatte. Doch dann…
Otto Fräßdorf, der auch an diesem Abend die Nummer 2 auf dem Rücken trug, stürmte auf dem rechten Flügel und Horst Begerad, sonst robuster Mittelstürmer des FCV, organisierte mit der 10 auf dem Rücken die Abwehr.
Die Verwirrung bei den Portugiesen war offensichtlich.
Und so rannten die Ostberliner ein aufs andere Mal fast ungehindert auf das Benfica-Tor – Mitte der ersten Halbzeit dann ein Schuss von Horst Wruck: 1:0.
In der zweiten Halbzeit gings weiter: Nachdem er mit einem Kopfball scheiterte, nahm Otto Fräßdorf beim zweiten Versuch den rechten Fuß – 2:0. Die Verlängerung blieb torlos und beim Elfmeterschießen fischte Alfred Zulkowski den von Vítor Martins getretenen Ball aus der Ecke – die Sache war gelaufen. Der Jubel der 15.000 Besucher war wohl bis weit in den Wedding hinein zu hören.
Oder auch nicht.
Denn auf der Westseite des Stadions stand eine hohe Betonmauer, die erst an der Südkurve vom Stadion abbog und alles, was in Richtung Westen gehen oder sehen wollte, zurückhielt. Möglicherweise auch den Jubel.
Gebietsaustausch ermöglichte breiteren Grenzstreifen
Es ist mehr als ein Symbol, dass zu Zeiten der DDR die Sportstätte an der Cantianstraße erst die Heimstatt des Fußballclubs der Nationalen Volksarmee (FC Vorwärts) und dann des Ministeriums für Staatssicherheit (BFC Dynamo) war: Wohl nirgends in Ost-Berlin gab es einen Freiluft-Veranstaltungsort, der so nah an der Mauer lag, wie das Stadion im Jahnsportpark.
Das Stadionrund liegt auf einer Anhöhe, gleich dahinter ein Abhang, der kurz vor der Schwedter Straße endet. Die Straße selbst war die Grenze. So hatte die Stadionmauer nicht nur den Zweck, unerwünschte Ost-West-Wanderungen zu verhindern, sondern auch den Blick auf den im „Tal“ liegenden Wedding zu versperren.
Zum größten Teil unsichtbar wurde der Beton-Limes erst, als man in der zweiten Hälfte des 1980er Jahre den Westteil des Stadions überdachte.
lende Situation.
Zum einen, weil zwischen der Stadionmauer und der Grenze kaum mehr als 50 Meter Luftlinie lagen und zum anderen, weil auf dem abschüssigen Gelände keine Fahrzeuge zu Kontrollfahrten eingesetzt werden konnten.
Das änderte sich erst, als zwischen der DDR und dem Senat ein Gebietsaustausch vereinbart wurde. Westberlin erhielt unter anderem das Lenné-Dreieck und die DDR das Gelände des seit 1985 stillgelegten, auf Weddinger Gebiet liegenden Güterbahnhofs Eberswalder Straße.
Im März 1989 wurde damit begonnen, entlang der neuen Grenze eine weitere, dritte Mauer zu errichten. Das Bauwerk sollte bis Ende November des selben Jahres fertiggestellt werden, doch das Plansoll wurde übererfüllt: Bereits am 8. November ’89 war die neue Mauer komplett hochgezogen.Sie hielt ganze zwei Tage.
Denn bereits am 10. November wurde mit demselben Baugerät, mit dem der Grenzwall errichtet wurde, eine große Lücke in die lange Wand geschlagen. Zwischen beiden Tagen lag eine Pressekonferenz mit SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski als Hauptperson.
Jens Müller via Facebook
Jun 24. 2015
Ja, stimmt, es war nicht alles schlecht!
dirk schmitz
Jun 25. 2015
https://www.youtube.com/watch?v=mhbW0Uc0Q5U
lennè-dreieck zum ländertausch geräumt.