In der Nacht zum Sonntag feierte der ICON-Club Geburtstag. Vierzehn Jahre wurde die Drum&Bass-Location in der Cantianstraße alt – und sie hat gute Chancen, noch weitere vierzehn Jahre zu bestehen. Mindestens. Danach sah es nicht immer aus. Im Sommer dieses Jahres wäre der Club beinahe Opfer
einer sich in kafkaesker Weise sich verselbständigt habenden Pankower Bauverwaltung geworden.
Mit der Behauptung, ein Anwohner hätte sich wegen vom Club ausgehenden Lärms beschwert, der so enorm sei, dass er eine “Gefährdung der Gesundheit der Anwohner” darstelle, hob das Pankower Stadtentwicklungsamt die für das Betreiben des Clubs notwendige Baugenehmi-
gung auf. Besagter Anwohner hatte aber stets bestritten, eine solche Beschwerde überhaupt eingereicht zu haben. Später erklärte der Leiter des Stadtentwicklungsamtes, Heinz Liepold: “Von uns wurden keine Lärmmessungen vorgenommen”. Auch anderweitig sei nicht geprüft worden, ob es – wie in dem Bescheid behauptet – eine unzumutbare oder gar gesundheitsgefährdende Lärmbelästigung gäbe.
Die von den Betreibern umgehend informierten Parteien der Bezirksverordnetenversammlung von Pankow positionierten sich eindeutig: Der Club muss bleiben.
Auf einer Sitzung des BVV-Ausschusses für Stadtent-
wicklung zeigte dann auch Pankows Baustadtrat Michail Nelken endlich Flagge: Sein Ziel sei es, den Betrieb des ICON „auf rechtlich sichere Füße“ zu stellen.
In der selben Sitzung musste Stadtentwicklungsamtschef Liepold nach hochnotpeinlicher Befragung durch die Bezirksverordneten schließlich zugeben, dass es die von ihm behauptete offizielle Beschwerde nie gegeben hatte. Es sei lediglich eine Anfrage auf Akteneinsicht gestellt worden. Bei der Bearbeitung der Anfrage war einem Sachbearbeiter aufgefallen, dass der Club offenbar baurechtlich in einem „Wohngebiet“ liege, was aber nicht zulässig sei. Und so setzte sich die Verwaltungsma-
schinerie in Gang…
Inzwischen wurde auch die alarmierte Fangemeinde des ICON aktiv. Ein Facebook-Account zur Unterstützung des Klubs wuchs schnell auf über 1.000 Mitglieder an, es gab Unterschriftenaktionen, es wurden Flugblätter auf Demonstrationen verteilt, es gab einen Poster-Wettbe-
werb… . Bei der Tagung der Bezirksverordnetenver-
sammlung am 15. September, bei der die drohende Schließung auf der Tagesordnung stand, war der Besuchertrakt überfüllt: Nicht wenige Unterstützer mussten stehen oder nahmen auf dem Fußboden Platz.
Am 5. Oktober erreichte Pamela Schobeß und Lars Döring – die Betreiber des ICON – schließlich die erlösende Nachricht: Der Entzug der Baugenehmigung ist aufgehoben worden, der Club ist gerettet.
Das Beispiel ICON hat gezeigt, dass bei mangelnder Kontrolle der Verwaltung durch die Politik ein Schaden entstehen kann, der nur mit großem Aufwand wieder zu heilen ist. Das dies nicht immer gelingt, wurde beim Knaack deutlich, der zum Jahresende seine Türen dichtmachen muss.