Vier Feldbetten, ein oder zwei Schränke – mehr passt in die kleinen Räume nicht hinein. Bis vor kurzem war das Haus Storkower Straße 133a, dass am Dienstag zu einer Erstaufnahmeunterkunft erklärt wurde, noch ein Verwaltungsgebäude – der Energiekonzern Vattenfall hatte hier eine Verwaltungs- und Kundenbetreuungsfiliale.
„Als wir gestern Abend hier ankamen“, erzählt Jan Schebaum, „hatten die Vattenfall-Leute noch ihre letzten Sachen zusammengepackt.“
Jan Schebaum vom Evangelische Jugend-und Fürsorgewerk (EJF) leitet das seit Ende April das gegenüberliegende „Rupert-Neudeck-Haus“, eine Gemeinschaftsunterkunft für rund 250 Menschen. Auch jenes Haus war einmal ein Bürogebäude. Doch damals blieb Zeit, das Gebäude für den neuen Verwendungszweck umzubauen: Küchen, Sanitäranlagen, Duschen, Gemeinschaftsräume.
Hier aber ist alles anders.
„Gestern (Dienstag – ODK) Abend gegen 18 Uhr“, so Schebaum; „kam die Nachricht, dass das Haus zur Verfügung steht.“ Innerhalb von 24 Stunden mussten die Schlafgelegenheiten herangeschafft und aufgestellt, provisorisch ein Essenraum eingerichtet werden. Zwischendurch der Empfang und die Registrierung der ersten ankommenden Flüchtlinge, fünfzig sind es mittlerweile.
Bis zu 250 sollen es bis morgen (Donnerstag) sein, die hier eine erste Aufnahme finden – in einem Gebäude, das unter normalen Umständen nie und nimmer für eine Unterbringung freigegeben worden wäre.
In dem siebenstöckigen Gebäudes befinden sich lediglich zwei Duschen, auch die beiden Dusch- und Sanitärcontainer, die im Hof aufgestellt wurden, werden längst nicht ausreichen. Jan Schebaum: „Uns ist fest gesagt worden, dass in den kommenden Wochen im Keller des Hauses ausreichend Duschgelegenheiten geschaffen werden.“
Auch die Brandschutzeinrichtungen sind nicht für eine Wohnstätte ausgelegt, deshalb wird auf jeder Etage ein „Brandwächter“ seinen Dienst tun müssen.
Schebaums Handy klingelt. Das Gespräch dreht sich um die Essensversorgung der Flüchtlinge. Die ersten drei Tage übernimmt das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) das Catering, danach muss Jan Schebaum die tägliche Versorgung unter Dach und Fach haben. Andere „Kleinigkeiten“ wie Handtücher, Hygieneartikel, Toilettenpapier müssen sofort verfügbar sein.
„Eigentlich“, sagt Jan Schebaum, und auf seinem übermüdeten Gesicht zeichnet sich ein Lächeln ab, „haben wir es hier doch noch ganz gut getroffen: Kein Zelt, keine Turnhalle – sondern ein richtiges Haus.“
Heute Abend werden weitere 130 Flüchtlinge erwartet. Dann ist auch diese Unterkunft erst einmal voll belegt.
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Storkower 133a – der erste Tag
Carsten Reimann via Facebook
Sep 10. 2015
Sehr gute Idee von Vattenfall, das Gebäude zur Verfügung zustellen und da ja das Jobcenter ind der Storkower sehr ineffektiv ist, könnten doch auch deren Räume und auch ein Teil der MA zur Verfügung gestellt werden oder?
Prenzlberger Stimme via Facebook
Sep 10. 2015
Das Gebäude gehört dem Land Berlin (BIM)
DanielaS
Sep 10. 2015
Das Gebäude wurde von Vattenfall dem Land Berlin (BIM) zur Verfügung gestellt.
von ODK
Sep 10. 2015
Danke für den korrigierenden Hinweis. ODK
Maik Gommert via Facebook
Sep 10. 2015
Schlimmer geht nimmer…. Hier denken doch einige mit dem Arsch…