Was hatte er nicht alles in Bewegung gesetzt. Christian Strahl, Prenzlauer Berger Rechtsanwalt, wehrte sich mit Händen und Füßen gegen den Bau einer dringend benötigten Schulsporthalle, die der Bezirk in seiner unmittelbaren Nachbarschaft in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße plante. Er schrieb Beschwerden, briefwechselte mit dem Bezirksamt, war eine zeitlang so etwas wie ein Dauergast im BVV-Stadtentwicklungsausschuss, er stellte Bürgeranfragen auf BVV-Tagungen, mobilisierte die Presse… .
Seine Begründungen gegen den Bau der Sporteinrichtung waren vielfältig: Die Halle – mit vier Sportflächen – sei überdimensioniert, die Freiflächen neben der Halle wären zu klein, ein anderer Standort – die Werneuchener Wiese am Volkspark Friedrichshain – wäre besser geeignet… .Der tatsächliche Grund seines manchem Beobachter schon querulatorisch erschienen Einsatzes war aber nicht die Sorge, der Bezirk könnte den für Schüler und Sportler optimalen Standort der Halle verfehlt haben: Nein, Strahl war zusammen mit einer Erbengemeinschaft Eigentümer der für den Bau vorgesehenen Grundstücksbrache Dietrich-Bonhoeffer-Straße 6, die er als Parkplatz, Spielplatz für seine Kinder oder als Ort für gemütliche Grillabende nutzte.
Um seiner Forderung nach einem Verzicht auf den Standort Dietrich-Bonhoeffer-Straße Nachdruck zu verleihen (vermutlich aber auch, um nicht als herzloser Egoist dazustehen, der sich allein wegen des drohenden Verlustes privater Annehmlichkeiten gegen den Bau der für den Schul- und Vereinssport dringend benötigten Halle stemmt), sammelte er Unterschriften von Anwohnern, die befürchteten, durch den Sportbetrieb in ihrer kleinstädtische Ruhe gestört zu werden.
Vermeintliche Ruhestörung zieht in Prenzlauer Berg immer – und so setzten binnen kurzer Zeit rund 150 Geräuschebefürchter ihr Signet unter ein Verzichtsbegehren. Der Bezirk ließ sich auch dadurch nicht beeindrucken und bestand auf dem schulnahen Standort der Halle.
Schließlich zog Eigentümer Strahl vor das Verwaltungsgericht und klagte gegen den Bebauungsplan. Fürderhin war in der Sache auf lange Zeit nichts mehr zu hören.
Bis im Frühsommer dieses Jahres das Gerücht durch die hitzegeschwängerte Luft waberte, Christian Strahl sei nunmehr nicht nur bereit, zu verkaufen – sondern er habe auch die Seite gewechselt und sei nun im Namen des Bezirks unterwegs.
Eine Anfrage an das Bezirksamt bestätigte das Geflüster: Ja, Herr Rechtsanwalt Strahl habe seine Klage zurückgezogen und sei nun bereit, zu verkaufen. Auch dass er nun im Auftrag des Bezirksamtes mit den anderen Miteigentümern verhandle, treffe zu.
Frage: Gegen Honorar?
Antwort: Selbstverständlich gegen Honorar.
Über die Höhe des Salärs wollte man sich allerdings nicht äußern. Aber letztlich ist das auch zweitrangig, denn denn Strahl scheint erfolgreich verhandelt zu haben: Der Verkauf des Grundstücks ist nun unter Dach und Fach.
Es ist gut, dass die Sporthalle nun endlich gebaut werden kann. Nur seinen geräuschbesorgten einstigen Mitstreitern wird Christian Strahl wohl noch das eine oder andere erklären müssen.
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