Als vergangenen Jahr das Abgeordnetenhaus Gelder für sogenannte Bürgerbüros der Abgeordneten freigab, war das auch ein kleines Konjunkturprogramm für Eigentümer schwer vermietbarer Ladenlokale.
Neben den der Abhaltung normaler Büro- und und Sprechstunden dienen die Lokalitäten unter anderem auch als Ausstellungsräume, Freifunkstationen oder zu gegebenen Anlässen als Partylocation.
So, wie am Freitagabend.
Da feierten Linksfraktion-Büros in der Erich-Weinert-Straße (Elke Breitenbach, Katrin Möller, Udo Wolf) und in der Greifswalder Straße (Carola Bluhm, Klaus Lederer, Uwe Doering) das einjährige Bestehen ihrer Büros.
In der Weinert-Straße musizierte das „Duo Saitensturm“. Neben gezupften und gestrichenen Tönen boten Thomas Heyn und Sarah Piorkowsky auch Anschauungsunterricht zum Thema „Die Partitur im Wandel der Zeiten.“
Während der Gitarrist ganz klassisch vom Blatt aus Papier spielte, befand sich auf dem Notenständer der Geigerin ein Tablet – wischen statt blättern…
Ihr Abendhonorar spendeten die beiden Künstler übrigens dem Büro für medizinische Flüchtlingshilfe Berlin, kurz „Medibüro“ genannt.
Da weitere Gäste noch einiges draufpackten, kamen schließlich rund 500 Euro zusammen.
Die im Kreuzberger Mehringhof beheimatete Initiative sorgt sich schon seit 1996 um die medizinische Versorgung von „nicht registrierten“ Flüchtlingen, die auf Grund eines fehlenden rechtlichen Aufenthaltsstatus auch kein Anrecht auf medizinische Versorgung haben. Eine Hilfe, die in diesen Zeiten mehr den je vonnöten ist.
Um die doch nicht ganz kleine Entfernung zwischen der Erich-Weinert-Straße und der Greifswalder Straße erträglicher zu gestalten (und feiernde Autobesitzer nach den zweiten Glas Wein erst gar nicht in Versuchung zu zu bringen), hatten die Veranstalter einen Rikscha-Pendelverkehr eingerichtet.
Ha!, dachte sich der Berichterstatter, als er in der Einladung von diesem ganz besonderen Transportservice las: Endlich kann man es mal live und in Farbe erleben, wie sich leibhaftige Abgeordnete buchstäblich für einen in die Seile legen.
Aber Pustekuchen – vorn strampelten professionelle Fahrradchauffeure, während hinten die Partygäste oder aber die Gastgeber selbst saßen… – schade eigentlich.