Weinlese in Prenzlauer Berg: Tausend Kilo Trauben

Nach der überaus mickrigen Ernte des Jahres 2011 erscheint die 2012er Prenzlauer Berger Weinlese rekordverdächtig:
Rund 1.000 Kilogramm – also eine Tonne – Riesling wurden am Sonntag am Fuße der Oderbruchkippe von den Rebstöcken geschnitten. Da war es gut, dass über siebzig Erntehelfer zum Weingarten auf dem Gelände eines ehemaligen Gartenbauamts-Stützpunkts an der Sigridstraße gekommen waren, um mit Hand an die 400 Rebstöcke des Vereins zu legen.
Und weil die Weinbeeren in diesem Jahr so gut wie keine

Fäulnisschäden aufwiesen, rechnen die Vereinswinzer mit einem Ertrag von 700 bis 800 Flaschen Wein. Vom 2011er Jahrgang konnten gerade mal an die hundert gekeltert werden.

Die Masse hat auch Klasse: Dank der warmen und sonnigen Frühherbsttage beträgt das Mostgewicht der Weinbeeren in diesem Jahr zwischen 80 und 85 Grad Oechsle – und das mitten in Berlin! Zum Vergleich: In den traditionellen deutschen Weinanbaugebieten liegt die durchschnittliche Zahl der Oechsle-Grade zwischen 70 und 80.

Die Prenzlauer Berger Weinlese, die nun schon zum neunten Mal stattfand, hatte auch diesmal wieder den fröhlichen Charakter eines mittleren Kleingartenfestes: Drehorgel-Altmeister Rainer Micklich (Ehrenmitglied des Vereins der Internationalen Drehorgelfreunde!) sorgte kurbelnd für den passenden Ernte-Sound – und wer wollte, konnte auch mal selbst am Kasten leiern. Es gab Kürbissuppe, selbst-
gebackenen Kuchen, Bratwürste vom Grill – und selbstverständlich wurden auch Weinproben aus den vergangenen Jahren verkostet.

In den nächsten Tagen wird ein bis unters Dach mit Weintrauben beladener Kleintransporter die Trauben zum Keltern nach Meißen-Proschwitz bringen. Das dortige Weingut von Georg Prinz zur Lippe ist Partner der Berliner Hobbywinzer und sorgt dafür, dass aus den Trauben ein edles Gesöff entsteht.
Auf dem Rückweg wird dann das übersichtliche Ergebnis der 2011er Lese mitgenommen. Die Hälfte davon – also etwa fünfzig Flaschen – geht
wie immer als „Miete“ für den Weingarten an das Bezirksamt Pankow. Möglicherweise wird dann jener Jahrgang dort nicht – wie sonst – zu „Repräsentationszwecken“ genutzt, sondern in der Bezirksverordnetenversammlung bei den Haushaltsberatungen für das kommende Jahr ausgeschenkt.
Als Einstimmung auf die zu erwartenden sauren Zeiten…

 

 

© Fotos Dirk Grabowski

 

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