SG Prenzlauer Berg – SV Buchholz:
Doch nicht Keith Richards – aber Tore im Dutzend

Es gibt so Fragen, die drängen sich einem einfach auf. Zum Beispiel: Aus welchem Grund hat sich Keith Richards die Haare so kurz scheren lassen? Und: Warum liegt er mit verbissenem Gesicht auf dem Sportplatz an der Hanns-Eisler Straße herum?
 
Beim näheren Hinsehen stellte sich dann aber heraus, dass es sich gar nicht um den Stones-Gitarristen, sondern um Steffen Hesse, dem – bedeutend jüngeren! – Tormann der 2. Mannschaft des C-Kreisligisten SG Prenzlauer Berg handelte.
Die SG war nämlich zur Begegnung mit dem Pokalverteidiger mit Ihrer Zweiten angetreten. Und zwar aus einem triftigen Grund, wie Vereinspräsident und Trainer Stefan Daniel darlegte: „Die Zweite wollte auch mal an einem Pokalspiel teilnehmen.“
Die rauhe Pokalluft bekamen die Reservekämpen schon nach

drei Minuten zu spüren, als der Buchholzer Andy Bauermeisters eine Eckball flach zu seinem Prenzlauer Berger Torraum befindlichen Teamkollegen Michel Thurm ablegte, so dass der keine Mühe hatte, die Kugel im Gehäuse unterzubringen. Das hätte eigentlich der Auftakt zu einem großen Schützenfest werden können.
Hätte…
Denn was sich nun abspielte, gehört zu dem Erstaunlichsten des bisherigen Pokalgeschehens überhaupt. Anstatt die

augenscheinliche läuferische und technische Überlegenheit zu nutzen, um dem Gegner im wahrsten Sinne davonzulaufen, ließen sich die Bucholzer in allerlei Geplänkel ein, zuweilen hatte man den Eindruck sie suchten regelrecht den Kampf Mann gegen Mann, anstatt einfach auf und davon ziehen. Das kam den Platzbesitzern, die wacker kämpften, natürlich entgegen und machte ihnen Lust auf mehr.

„Wir sind noch viel zu brav“, rief denn auch der Prenzlauer Berger Keeper einem Mannschaftskameraden während eines Abstoßes zu.

Und sie wurden im Laufe der Zeit tatsächlich noch kecker: Nach einer guten halben Stunde schien die Prenzlberger Zweite dem Ausgleich näher zu sein, als der Favorit dem Ausbau seines hauchdünnen Vorsprunges.
So zum Beispiel um die 35. Spielminute herum, als die Rot-Blauen ihre läuferischen Nachteile mit wuchtigen, gut gezielten Fernschüssen auf das Buchholzer Tor wettzumachen suchten.

Was zu jener Zeit von Buchholzer Seite am Prenzlauer Berger

16-Meter-Raum ankam, wurde mit einer Ausnahme entweder von der Abwehr abgefangen oder aber vom hyperaktiven, oft den gesamten Strafraum durchwandernden Tormann neutralisiert. Beziehungsweise beim Abschluss verzogen oder verstolpert.

Bis zur 41. Spielminute blieben dem Führungstreffer eigentlich nur eine Buchholzer Aktion in Erinnerung,
die man guten Gewissens als Großchance bezeichnen konnte: Ein Schuss von Karsten Dertli an die Latten-
unterkante, bei dem der Ball allerdings wieder ins Feld sprang.

Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff war dann plötzlich ein Buchholzer Angriff zu erleben, wie man ihn aus dem vergangenen Jahr her kannte: Sturm nach vorn, zwei Abgaben, Alexis Schmoldt schießt ein – 2:0.

Mit diesem Stand verabschiedeten sich die Mannschaften dann auch in die Pause.

 

 


 
Der Held nahm seine Wirkingsstätte für die kommenden 45 Minuten in Besitz, hängte das Handtuch in die Maschen und sprach: „So. Zwei, drei Dinger sind heute noch drin.“ Dann warf er sich urplötzloch auf die Seite. Es war die falsche…
Der Anpfiff war noch nicht ganz verklungen, da tauchte urplötzich der Buchholzer Michel Thurm vor dem Prenzlauer Berger Tor auf und schoss dem noch nicht so recht in der zweiten Halbzeit angekommenen Keeper sein Gestgeschenk in den Kasten.

Drei Minuten später erschien der nächste Besuch. der Hausherr kam ihm zwar entgegen – Alex Kähm aber kümmerte dies nicht: Er schoss ihm den Ball zwischen die Beine hindurch, umlief dann den zu Boden gehenden Tormann und lupfte den Ball genüsslich ins leer Tor. Ihm folgten Eric Anders ( 50. Minute – 5:0), zweimal Christian Kahlenberg (53. Minute – 6:0), der seinen Auftritt fünf Minuten später gleich noch einmal wiederholte (7:0).

Nun endlich gelang es der Mannschaft der SG Prenzlauer

Berg sich zu sammeln und so etwas wie eine Gegenwehr zu organisieren.
Doch auch die hielt nicht einmal zehn Minuten.
Und so marschierte in der 65 Spielminute der gerade erst eingewechselte Tobias Otto nach vorn und wollte auch mal.

Nach über einer Stunde auf der Bank fehlte ihm aber offenbar noch das nötige Ballgefühl und der Schuss verrutschte um Einiges. Also holte sich – wieder einmal – Michel Thurm den Ball, um ihn an der richtigen Stelle abzulegen (8:0).

Der Anstoß der Prenzlauer Berger war gerade erst ausgeführt, da hatte sich der Pokalverteidiger schon wieder des Balles angenommen. Pass auf Alexis Schmoldt, der sicher vollendete.

„Mann oh Mann“, stöhnte der Prenzlauer Berger Tormann während einer nun folgenden kurzen Verschnaufpause, die ihm seine Mannschaftskameraden mit Hilfe eines – letztlich erfolglosen – Konters in Richtung Buchholzer Tor verschafften. „Mann oh Mann, 9:0, das kann doch nicht bloß am Torwart liegen… .“

Für eine tiefere Ursachenanalyse fehlte allerdings die Zeit, denn die Gäste aus Buchholz standen wieder ante portas.
Nach einem Eckball in der 72. Spielminute schraubte sich im Strafraum Robert Hahn in die Höhe und köpfte die Kugel zum 10:0 in die Maschen. Karsten Dertli schoss in der 74. Minute dass elfte Buchholzer Tor und in der 85. Spielminute machte Robert Hahn das Dutzend voll.

Und als der Schiedrichter das Spiel beendete hatte und der Jubel verhallt war, schien der Wind von weit her die Fetzen eines bekannten Songs über den Platz zu tragen:
„I can’t get no satisfaction… „
Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
 

 

 

Die Bilder vom Spiel kann man sich als Dia-(“Slide”)Show ansehen, wenn man auf PicLens klickt.

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