Der Knaack kommt zurück


 

Nachdem über ein Jahrzehnt lang vom Clubsterben berichtet wwerden musste, kann nun von einer Clubgeburt berichtet werden. Korrekter: Von einer Wiedergeburt. Der im Jahr 2010 geschlossene Knaack-Klub soll Wiederauferstehen.

 

Es eine dieser typische Prenzlauer Berger Geschichten: Fast 60 Jahre lang war der Knnack Klub in der Greifswalder Straße eine angesagte Adresse. Dann gab es Ärger mit hinzugezogenen Anwohnern, es folgten Auflagen zur Lärmreduzierung – und am Ende stand die Schließung des traditionsreichen Clubs.

Auslöser der Auflagen waren Beschwerden von Anwohnern eines Neubaus in der Heinrich-Roller-Straße. Für jenes Gebäude, das quasi an die Rückwand des damaligen Klubs gebaut wurde, erteilte das Bauamt Pankow 2005 eine Baugenehmigung, ohne dem Bauherrn entsprechende Schallschutzmaßnahmen vorzuschreiben.
Warum dies versäumt wurde, ist nie bekannt geworden.

An der Unkenntnis der Existenz des Klubs sollte es eigentlich es nicht gelegen haben: Der Knaack existierte bereits seit 1952. Dennoch waren in den amtlichen Lageplänen die Knaack-Räume angeblich als Wohnbebauung ausgewiesen und das Amt entschied nach Aktenlage.
Die Clubbretreiber standen vor der Wahl nur noch leise – und ab 22 Uhr ganz leise – Musik zu spielen oder aufzugeben. Man entschied sich für die zweite Variante: Ende 2010 machte der Club dicht.
Die Schließung fiel in die Zeit des großen Clubsterbens in Prenzlauer Berg, in der so angesagte Locations wie das ICON oder der „Klub der Republik“ von der Bildfläche verschwanden.

 

Musik aus Boxen statt Boxen

Der damalige Stdatrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/ Die Grünen), der erst für öffentliche Ordnung und dann für die Stadtentwicklung in Pankow verantwortlich war, ging das schnöde Ende der einstigen Prenzlauer Berger Institution besonders nahe, denn es hatte ja nun tatsächlich etwas mit Verwaltungsversagen zu tun. Also versprach er, sich mit den Betreibern zusammen auf die Suche nach einem neuen Standort für den „Knaack“ zu machen.

Schon 2013 wurde er gefunden: Am südlichen Ende von Mauerpark und Jahnsportpark an der Eberswalder Straße – da, wo sich das Trafohäuschen und die Wendeschleife der Straßenbahn befinden.
Die Fläche gehört dem Land Berlin, eigentlich sollte dort für die Olympischen Spiele 2000, die der damalige Senat nach Berlin holen wollte, eine Boxsporthalle gebaut werden.

Günstig für einen Club gelegen ist der Platz allemal: Nicht ganz so nah an der Wohnbebauung – und die Haltestelle der Straßenbahnlinie M 10 – der „Partytram“ – gleich vor der Tür. Spätestens 2016, so hieß es damals, könnte der Klub am neuen Standort seine Pforten öffnen.

Doch es zog sich. Es gab Probleme mit der BVG, in deren Wendeschleife das Vorhaben realisiert werden soll , aber auch die Telekom hatte da wohl noch ein paar Leitungen herumzuliegen, die sie nicht so einfach überbaut wissen wollte.
 

Ein Saal für 1.000 Besucher

Nun aber scheint es konkret zu werden. Wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen auf eine Anfrage des Prenzlauer Berger Abgeordneten Stephan Lenz (CDU) mitteilte, wurde bereits im Frühjahr 2018 von der Knaack-Kulturhaus GbR beim Bezirksamt Pankow ein Antrag auf einen Bauvorbescheid gestellt.
Anfang dieses Jahres wurde vom Stadtentwicklungsamt ein positiver Bauvorbescheid für ein Kulturhaus mit Konzertsaal, Diskothek und Art-Kino erteilt. Die Knaack-Kulturhaus GbR besteht aus den früheren Knaack-Leute Thilo Goos, der heut heute Geschäftsführer von Black Box Music in Wilhelmsruh ist, dem Projektentwickler Udo Petter und dem Gastronom Matthias Matthies.

Das Grundstück wurde via Erbaupacht an die Knaack-Kulturhaus GbR übergeben. Der dreigeschossige Bau soll einen Konzertsaal für rund eintausend Besucher beherbergen. Daneben sind weitere Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Proben vorgesehen. Und da zumindest einer aus der Knaack-Crew Gastwirt ist, darf wohl auch mit einer zünftigen Kneipe gerechnet werden.

Wenn nun alles weitere glatt läuft, könnte im kommenden Jahr mit dem Bau begonnen und der neue Knaack spätestens 2021 bespielt werden.

 


Der Knaack-Klub geht auf das Ernst-Knaack-Jugendheim zurück, das im Februar 1952 in den Räumen einer ehemaligen Schneiderei in der Greifswalder Straße 224 eröffnet und nach dem antifaschistischen Widerstandskämpfer Ernst Knaack benannt wurde.
Im Vorfeld der „Weltfestspiele der Jugend und Studenten“, die 1973 in Ost-Berlin stattfanden. Wurde die von der staatlichen Jugendorganisation FDJ betriebene Einrichtung zu einem Jugendclub mit Diskothek umgewidmet.
Ab 1990 wurde der Knaack-Klub zu einer privat betriebenen Diskothek mit mehreren „Floors“ ausgebaut.
Wegen des großen Zulaufs besetzten die Inhaber damals erst den Keller, in dem früher eine Darmwäscherei und bauten ihn zu einer Veranstaltungsräumlichkeit um die den schönen Namen „ Neue Darmwäsche“ erhielt. Danach wurde die Dizzy Lounge eingerichtet und und schließlich auch noch der Concert Floor. Hier fanden an mehreren tagen in der Woche Konzerte statt, unter anderem, unter anderem mit so bekannten Bands wie die „Toten Hosen“ und „Rammstein“, die sich hier auch zu ihren Proben trafen.

 

Foto oben: Ben Kriemann

 

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