Eisenbahndenkmal Heinersdorf: Zwei zerstören, eins sanieren?

 

Kurt Krieger, Groß-Möbelhändler und Eigner des ehemaligen Rangier- und Güterbahnhofs Pankow, hat sich bereit erklärt, seinen Verpflichtungen als Eigentümer der Denkmalsanlage des ehemaligen Bahnbetriebswerks Pankow-Heinersdorf zumindest teilweise nachzukommen.
Wie Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/ Die Grünen) gegenüber der Prenzlberger Stimme bestätigte, hat Krieger im Rahmen der „Steuerungsrunde Pankower Tor“ seine Bereitschaft verkündet, den aus dem 19. Jahrhundert stammenden Rundlokschuppen nicht nur zu sichern, sondern sogar zu sanieren.

Weiter dem Verfall preisgegeben bleiben dagegen der Ringlokschuppen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts und das Sozialgebäude aus dem Jahr 1960. Alle drei Gebäude stehen sowohl einzeln, als auch als Gesamtensemble unter Denkmalschutz.
 

Erst spekulativ gekauft, dann den Verfall preisgegegeben

Krieger hatte das Grundstück an der Heinersdorfer Brücke im Wissen um die denkmalgeschützten Gebäude vor mehr als acht Jahren in der Hoffnung erworben, es im Ausgleich für die Erfüllung seiner Wünsche – dem Bau einer Shopping-Mall und mehreren Möbelhäusern auf dem alten Rangierbahnhofsareal – dem Bezirk für die Errichtung einer Schule zu überlassen. Doch eine Machbarkeitsstudie ergab, dass er Platz für eine Oberschule dort wegen der denkmalgeschützten Gebäude nicht groß genug ist.
Auch ist unklar, wie verunreinigt der Boden des Areals ist, auf dem über ein Jahrhundert lang Dampf- und Diesellokomotiven geparkt, gewartet und repariert wurden.

Nachdem mehrfache Aufforderungen des Bezirks an den Eigentümer, seine Verpflichtungen zum Erhalt des erworbenen Denkmalgrundstücks nachzukommen, ins Leere gingen, erwirkte der Bezirk beim Verwaltungsgericht einen Beschluss, der den Möbelhaustycoon dazu verpflichtete, Rundlokschuppen und Sozialgebäude zumindest erst einmal zu sichern.
Den Ringlokschuppen nahm das Gericht von der Sicherungspflicht heraus, weil es zu nahe, an einem ICE-Gleis stehe und Arbeiten dort daher nicht zumutbar seien. Der Gerichtsbeschluss wurde bisher nicht rechtskräftig, da Kriegers Unternehmen dagegen Rechtsmittel einlegte.
 

Möglicher Deal mit dem Bezirksamt

Die plötzlich Richtungsänderung Kriegers könnte Teil eines Deals mit dem Bezirksamt sein: Krieger saniert den Rundlokschuppen – im Gegenzug übernimmt der Bezirk den „Rest“ des Denkmalgeländes mit Ringlokschuppen und Sozialgebäude.
Tatsächlich sprach Stadtrat Kuhn gegenüber der Prenzlberger Stimme davon, dass es seitens des Bezirks nun Überlegungen gibt, das Denkmalgrundstück mit Ausnahme des Rundlokschuppens zu kaufen.
Damit würde Krieger der – millionenschweren – Verpflichtung enthoben, auch die beiden anderen beiden, durch sein Nichtstun verfallenen Gebäude wieder herstellen zu müssen. Noch im Oktober vergangenen Jahres hatte er von der Bezirkspolitik gefordert, das Denkmalensemble zu schleifen.
Doch auch der Bezirk zeigt wenig Interesse daran, das gesamte Denkmalensemble zu erhalten. Ein BVV-Beschluss vom Dezember legte dem Bezirksamt bereits nahe, das Ensemble zugunsten eines Schulneubaus abzureißen und dafür einen entsprechenden Bezirksamtsbeschluss zu fassen.
 

Konflikt mit der eigenen Denkmalschutzbehörde?

Doch so einfach ist die Sache nicht. Vor einem Abriss müssten die Denkmäler durch die zuständige Denkmalbehörde entwidmet werden. Doch Denkmalbehörden sind unabhängig und nicht weisungsgebunden. Das weiß natürlich auch der Pankower Stadtentwicklungsstadtrat. Für den Fall, so Kuhn zur Prenzlberger Stimme, dass sich die Pankower Denkmalschutzbehörde weigern sollte, den Schutz für das gesamte Ensemble und die beiden Einzelgebäude aufzuheben, werde die Landesdenkmalbehörde einschalten. Das würde nichts weniger bedeuten, als dass das Bezirksamt gegen die eigne Denkmalschutzbehörde auszuschalten gedenkt.

 

 



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