Umsteigeknoten Greifswalder Straße frühestens Ende 2024 neugestaltet/ Wird Tunnel mit Goldbeton versiegelt?


 

Das Vorurteil, dass sich in Berlin die großen Verkehrsprojekte endlos hinziehen, trifft so nicht zu: Auch kleine Projekte teilen das Schicksal des Berliner Flughafens.

Erinnert sei zum Beispiel an den zweiten Zugang am S-Bahnhof Prenzlauer Allee, der schon seit 1993 im Gespräch ist. So wurden in weiser Voraussicht in der Ahlbecker und der Kanzowstraße Baulücken offengelassen, auf dass dereinst dort die Ein- und Ausgänge zum Bahnhof eingepasst werden können.

Vor rund zehn Jahren wurde die Sache konkreter, denn man wollte nun der wachsenden Einwohnerzahl des Kiezes und der damit einhergehenden Erhöhung der Zahl jener Fahrgäste, die an der Prenzlauer Allee ein- oder aussteigen, Rechnung zu tragen.
Im Jahr 2012 hieß es von der Deutschen Bahn, die Entwurfsplanungen seien im Großen und Ganzen fertig, der Einbau der Gleisüberführungen soll im Spätsommer 2013 erfolgen. Dann kam immer etwas dazwischen und der S-Bahnhof Prenzlauer Allee blieb bis heute.

 

Direktumstieg von Straßenbahn zur S-Bahn zu teuer

Ein anderer Fall ist die Umsteigesituation zwischen S- und Straßenbahn am Bahnhof Greifswalder Straße. Rund 50.000 Menschen steigen dort um.

Per Umsteigetunnel zu S-und Straßenbahn

Sie bewegen sich dabei durch die leicht mäanderhaften Wege im Bahnhofsbau von der S-Bahn nach draußen (beziehungsweise umgekehrt) und haben dann die Wahl zwischen einer Unterführung (auch Tunnel genannt) und einer ampelgeregelten ebenerdigen Übergang an der Kreuzung Storkower/Greifswalder/Grellstraße, um dann zur Straßenbahn zu gelangen.

Seit Jahr und Tag wird darüber nachgedacht, die Situation fußgänger- und fahrgastfreundlicher zu gestalten. Von kühnen Entwürfen war da zu hören:
So ließ die BVG im Sommer 2014 verlauten, es existiere bereits eine „Vorentwurfsplanung für feste Treppen“ von der Straßenbahnhaltestelle direkt auf den S-Bahnhof hinauf. Praktisch, einfach und gut.

Doch was simpel und bequem für die Fahrgäste ist, scheitert nicht selten an der technischen Umsetzung oder am Geld.

Die baulichen Gegebenheiten der Brücke, auf der sich ein Teil des der S-Bahnsteiges zum erstreckt, seien nicht so, befand die Deutsche Bahn, dass man da eine oder zwei Treppen anschrauben könnte. Und ein treppengerechter Umbau des Brückenbauwerks wäre zu teuer.

Hier ungefähr wäre der neue Halt.

Daher wurde eine neue Variante erdacht, die man im Jahr 2017 der Öffentlichkeit kundtat: Verschiebung der Straßenbahnhaltestelle in Richtung Süden, so dass sie zu gleichen Teilen unter der Brücke hervorlugt (siehe auch Titelbild).
Das hätte den Vorteil, dass die Haltestelle vom Wohngebiet Ernst-Thälmann-Park leichter zu erreichen ist. Dazu sollte es einen Fußgängerübergang direkt vom Bahnhofsausgang zur Straßenbahnhaltestelle geben. Der Tunnel sollte erhalten bleiben. Dann war wieder eine Weile Ruhe im Karton.

Anfang dieses Jahres ließ die Senatsverkehrsverwaltung dann wissen, dass der Tunnel geschlossen werden soll.

 

Lange Abstimmungen und erhebliche Verspätungen

In einer Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz auf eine schriftliche Anfrage des Prenzlauer Berger Abgeordneten Tino Schopf (SPD), wird nun der Grund für die den doch erklecklichen Zeitraum mitgeteilt, warum sich Umsteige-Knotenpunkt Greifswalder Straße bis heite nichts tat:

„Im Zuge der erforderlichen Machbarkeitsstudie erfolgte im Zeitraum 2014 bis 2016 eine längere Abstimmung zwischen BVG und der damaligen Verkehrslenkung Berlin (heute: Abteilung Verkehrsmanagement der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz) zur Umgestaltung der Verkehrssituation im Kreuzungsbereich.
Nach erneutem längeren Abstimmungsbedarf zwischen Senat und BVG wurde in 2019 gemeinsam festgelegt, dass die BVG die Schließung der Fußgängerunterführung beplanen und durchführen soll. Dazu wurde die Notwendigkeit nach einer gemeinsamen Verwaltungsvereinbarung zwischen BVG und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) festgestellt. Diese Verwaltungsvereinbarung ist gegenwärtig in Erarbeitung“

Alkerdings gibt es bei der Deutschen Bahn AG . wie im richtigen Leben auch – lang anhaltenden Verspätungen:

„Nach Feststellung der Planungsbetroffenen bei der DB AG erfolgten ab 2019 Anfragen bei der DB AG zu den Bestandsunterlagen der Brückenbauwerksüberbauten über der Tram Haltestelle S-Greifswalder Straße. Bisher liegen der BVG keine ausreichenden Bestandsunterlagen der Brückenbauwerksüberbauten vor.“

 

500.000 Euro für die Tunnelverfüllung

Auch, dass der Tunnel nicht einfach zugeschüttet wird, ist aus der Mitteilung an den Abgeordneten Schopf zu entnehmen.

Tunnelverfüllung für ’ne halbe Million

Vorgesehen sei „eine Entkernung und hohlraumfreie Verfüllung der Tunnelanlage und der Betriebsräume mit Fließboden sowie den Rückbau und niveaugleiche Abdeckelung der Treppenabgänge“.
Die Senatsverwaltung hat auch gleich die Kosten der für diese Art der Tunnelschließung ermittelt: Eine halbe Million Euro. Offenbar ist eine exklusive Verfüllung mit Goldbeton vorgesehen.

Aber keine Angst, es ist längst noch ist es nicht soweit. Denn „für die Erstellung der fertigen Entwurfsplanung Tram-Haltestelle (inkl. umliegender Bauwerke der Deutschen Bahn) sind“, so die BVG, „aktuell noch einige DB-Bestandspläne ausstehend.“

In die Entwurfsplanung fließen dann die Werte der DB-Bestandspläne ein, die wiederum für die Stellungnahme der Deutschen Bahn zu den Abständen zwischen Tram-Haltestellendach und der Brücke notwendig sind. Und so lange die Entwurfsplanung nicht vollständig ist, kann laut BVG die Verkehrsplanung (1. Lichtsignalanlagen-Fußgängerüberweg, 2. Verkehrsführung
während der Bauzeit) nicht fortgesetzt werden.

 

Außer den Kosten ist noch vieles unklar

Außerdem können die Bauarbeiten an der Straßenbahnhaltestelle sowieso erst

„umgesetzt werden, sobald die Tunnelschließung erfolgt ist. Die dazu benötigte Verwaltungsvereinbarung liegt dem Senat zur Prüfung vor. Außerdem sind eine Stellungnahme zum bestehenden Zustand des darunterliegenden Mischwasserkanals von den Berliner Wasserbetrieben und die Beauftragung eines Ingenieurbüros zur planerischen Umsetzung der Tunnelschließung ausstehend.“

Alles klar?

Dennoch zeigt sich die BVG optimistisch: „Der Rückbau der Bahnsteige soll voraussichtlich im Sommer 2023 erfolgen.“ Um sofort die möglicherweise aufkommende Euphorie wieder zu dämpfen: „Mit einer baulichen Fertigstellung ist aus jetziger Sicht frühestens Ende 2024 zu rechnen.“

Die Gesamtkosten werden sich laut Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz auf „schätzungsweise 2.050.000 Euro“ belaufen.

Nach derzeitigem Stand.

Aber bis dort der erste Klumpen Goldbeton im Tunnel versenkt wird, ist es ja noch eine Weile hin.

 

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3 Kommentare zu “Umsteigeknoten Greifswalder Straße frühestens Ende 2024 neugestaltet/ Wird Tunnel mit Goldbeton versiegelt?”

  1. oh oh

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  2. Danke Olaf, wie immer ein toller Artikel von Dir! Die wollen diesen Knotenpunkt neu gestalten? Ich lach mich tot.

    Und jetzt meine Abrechnung mit dem Thema „Barrierefreiheit“ in Berlin:

    Wenn ich schon in Berlin immer höre, „Barriere-fei“ – das ist der allergrößte Witz! Entweder fehlen viel zu oft Bordsteinabsenkungen ganz oder diese sind zu hoch (In Berlin – anders als in anderen Städten) ist keine „Null-Barriere“ angedacht bzw. vorgeschrieben!). S-Bahn-Fahrer maulen immer wieder herum, weil sie von mir höflich und freundlich gebeten werden, die Rampe wegen meines Rollstuhls anzulegen. Geschäfte und Restaurants haben erst gar keine Rampe für Rollstuhlfahrer. Viele Gehwege sind die reinsten Holper-Pisten. Rollstuhlfahrer und andere Gehbehinderte werden auf Gehwegen nicht nur von Fahrrad-Chaoten behindert und gefährdet, sie werden auch schon mal von diesen angekarrt und die Arschlöcher hauen dann einfach ab. Behinderten-Parkplätze werden laufend von Nicht-Behinderten blockiert – Polizei und Ordnungsamt kontrollieren hier kaum und schleppen erst nach eindringlicher Aufforderung durch einen Schwerbehinderten ab.

    Die sind ja sogar zu blöde, den Aufzug zum S-Bahnsteig in der Greifswalder Straße so einzustellen, daß auch ein Rollstuhlfahrer diesen problemlos benutzen kann. Laufend knallt mir schon nach einer Sekunde die Tür vor meiner Nase zu, komme gar nicht rein und das Ding haut ab. Ich habe mir sogar schon beim hinein bzw. heraus fahren die Arme in der zuknallenden Tür eingequetscht bzw. aufgeschrammt. Oder die Tür hat mein Steuerteil vom Rollstuhl zur Seite gedrückt. Um überhaupt durch die Tür zu kommen, muß ich vorwärts hinein fahren, komme dann jedoch rückwärts kaum noch raus, weil die Tür gleich wieder zuknallt. Und hinten habe ich auch keine Augen! Es ist einfach zum Kotzen! Außerdem gibt es zu viele Aufzüge, die laufend kaputt und damit außer Betrieb sind. Die werden auch nur schleppend repariert. Der größte Clou: Auch die relativ neuen Aufzüge im Hauptbahnhof, Ostkreuz u.s.w. sind laufend defekt. Was haben die da für einen Schrott eingebaut?
    Beim nächsten Zwischenfall mit diesem Aufzug werde ich die Polizei rufen und Strafanzeige gegen den Betreiber – die BVG – stellen, wegen Körperverletzung und/oder Sachbeschädigung. Vielleicht machen die dann endlich mal was mit diesem scheiß Aufzug. Mir reicht’s jetzt! Übrigens haben auch andere Fahrgäste – besonders Frauen mit Kinderwagen – ganz ähnliche Probleme mit diesem scheiß Aufzug!

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  3. der Aufzug Landsberger Allee ist ständig Kaputt

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